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Im Fadenkreuz der Angst

Im Fadenkreuz der Angst

Titel: Im Fadenkreuz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gehalten. Aus Gründen der nationalen Sicherheit. Wenn ich die Freilassung Ihres Mannes beantrage, wird die Staatsanwaltschaft dem Richter eine Zusammenfassung ihrer Erkenntnisse geben. Alle Namen und alle Details, die auf Namen schließen lassen könnten, werden ausgespart.«
    »Ausgespart?«
    »Geschwärzt. Zum Schutz der Informanten. Und um Terroristen daran zu hindern, sich aufgrund dieser Informationen neu zu gruppieren.«
    »Also kann jeder sagen, was er will, und wir wissen nicht, wer was gesagt hat«, ruft Mom.
    Ich fange an zu schwitzen. »Wie sollen wir Dad helfen, wenn wir keine Namen, keine Einzelheiten kennen? Das ist, als würden wir gegen Nebel kämpfen.«
    »Ich fürchte, du hast recht.« Mr Bhanjee nickt. »Und noch etwas: Selbst wenn ich deinen Vater freibekomme, ist damit die Sache noch nicht ausgestanden.«
    Mom und ich blicken erst einander verwirrt an, dann Mr Bhanjee.
    »Im Moment«, erklärt Mr Bhanjee, »wird Arman nur als Zeuge festgehalten. Aber wenn ein Richter ihn freilässt, könnte der Staatsanwalt ein Ermittlungsverfahren einleiten – aus welchem Grund auch immer – nur damit Arman im Gefängnis bleibt. Und wenn erst mal Anklage erhoben wird, kann es ewig dauern und dazu ein Vermögen kosten, bis wir seine Unschuld bewiesen haben.«
    Mom erstarrt. »Unser Haus. Samis Ausbildung. Wir könnten auf der Straße landen.«
    »Sie können einen Pflichtverteidiger in Anspruch nehmen«, sagt Mr Bhanjee, »aber dessen Möglichkeiten sind begrenzt.«
    Mom winkt ab. »Lassen wir das mit der Zukunft. Jetzt müssen wir erst mal die Gegenwart bewältigen.« Sie versucht aufzustehen. Es gelingt ihr nicht. Sie greift sich an die Knie. »Mein Mann lebt seit mehr als zwanzig Jahren in diesem Land. Er ist ein loyaler Amerikaner.«
    »Loyal oder nicht«, sagt Mr Bhanjee, »wenn er schuldig gesprochen wird, verliert er seine Staatsbürgerschaft. Er kann in sein Geburtsland abgeschoben werden.«
    »Nach Iran!« Mom schnappt nach Luft. »Aber er ist doch aus Iran geflohen! Was glauben Sie, was geschieht, wenn er zurückgeschickt wird!«
    »Es gibt eine Hoffnung«, sagt Mr Bhanjee. »Wenn ich das richtig sehe, sind die Behörden von dieser Terrordrohung kalt erwischt worden. Denn bis jetztwurde trotz der Festnahmen weder auf dieser noch auf der anderen Seite der Grenze gegen irgendjemanden Anklage erhoben.«
    »Sie meinen, die Behörden stochern nur so herum?«, fragt Mom. »Und halten die Verdächtigen einfach fest, solange sie ermitteln?«
    »Möglich ist das«, sagt Mr Bhanjee. »Wenn das der Fall ist, wird sich vielleicht herausstellen, dass hinter der angeblichen Terrorgefahr nichts steckt. Oder zumindest, dass ihr Mann nichts damit zu tun hat.«
    Mom schließt die Augen. »Dann beten wir, dass es nichts weiter ist, dass nichts weiter dahintersteckt. Gar nichts, maschallah. Und dass alles gut wird, maschallah, sobald die Behörden das herausgefunden haben.«
    Mr Bhanjee betrachtet seine Hand. Ich sehe, wie er den linken Daumen über die Handfläche reibt. Irgendwas beunruhigt ihn – und mir geht es genauso. Ich denke an das FBI, die Menschenmenge, die Presse, die Fernsehsender.
    »Mr Bhanjee«, sage ich. »Das FBI hat jede Menge Zeit und Energie drauf verwendet, aus Dad einen Terroristen zu machen. Wenn sich nun zeigt, dass er gar keiner ist, werden einige Leute ganz schön dumm dastehen. Und wer will das schon?«
    Mr Bhanjee sieht, dass ich zögere. »Sprich weiter.«
    Ich schlucke. »Also, es könnte sich ja rausstellen, dass sie nichts gegen Dad in der Hand haben. Oder dass es sogar Beweise für Dads Unschuld gibt. Aber solange das alles in verschlossenen FB I-Akten steckt, wird es Leute geben, die wollen, dass es weiterhin nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Ich meine, wichtigeLeute, Leute, die Macht haben. Und dann wird die Wahrheit nie rauskommen. Dad wird seinen Namen nie reinwaschen können.«
    Mr Bhanjee wendet sich an Mom: »Sie haben einen sehr klugen Sohn.«

22
    Mom und ich bleiben das ganze Wochenende im Haus.
    In den Nachrichten – und wirklich in
allen
Nachrichten – ist immer noch die Rede von Dad. Man könnte meinen, auf der ganzen Welt geschieht nichts anderes. Dabei gibt es nicht mal viel Neues. Wiederholt zeigen sie die bekannten Bilder von Dads irrem Gesicht bei seiner Festnahme, die Aufnahmen von der FB I-Durchsuchung des Shelton-Labors und die Fotos von der Bruderschaft der Märtyrer.
    Na ja, doch, es gibt was Neues. Die kanadische Polizei hat ein paar Videos zur

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