Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Jungs dabei, die nich mal aus der Stadt sin, Militärtypen, die meinen, sie warn wer weiß wie klasse, weil sie ’n paar Gelbe und Rotbraune kaltgemacht ham. Ich hab mit elf Jahren einen erwachsenen Mann abgestochen. Schaun Sie in meiner Akte nach, wenn Sie’s nicht glauben.«
»Sie wollen Johnny drankriegen, stimmt’s?« sagte ich.
Er schniefte nach wie vor durch die Nase, holte dann ein zusammengeknülltes Taschentuch aus seiner Hosentasche und schneuzte sich.
»Johnny is’n Schlucker, auch wenn man’s ihm nicht anmerkt«, sagte Dapolito. »Ein Schlucker schaut vor allen Dingen auf sich selber. Sonst wärst du Arschgeige schon längst Fischfutter.«
Ich ging dem Streifenwagen entgegen, den mir der Diensthabende geschickt hatte. Der Deputy, der ihn fuhr, war ein kräftig gebauter Halbindianer namens Cecil Aguillard, dessen Miene etwas Sumpfiges ausstrahlte, das den meisten Menschen ziemlich unheimlich war.
»Isser bewaffnet?« fragte Cecil.
»Nein, es sei denn, er trägt ein Knöchelhalfter.«
»Was hat er gemacht?«
»Bislang gar nichts«, sagte ich.
Sein Gürtel mit dem Waffenholster und dem Schlagstock knarrte wie altes Sattelleder, als er vor mir her zum Bootsanleger hinunterging. Der Sonnenschirm über Patsys Kopf bauschte und blähte sich im Wind. Cecil kippte ihn zur Seite, damit er ihm ins Gesicht schauen konnte.
»Zeit zum Aufbruch«, sagte Cecil.
Patsy hatte sich über die Tischplatte gebeugt und studierte mit finsterer Miene ein Magazin für Sportangler und Jäger. Er erinnerte mich an ein trotziges Kind, das an seinem Pult in der Schule hockt und nicht daran denkt, vor der Nonne klein beizugeben.
»Dave will Sie hier nicht haben«, sagte Cecil.
»Ich hab nix gemacht.« Krumm und bucklig saß er da, hatte die geballten Fäuste links und rechts auf dem Rand der Illustrierten liegen, den Blick zum Bootsanleger gewandt.
Cecil schaute mich an und deutete mit dem Kopf zum Köderladen hin. Ich folgte ihm.
»Schaff alle Leute von hier draußen weg, Dave. Ich kümmer mich drum«, sagte er.
»Das haut bei dem Typen nicht hin.«
»Es wird hinhaun.«
»Nein, der kommt wieder. Danke, daß du extra rausgefahren bist, Cecil. Ich melde mich wieder, wenn Not am Mann ist.«
»Halt ich nicht für klug, Dave. Wenn du jemand wie dem den Rücken zukehrst, schlitzt der dir sofort den Bauch auf.«
Ich sah Cecil hinterher, als er im länger werdenden Schatten der Bäume davonfuhr, half dann Batist dabei, die toten Elritzen aus den Köderfischbecken auszusieben und die Boote abzuspritzen, die wir an diesem Tag vermietet hatten. Patsy Dapolito saß immer noch an seinem Tisch, rauchte eine Zigarette nach der anderen, blätterte in der Illustrierten herum und wischte sich ab und zu einen Käfer oder eine Mücke aus dem Gesicht.
Die Sonne war hinter dem Haus versunken, und die Wipfel der Zypressen leuchteten gräulich rosa im Abendrot.
»Wir schließen jetzt, Patsy«, sagte ich.
»Dann schließt doch«, sagte er.
»Bei uns hier draußen gibt’s folgenden Witz. Wacht jemand eines Morgens auf seinem Hausboot auf und hört, wie zwei Moskitos über ihn reden. ›Komm, wir locken ihn raus und fressen ihn auf.‹ Sagt der andere: ›Lieber nicht. Dann nehmen ihn uns bloß wieder die ganz Großen weg.‹«
»Kapier ich nicht«, sagte er.
»Einen angenehmen Abend«, sagte ich und ging hinauf zum Haus.
Zwei Stunden später war es dunkel. Ich schaltete vom Haus aus die Lichterkette über dem Bootsanleger an. Patsy Dapolito saß nach wie vor an dem Tisch, über ihm der eingerollte Cinzano-Schirm. Die bleiche Gestalt drunten am Steg sah aus, als glühe sie in der feuchten Luft.
Etwas später bogen Bootsie und Alafair, die in Lafayette einkaufen gewesen waren und den Wagen voller Lebensmittel hatten, in die Zufahrt ein.
»Dave, drunten am Bootsanleger sitzt ein Mann«, sagte Bootsie.
»Das ist Patsy Dap«, sagte ich.
»Derjenige, dem du ...« setzte sie an.
»Genau der.«
»Ich glaub es nicht. Er treibt sich bei unserem Bootssteg herum?«
»Der tut niemandem was zuleide«, sagte ich.
»Dazu wird er auch nicht kommen. Nicht, solange ich hier bin.«
»Ich glaube, Johnny Carp hat ihn fallenlassen. Deswegen ist er hier – nicht, weil er’s auf mich abgesehen hat. Der weiß nicht mal, wie er mit seinem eigenen Schlamassel klarkommt, und dann gibt ihm auch noch der einzige Mensch, vor dem er je Respekt gehabt hat, den Laufpaß.«
Aber so leicht nahm sie es mir nicht ab.
»Ich werd ihn schon los«, sagte
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