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Im Fadenkreuz der Angst

Im Fadenkreuz der Angst

Titel: Im Fadenkreuz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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entdecke Andy und Marty in Hoodies und Trainingshosen. Andy springt auf und ab und wedelt mit seinem Handy.
    Ich rase die Treppe runter und suche meins. Rausgehen und mich der Meute aussetzen werde ich auf keinen Fall. Mein Handy war zuletzt in meiner Jeanstasche, wenn ich mich richtig erinnere. Und die Jeans sind wo? Ach ja, zusammengeknüllt in der Ecke. Für meine Klamotten haben sich die Typen nicht interessiert.
    Andy und Marty sind sofort dran. »Seid ihr die ganze Nacht aufgeblieben?«
    »Was denkst denn du, Alter.« Andy ist total aufgedreht. »Bei dir alles okay?«
    »Ja.«
    »Stimmt das mit deinem Vater?«, fragt Marty.
    »Was denn?«
    »Mach den Fernseher an!«, sagt Andy.
    »Den Fernseher?«
    »Ja, du hast richtig gehört. Egal, welcher Sender. Dein Vater ist berühmt.«
    »Ich würde eher sagen, er ist durchgeknallt«, meint Marty. »Jedenfalls sieht er auf den Bildern so aus.«
    »Was für Bilder?«
    »Ich glaube, die hat Hutchison gemacht, das Arschloch«, sagt Andy.
    Hutchison ist ein alter Waffenfanatiker, der uns gegenüber wohnt. Er ist einer derjenigen, die nicht wollten, dass Mom und Dad hier ein Grundstück kaufen.
    »Hutchison labert ohne Ende«, sagt Andy. »Er kam gerade nach Hause, als das FBI deinen Vater in den Wagen gezerrt hat. Hutchison hat das mit seinem Handy aufgenommen und dann die Bilder verscherbelt.«
    Im Hintergrund höre ich die Stimme einer Frau. »Ihr zwei seid doch Freunde von Sabiris Sohn? Kann ich euch mal was fragen?«
    »Reporter«, sagt Andy ins Telefon. »Keine Bange. Wir legen ein gutes Wort für dich ein.«
    »Nein! Sagt überhaupt nichts!«
    Aber Andy hört mich nicht. Überhaupt hört keiner den anderen. Die ganze Welt besteht aus einem einzigen Knattern.
    Das Geräusch kenne ich. Ein Hubschrauber.

20
    Der Hubschrauber ist vom lokalen Nachrichtensender und für den Verkehrsfunk am Morgen unterwegs. Heute gibt es einen Megastau rings um unser Wohngebiet. Bei Unfällen fahren die meisten Leute langsamer, weil sie gucken wollen, was passiert ist. Tja, und wenn das FBI eine Terrorzelle aushebt? Was werden sie dann wohl machen?
    Mom und ich hocken dicht nebeneinander ans Sofa gelehnt auf dem Fußboden und starren auf den Fernseher. Als ich Mom gesagt habe, Dad sei in den Morgennachrichten, hat sie den Fernseher in die nächste Steckdose gestöpselt. Nun sitzen wir hier wie angewachsen und versuchen rauszufinden, was los ist.
    Inzwischen ist es sieben Uhr dreißig und noch immer weiß niemand Genaues. Aber eins ist sicher: Es ist eine Riesensache. Es gibt nur noch dieses eine Thema: eine internationale Terrorzelle in Toronto. Und Dad.
    Die Behörden haben Fotos von zwölf Männern zwischen zwanzig und dreißig freigegeben. Alle tragen Bärte und sehen schmuddelig aus. Einer ist Tariq Hasan, der auf diesen Bildern viel weniger gestylt aussieht als auf den Fotos vom FBI.   Auf einigen Bildern stehen die Männer in traditioneller Kleidung vor einer runtergekommenen Wohnsiedlung. Auf anderen Bildern sieht man dieselben Männer in militärischer Tarnkleidung irgendwo durch den Wald oder über Felder marschieren.
    Von Dad gibt es grob gepixelte Aufnahmen, dieHutchison mit dem Handy gemacht hat. Die Knöpfe von Dads Schlafanzug sind aufgesprungen. Seine Augen sind glasig, das Haar ist wild verstrubbelt, sein Gesicht verzerrt. Die FB I-Leute haben Mühe, ihn in den Transporter zu bekommen. Er sieht vollkommen irre aus.
    Nach nicht bestätigten Informationen soll sich die terroristische Zelle
Bruderschaft der Märtyrer
nennen. Experten können nicht sagen, ob es eine selbstständige Terrorgruppe ist oder ein Ableger von al-Qaida. Im Morgengrauen wurden jedenfalls elf Mitglieder dieser Bruderschaft von der kanadischen Polizei festgenommen. Die Aktion lief parallel zu der hier bei uns. Einige der Festgenommenen sind legal eingewandert oder Asylbewerber, die meisten aber haben abgelaufene Studentenvisa oder falsche Pässe.
    Nicht verhaftet werden konnte der Anführer der Gruppe, Tariq Hasan. Vor einer schmalen blauen Tür zwischen zwei Geschäften steht ein Reporter. In diesem Haus, sagt er, habe Hasan gewohnt. Er müsse rechtzeitig von der Polizeiaktion Wind bekommen haben, denn er sei spurlos verschwunden. Den Behörden zufolge sei er bewaffnet und außerordentlich gefährlich. In dem Moment schiebt sich eine Frau mit einer Einkaufstüte am Reporter vorbei, das Gesicht mit einem Schleier bedeckt. Der Reporter ruft ihr was hinterher, fragt nach Hasan. Die Frau verschwindet durch

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