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Im Fadenkreuz der Angst

Im Fadenkreuz der Angst

Titel: Im Fadenkreuz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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geben.«
    »Kann mich nicht erinnern.«
    Mr McGregor lässt seinen Stuhl zurückrollen. Auf dem Pullover unter seinen Brüsten sind Schweißflecke. »Können Sie sich wenigstens an das erinnern, was heute Morgen war?«
    »Das kommt drauf an. Was soll denn heute Morgen gewesen sein?«
    Eine unheilvolle Pause. »In unserer Schule herrscht absolutes Gewaltverbot. Ist Ihnen das klar?«
    Ich stelle mir vor, ich fliege von der Schule und Dad dreht durch. »Ja«, flüstere ich.
    »Könnten Sie mir also erklären, was auf dem Roosevelt-Weg vorgefallen ist?«
    »N-nichts, Sir.«
    »Nichts?«
    »Nein, Sir, nichts.«
    »Sie haben sich nicht mit Harrison geprügelt?«
    »Nein, Sir. Nicht richtig. Ganz egal, was Mr Bernstein sagt.«
    »Wer behauptet denn, er hätte mir was gesagt?« Mr McGregor zieht seine mächtigen Augenbrauen hoch. »Was hätte er mir denn sagen sollen?«
    »Ich weiß es nicht. Nicht wirklich.« Ich zappele wie ein Fisch am Haken.
    McGregor zieht mich an Land, schön ruhig und langsam. »Harrison hat gesagt, Sie seien mit Ihrem Rad zickzack gefahren, mitten auf der Straße. Er habe Sie gebeten, an die Seite zu fahren, so dass er und seine Freunde vorbeikonnten. Sie hätten sich umgedreht, ihn und seine Familie beleidigt und seien dann an den Bordstein gerammt. Als er Ihnen helfen wollte, hätten Sie ihm die Schuld an dem Unfall gegeben und ihmvorgeworfen, er würde Sie angreifen. Daraufhin hat er sich an mich gewendet, damit klargestellt wird, dass ihn keine Schuld trifft. Entspricht Harrisons Darstellung den Tatsachen?«
    »Ich   … das hab ich vergessen.«
    »Vergessen ist wohl eine Angewohnheit von Ihnen, Sabiri? Ein Charakterzug?«
    Ich starre auf den Teppich.
    »Sehen Sie mich an, wenn ich mit Ihnen rede!«
    Ich blicke auf.
    »Als Harrison am Freitag zu mir ins Büro geschickt wurde, kam er umgehend«, sagt McGregor. »Sie hingegen zogen es vor wegzulaufen. Heute antworten Sie auf jede meiner Fragen mit ›Ich weiß nicht‹ oder ›Habe ich vergessen‹. Auch Feigheit scheint ein Charakterzug von Ihnen zu sein, Sabiri.«
    »Ja, Sir«, murmele ich.
    Mr McGregor macht die Tür zum Sekretariat auf und bittet die Sekretärin, Eddy holen zu lassen. Während wir auf Eddy, die Fritte, warten, schreitet McGregor in seinem Büro auf und ab und führt lang und breit aus, dass ich mich an die Regeln zu halten hätte, dass ich den Anordnungen des Lehrpersonals zu folgen hätte, dass ich Fragen zu beantworten hätte und dass ich seine Zeit nicht verschwenden dürfe.
    Eddy kommt, als es zur Mittagspause klingelt.
    McGregor zwingt uns zum Händeschütteln, dann verkündet er mit kaltem Blick: »Die Sache von heute Morgen wird keine Folgen haben. Aber ich habe einen Aktenvermerk angelegt. Und Sie, Sabiri, werden von mir für unberechtigtes Entfernen aus dem Unterricht,für Fluchen und für Drückebergerei mit täglich einer Stunde Schularrest bestraft, die Sie hier im Sekretariat absitzen werden, und zwar vor Unterrichtsbeginn, bis zum Ende der Woche. Harrison, Sie bekommen für die Bemerkung, die Mr Bernstein zu Ohren gekommen ist, eine Stunde Schularrest, die Sie jetzt sofort absitzen werden.«
    Eddy und ich verlassen McGregors Büro. Eddy lässt sich auf die Bank fallen, um seine Stunde abzusitzen.
    »Das wirst du mir büßen«, zischt er leise.
    »Was denn? Ich habe doch gar nichts gemacht?«
    »Sag das deinem Bestatter.«
     
    Nach dem Mittagessen, noch bevor Eddys Schularrest zu Ende ist, kann ich mich in den Klassenraum verziehen, in dem ich als Nächstes Unterricht habe. Doch danach, als ich zur nächsten Stunde gehe, kommt mir Eddy auf dem Flur entgegen. Zum Glück bin ich klein und dünn. Ich schiebe mich zwischen den anderen Schülern hindurch, husche von einem Langen zum nächsten. Wie in einem Computerspiel mit dem Namen: Das Schulhöllen-Rennen.
    Ich komme heil zur Geschichtsstunde und kann durchatmen. Mr Bernstein hat die Sitzordnung verändert. Eddy hat er nach hinten in die Ecke verbannt: Sibirien. Mich hat er nach vorne gesetzt, neben die Tür, sodass ich gleich nach Unterrichtsschluss verschwinden kann. Zum Glück hat er auch andere umgesetzt, so fällt nicht auf, dass er es für mich getan hat.
    Nach Schulschluss habe ich wieder Glück. Eddy hat Footballtraining. Ich warte, bis Mitchell mir sagt, dassEddy beim Aufwärmen ist, dann schiebe ich mein Rad so schnell ich kann nach Hause. Als ich am Footballplatz vorbeikomme, höre ich Eddys Kumpels schreien: »Sa-bi-ri, Sa-bi-ri, Sa-bi-ri.«
    Wenigstens

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