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Im eigenen Schatten

Im eigenen Schatten

Titel: Im eigenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Laurenti unvermittelt. »Doch nicht zum Flaschenöffnen?«
    Donna Rita schaute ihn erstaunt an. »Ernesto Galimberti ist ein enger Vertrauter und in alle Geschäfte meines Exmannes eingeweiht, Laurenti. Ich dachte, Sie versuchten, so viel Informationen wie möglich zu bekommen, um den Mörder meines Mannes zu überführen.«
    Der Anwalt trug wieder dieses Spülwassergrinsen im Gesicht, das er nur abgelegt hatte, während er mit dem Verschluss der Sektflasche beschäftigt war. »Das Spitzenprodukt von Spechtenhausers Weingut, Commissario«, sagte er und goss ein. »Donna Rita Riserva 2006 Extra Brut. Eine Cuvée aus Chardonnay, Pinot Nero und Pinot Bianco. Wenn Sie den allein trinken wollen, ziehe ich mich selbstverständlich zurück.«
    Galimberti machte Anstalten, sich zu erheben, doch Laurenti winkte ab. »Ich bin ein Freund spontaner Begegnungen, Avvocato. Bleiben Sie. Ich habe übrigens den Eindruck, dass wir uns schon einmal begegnet sind.«
    »In unseren Berufen haben wir mit so vielen Menschen zu tun, dass wir uns unmöglich an alle erinnern können. Und Sie sind dazu noch einiges älter als ich.«
    »Ich vergesse nie jemanden, Galimberti. Das haben schon zu viele gehofft. Wenn Sie aber in Ihrem Alter bereits Probleme mit dem Gedächtnis haben, dann vergessen Sie wenigstens nicht, dass ein Arzt im Frühstadium noch helfen kann. Donna Rita, soweit ich unterrichtet bin, sind Sie die engste Vertraute Ihres Exgatten gewesen. Wussten Sie von dem Goldtransport?«
    »Aber sicher. Franz hat mich über die großen Geschäfte meist telefonisch unterrichtet. Die Lieferung hatte er einige Tage vor seinem Tod in Auftrag gegeben. Damals hat er ein Fax geschickt, weil ich nicht erreichbar war.«
    »Wer wusste noch davon, Signora?«
    »Die Beteiligung an der Aurum d.o.o. hat er selbst verwaltet. Auch die Geschäftsleitung hat nur an ihn direkt berichtet, er hat sie mit zwei Personen seines Vertrauens besetzt. Kaum vorstellbar, dass diese ihre Loyalität gebrochen haben. Die Lieferungen erfolgen unter strengster Geheimhaltung. Franz hat mit Sicherheit niemand anderen als mich eingeweiht. Er war extrem diskret. Was allerdings die Banca d’Italia oder das Werttransportunternehmen angeht, bin ich überfragt.«
    »Seit wann sind Sie die Vorsitzende der Spechtenhauser Capital, der Familienholding?«
    »Seit knapp fünf Jahren. Zum dreißigsten Geburtstag seiner Kinder aus zweiter Ehe hat er das Unternehmen komplett umstrukturiert und sein Vermögen verteilt. Obwohl wir uns privat etwas entfernt haben, sind wir Vertraute geblieben. Ich habe eigenes Geld in die Holding investiert, Commissario, und halte zwölfeinhalb Prozent der Anteile.«
    »Ein Achtel des Kapitals. Und die Kinder?«
    »Die wurden bei der Verteilung alle gleich behandelt. Bis auf den letzten Cent. Auch mein Sohn Nikolaus.«
    »Die drei sind Alleinerben, Donna Rita? Ich nehme an, Sie wurden mit der Scheidung damals korrekt abgefunden.«
    »Einspruch, Commissario«, mischte sich Galimberti ein, der bisher mit steinerner Miene dem Gespräch zugehört hatte. »Ihre Frage zielt auf einen konkreten Verdacht ab.«
    »Lass nur, Ernesto. Ich will Klarheit. Das erspart Missverständnisse und spätere Nachfragen.« Die Frau lächelte bemüht. »Sie könnten es eigentlich selbst ahnen, mein lieber Laurenti. Hätte es Zwist zwischen Franz und mir gegeben, wären wir uns kaum so eng verbunden geblieben. Keines der drei Kinder wurde bevorzugt oder benachteiligt. Und alle verfügen über so viel Vermögen, dass sie dumm wären, ein solches Verbrechen zu begehen. Wozu?«
    »Crudelitatis mater est avaritia«, antwortete Laurenti und blickte zum Fenster hinaus.
    »Die Mutter der Grausamkeit ist die Habgier«, übersetzte Galimberti unnötigerweise.
    »Gut aufgepasst, Avvocato«, sagte Laurenti. »Sie sind der Rechtsbeistand der Spechtenhauser Capital. Und Sie stehen auch Donna Rita bei. Ferner sind Sie ein erfolgreicher Strafrechtler. Ich nehme an, dass auch Sie nicht am Hungertuch nagen.« Der Commissario hob sogleich beschwichtigend die Hand. »Ein schlechter Scherz, verzeihen Sie. Wusste eigentlich Ihr Anwalt von dem Transport, Signora?« Laurenti leerte sein Glas, der Spumante war lauwarm geworden. Aus dem Augenwinkel beobachtete er Galimberti, dessen Dauerlächeln eingefroren war, die Augen dagegen spuckten Feuer.
    »Gesagt habe ich es ihm nicht«, sagte Donna Rita. »Und weshalb Spechtenhauser ihn darüber hätte informieren sollen, ist mir schleierhaft. Avvocato Galimberti hat

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