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Im Fadenkreuz der Angst

Im Fadenkreuz der Angst

Titel: Im Fadenkreuz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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wollte Dad jemanden auffliegen lassen!
    Laborkontrolleur? So wie der auf den Fotos angezogen war?
    Okay. Wenn Dad nun gewusst hat, dass Hasan ein Betrüger war und einen Anschlag plante? Genau! Dad hat Hasan zwar was gegeben, aber das waren keine Viren oder Sporen, sondern harmlose Dinge wie Mehl oder Puder   … aber bevor Dads Falle zuschnappen konnte, sind die Bullen aufgekreuzt.
    Wie alt bist du, Sami? Zwei?
    Schön. Ich weiß die Antwort nicht. Ich weiß nur eins, Dad ist streng und ich habe mich deswegen oftüber ihn geärgert und er hat mich auch bloßgestellt, öfter, als ich mich erinnern kann. Aber dieser böse, fratzenhafte Irre ist er nicht.
    Wie sieht denn einer aus, der böse ist, Sami? Wenn Monster wie Monster aussähen, wüssten wir, vor wem wir weglaufen müssen. So ist es eben nicht. Die grusligsten Monster sind die, denen du traust, Verwandte oder Freunde. Du schließt sie in dein Herz. Und dann ist es zu spät. Dann haben sie dich. Du bist tot. Frag Andy. Er hat auch gedacht, er kennt seinen Vater.
    Nein! Ich schlage mir immer wieder an den Kopf, aber die Stimme in mir wird lauter. Ich schnappe das Foto von Dad und mir, schleudere es auf den Boden und kicke es mit aller Kraft unter mein Bett. Ich stelle mir vor, wie das zersplitterte Glas ins Papier schneidet und Dads Gesicht zerschreddert.
    Die Decke und der Fußboden drehen sich.
    Ich renne ins Bad und übergebe mich.

26
    Am nächsten Morgen betrete ich die Schule durch einen Seiteneingang. Ich will den Tag in meinem Kabuff verbringen. Aber als ich dort hinkomme, klebt unter der Treppe ein Schild: SABIRIS ERDLOCH.   Das war Eddy. Keine Frage. Woher weiß er, dass ich mich hier verkrieche? Wer hat das rausgefunden? Wer hat es ihm gesagt?
    Eins ist klar: Ich habe kein sicheres Versteck mehr. Wenn sie mich hier schnappen, bin ich tot.
    Dann ein Hoffnungsschimmer. Mittwochs und donnerstags sind die Stunden vertauscht, da habe ich in der ersten Stunde Geschichte. Bei Mr Bernstein bin ich sicher. Aber als ich dorthin komme, ist die Tür verschlossen.
    Ich beschließe, mich auf dem nächsten Klo zu verstecken, ein Stück weiter den Flur runter. Niemand drin. Ich gehe in eine Kabine, verriegele die Tür und setze mich im Schneidersitz auf den Klodeckel, so dass mich von außen niemand sehen kann.
    Zwei Minuten Stille, abgesehen von einem tropfenden Wasserhahn. Dann kommt Eddys Trupp hereingepoltert. Sie lachen und albern rum. Pissgeräusche in den Pissbecken. Der Handtuchspender macht Überstunden.
    Dann wird es plötzlich ganz still.
    Eddy flüstert leise: »Sa-biiii-ri   … Wo biiiist du?   … Sa-biii-ri?«
    O Gott, sie wissen, dass ich hier bin. Sie haben es die ganze Zeit gewusst.
    Eddy klopft an meine Kabine. »Darf Sammy rauskommen und mit uns spielen?«
    Ich rühre mich nicht.
    »Ich habe dich was gefragt, Kameltreiber.«
    Mein Herz macht einen Satz. »Ich lege ein Ei, was dagegen?«
    »Mit angezogenen Füßen?«, spottet er.
    Alle lachen. Ein Lacher kommt von oben. Ich blicke hoch. Es ist Eddys Kumpan Mark Greeley. Er steht aufdem Klo rechts von mir und glotzt über die Trennwand zu mir runter. »Na, du kleiner Terrorist.«
    »Verpiss dich!«
    »Aber nicht doch, kleiner Terrorist.« Das ist Eddy, der über der linken Trennwand hängt. Er packt mein Ohr und zieht kräftig. Ich stelle die Füße auf den Boden. Eine Hand kommt unter der Tür durch, packt mich an den Knöcheln und zieht. Ich kippe nach hinten und stoße mit dem Kopf an die Kloschüssel. Die Hand zerrt weiter, ich klammere mich ans Klobecken, doch ich bin schon halb aus der Kabine. Die anderen Arschlöcher treten mir in den Unterleib. Ich lasse los. Sofort stürzen sich alle auf mich.
    »Los, wir waterboarden den kleinen Scheißer!«, ruft Eddy.
    Plötzlich sind meine Beine in der Luft, meine Arme werden festgehalten. Mein Kopf wird in eine dreckige Kloschüssel geschoben. Ich will mich wegdrehen, aber Eddy packt meine Haare und drückt mein Gesicht unter Wasser.
    »Dein Vater ist ein Verräter«, schreit er. »Gib es zu!« Er reißt meinen Kopf hoch.
    »Nein!«, keuche ich.
    Er drückt mich wieder runter. Ich kann nicht denken, kann nicht atmen. Er reißt meinen Kopf hoch. »Er ist ein Scheißterrorist! Los, sag es! Sag es!«
    »Der Terrorist bist du!«, würge ich raus.
    Eddy stopft meinen Kopf wieder in die Schüssel. Gleich werde ich ohnmächtig, ich ertrinke, ich sterbe   … oder noch schlimmer, ich sage, was sie wollen   … da brüllt plötzlich Mr Bernstein: »Was

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