Im Dunkeln der Tod
müssen.«
Vorsichtig drehte Sohlman den Toten um.
»Ja, das ist er.«
Karin keuchte auf.
»Seht euch das an. Da am Hals.«
Alle beugten sich vor und sahen die Schlinge. Zweifellos hatten sie es mit demselben Täter zu tun.
Knutas richtete sich auf und schaute sich auf dem menschenleeren Friedhof um.
»Der Körper ist noch immer warm«, sagte Sohlman. »Besonders lange kann er noch nicht tot sein.«
»Wir müssen sofort die Umgebung von Hunden durchsuchen lassen«, sagte Knutas und fing an, Befehle zu erteilen. »Der Mörder ist vielleicht noch nicht weit. Er muss ein Auto gehabt haben, wann geht die nächste Fähre zum Festland, verdammt noch mal? Die muss angehalten werden, und dann müssen wir jedes Auto durchsuchen und jede Person überprüfen. Diesmal darf er nicht entkommen.«
JOHAN UND PIA hatten hart gearbeitet, seit die Polizei bekannt gegeben hatte, dass Hugo Malmbergs misshandelter Leichnam auf Egon Wallins Grab gefunden worden war. Der Mord verursachte eine regelrechte Hysterie, und in Stockholm wollten alle das neue Material von Gotland sofort nach der Aufnahme überspielt haben. Der zweite aufsehenerregende Mord in Visby führte auch bei der Lokalbevölkerung zu einer gewissen Panik, und die Kunsthändler schlossen ihre Läden. Die Spekulationen schlugen hohe Wellen, immerhin schien es der Mörder auf Personen abgesehen zu haben, die mit Kunstwerken handelten. Die Polizei hatte eine chaotische Pressekonferenz abgehalten, wo die an die fünfzig anwesenden Journalisten sie mit Fragen geradezu bombardiert hatten. Die Nachricht hatte sich in ganz Skandinavien verbreitet, und inzwischen waren auch dänische und norwegische Presseleute in Visby eingetroffen.
Als der letzte Beitrag für die Abendsendungen redigiert war, blieb Johan noch in der Redaktion sitzen. Er war viel zu gestresst, um gleich nach Hause zu fahren. Musste seine Gedanken sammeln. Pia verschwand, sowie sie ihren Beitrag abgeschickt hatten, sie wollte ins Kino. Kino, jetzt?, fragte Johan sich. Wie muss man geschaffen sein, wenn man sich nach allem, was hier passiert ist, auf einen Film konzentrieren kann?
Er setzte sich mit Papier und Kugelschreiber hin und versuchte, die Ereignisse seit dem ersten Tag zu analysieren.
Der Mord an Egon Wallin. Die gestohlenen Kunstwerke in dessen Reihenhauskeller.
Der Diebstahl des »Sterbenden Dandys« auf Valdemarsudde.
Die Skulptur, die aus Wallins Galerie gestohlen worden war, um dann während des Diebstahls auf Valdemarsudde platziert zu werden. Das Original stand in Muramaris. Dort hatte der Täter gewohnt, jedenfalls zurzeit des ersten Mordes. Danach war Hugo Malmberg ums Leben gekommen, und sein Leichnam war auf Egon Wallins Grab gefunden worden.
Johan schrieb die ihm bekannten Berührungspunkte zwischen den Opfern auf.
Beide waren Kunsthändler.
Beide waren homosexuell, wenn er das richtig verstanden hatte. Hugo offen, Egon insgeheim.
Sie hatten sich beide an einer Stockholmer Galerie beteiligen wollen. Partner, dachte er. Waren sie auch sexuelle Partner gewesen? Das hielt er für sehr wahrscheinlich. Er notierte »sexuelle Partner« unter den Berührungspunkten.
Er blieb sitzen und starrte eine Zeit lang an, was er da geschrieben hatte. Es stellten sich zwei Fragen. Auch die schrieb er auf:
1. Warum wurde der »Sterbende Dandy« gestohlen?
2. Wird es ein weiteres Opfer geben?
Es gab keinen Grund zu der Annahme, dass der Mörder nicht weitermachen würde. Johan notierte das Wort: Dandy. Was ist ein Dandy?
Er suchte das Wort im Internet und erhielt folgende Definition:
Snob, Geck, ein Dandy wird assoziiert mit Eleganz, Kaltblütigkeit, Sarkasmus, Ironie, Androgynität oder sexueller Ambivalenz.
Hielt der Täter sich für einen Dandy, oder waren die Opfer die Dandys?
Johan dachte dann über die Personen nach, die in der Ermittlung eine Rolle gespielt hatten. Pia hatte die Gäste bei Egon Wallins Vernissage notiert. Die Liste hatte sie von Eva Blom in der Galerie bekommen, und Johan hatte nicht gefragt, wie sie das geschafft hatte. Er war sich nicht sicher, ob er das überhaupt wissen wollte.
Schon bald blieb er bei einem Namen hängen. Erik Mattson. Das war doch der Dardel-Experte, der sich im Fernsehen mehrere Male zu dem Diebstahl auf Valdemarsudde geäußert hatte. Was für ein Zufall. Er arbeitete im Auktionshaus Bukowskis in Stockholm. Johan beschloss, ihn anzurufen. Er suchte sich im Netz Bukowskis Homepage und fand Namen und Bild. Er schnappte nach Luft, als er das Bild
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