Im eigenen Schatten
für den Staatsanwalt.« Bevor es wieder versteinerte, zeichnete ein freches Aufblitzen das Gesicht der Inspektorin. »Haben die keine Sicherheitskontrollen an diesem Flugplatz?«
»Pina, das ist ein Sportfliegerverein, da hat Zugang, wer will. Ein Wachdienst fährt jede Nacht zweimal zur stets gleichen Zeit vorbei. Das hindert nun wirklich keinen. Und die Schlösser am Hangar sind auch kein allzu großes Problem. Spechtenhauser war der einzige Profiflieger dort.«
»Wir suchen also wie immer nach etwas, von dem wir nicht wissen, was es ist. Wollen Sie etwa auch seine Firmenräume auseinandernehmen?«
Laurenti hob die Achseln. »Wenn es nötig ist, warum nicht?«
»Können Sie mir eigentlich sagen, weshalb die Zwillinge, ihr Halbbruder und auch seine Mutter Autos mit deutschem Kennzeichen fahren? Alle Mercedes, bis auf die Moto Guzzi.«
Rasch nahm er ein Blatt und schrieb die drei Autonummern auf, die er in der Remise von Gundolf Moser gesehen hatte. Alle begannen mit RO-S und unterschieden sich nur in der letzten Ziffer auf dem Nummernschild. »In etwa so?«, fragte Laurenti und hielt das Blatt hoch.
»Ja.« Die Kleine war perplex. »Nur die Zahlen sind andere.«
Fährten legen, Spuren verwischen
Den Polizeibeamten, die am Ausgang des Terminals postiert waren, konnten sie dank der stürmischen Begrüßung durch die beiden Damen, die sie dort vor dem Audi mit geöffnetem Wagenschlag erwarteten, elegant ausweichen. Eine üppige Rothaarige trug die Schirmmütze eines Generals der Roten Armee und warf sich, vor Entzücken kreischend und trotz der gewagt hochhackigen Schuhe, auf den Direktor, während Einstein von der zierlichen, sonnengebräunten Brünetten abgeknutscht wurde. Die Beine der Fräuleins waren lang, was man von ihren Röckchen, unter denen der Ansatz der Höschen hervorblitzte, kaum sagen konnte. Selbst bayrische Polizisten drückten bei so viel rührseliger Anmut ein Auge zu und kontrollierten die beiden Passagiere nicht.
Aus dem Augenwinkel nahm der Direktor am Seitenfenster des anfahrenden Flughafenbusses Johann Pixner wahr, dann ließ Robert Unterberger sich auf den Beifahrersitz fallen, während Salvatore Cassara den Platz neben seiner sonnenverwöhnten Schönheit einnahm und den Polizisten freundlich zulächelte, während er die Wagentür schloss. Die Rote setzte sich hinters Steuer, lenkte den Audi gemächlich aus dem Parkverbot und hielt sich während der Fahrt zur Autobahn streng ans Tempolimit. Nachdem sie die Abzweigung Richtung Salzburg genommen hatte, nahm sie die Mütze ab und warf sie ihrem Beifahrer auf den Schoß.
»Vierzig Euro musste ich dem Trödler dafür bezahlen, etwas Blöderes ließ sich nicht finden.«
»Die macht was her. Leg sie so auf die Hutablage, dass man Hammer und Sichel sieht.« Der Direktor reichte sie Einstein nach hinten und steckte sich die erste Zigarette nach dem Flug an. »Und du, Anita, hältst dich penibel an die Verkehrsregeln. Auch wenn wir eine Stunde länger brauchen sollten.«
»Aber sicher, mein Schatz.« Der Feuerschopf hauchte ihm einen Kuss zu und schaltete die Stereoanlage ein. Der Song »Once in a Lifetime« der Talking Heads, mit dem Refrain »Same as it ever was« ließ die Bordlautsprecher vibrieren. »Auf der Herfahrt hast du schon alle Rekorde gebrochen«, sagte Anita. »Die Österreicher werden dich fürs Guinness-Buch vorschlagen. Mit den Fotos aus den Radarkontrollen wirst du ein ganzes Album füllen können.«
»Diesmal ist es etwas anderes. Spätestens südlich der Alpen ist mit einer Menge Kontrollen zu rechnen.«
Vor drei Tagen, am Dienstag, hatten sie den Audi in Pordenone gemietet und waren mit der Absicht, unterwegs möglichst viele Andenken zu hinterlassen, nach München gedonnert, wo sie zwei Zimmer im Bayerischen Hof bezogen. Die beiden Männer hatten lediglich ihre Kleidung in den Schrank gehängt, getragene Hemden und Unterhosen in die Schubladen gestopft, das Necessaire im Badezimmer deponiert, waren dann stante pede mit dem Taxi zum Flughafen gefahren, um die nächste Maschine nach Venedig zu nehmen und nach Eraclea Mare zurückzufahren, wo sie am Nachmittag wieder zu den Sturmtruppen stießen. Die Damen hatten lediglich die Aufgabe, während der nächsten beiden Tage, bevor sie morgens das Zimmer verließen, die gebrauchten Kleidungsstücke der Männer im Zimmer zu verstreuen, etwas Rasierschaum am Waschbecken zu verschmieren und die Betten so zu zerknüllen, dass dem Zimmermädchen ihre Abwesenheit nicht
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