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Im Fadenkreuz der Angst

Im Fadenkreuz der Angst

Titel: Im Fadenkreuz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Ausschluss vom Unterricht. Nichts hat gefruchtet. Es bleibt uns nur der Schulverweis.«
    »Sie beide sind ein Superteam.«
    Darauf geht Mr Samuels nicht ein. »Ihre zweite Stunde fällt aus. Sie können die Zeit nutzen und Ihre persönlichen Dinge zusammensuchen.«
    Mr Bernstein strafft die Schultern und verlässt mit zusammengebissenen Zähnen das Büro des Direktors.
    »Jetzt zu Ihnen, Sabiri«, sagt Mr Samuel.
    »Ich habe gehört, was Sie gesagt haben«, sage ich und gehe Mr Bernstein hinterher.
    Er begleitet mich zu meinem Schrank. Es scheint, als wäre Mr Bernstein ganz woanders. »Als ich hier anfing, gab es die Sporthalle noch nicht. Die Footballergebnisse wurden auf Tafeln geschrieben, die in Metallrahmen geschoben wurden.«
    Ich zögere. »Was machen Sie jetzt?«
    Er lehnt sich an die Wand. »In meinen Glanztagen hätte ich gekämpft. Aber heute? Wenn ich den Kampf endlich hinter mir hätte, wäre ich älter als der Tod. Vielleicht sollte ich das als Chance betrachten. Howard reist gerne. Und es ist bestimmt schön, mehr Zeit für unsere Enkelkinder zu haben.«
    Howard? Enkelkinder? Ich möchte fragen, tue es aber nicht.
    Mr Bernstein blinzelt. »Genug von mir. Aber Siesind auch rausgeschmissen worden. Dagegen werden wir kämpfen.«
    »Nein, Sir.« Ich schließe meinen Schrank auf und packe mein Zeug in meine Sporttasche und meinen Rucksack. »Jetzt kann ich endlich zu meinen Freunden auf die Meadowvale-Schule.« Wenn die mich da nehmen. Und wenn Andy und Marty immer noch meine Freunde sind. Und wenn Dad nicht für immer eingesperrt bleibt und Mom nicht tot umfällt und ich nicht in ein Heim muss.
    Ich kann mich gut verstellen. Aber Mr Bernstein kann Gedanken lesen. Er neigt den Kopf. »Was ist? Abgesehen davon, dass alles schrecklich ist?«
    Ich lasse mich gegen meine Schranktür fallen. »Ich habe Angst.«
    »Habe ich auch manchmal. Aber wissen Sie, was ich mir dann sage?« Er legt die Hand auf meine Schulter. »Was uns das Leben vor die Füße wirft, können wir uns nicht aussuchen. Aber wir können entscheiden, was wir daraus machen. Wir können entscheiden, wer wir sind. Und das kann uns keiner nehmen.«
    »Toller Rat.«
    »Stimmt«, lächelt er. »Toller Rat von einem Mann, der gerade in den Ruhestand ›versetzt‹ wurde.«
    Ich erwidere sein Lächeln. Wir stehen da und wissen nicht, was wir sagen oder tun sollen. »Na dann.« Ich schultere meinen Rucksack und nehme meine Sporttasche. »Dann gehe ich mal.«
    Er nickt. »Da Sie nicht mehr mein Schüler sind«, sagt er, »möchte ich Ihnen sagen: Wenn Sie je Hilfe brauchen oder jemanden, der Ihnen zuhört, Sie findenmich im Telefonbuch von Beachwood unter Howard Taylor.«
    »Danke. Vielen Dank.«
    Und plötzlich schießt mir was durch den Kopf. Telefonbuch. Nummern. Namen. Adressen. Warum habe ich nicht schon früher daran gedacht?
    »Mr Bernstein, tut mir echt leid, aber ich muss jetzt los. Sofort.«
    Und schon sitze ich in der Bibliothek am Computer. Ich google
Toronto
+
Telefonbuch
und klicke die erste Website auf der Liste an.
    Dann tippe ich »Hasan, T« in das Feld
Name eingeben
.
    Acht Hasan Ts tauchen auf, mit Telefonnummern und Adressen.
    Ich zerre meine Brieftasche aus der Hose und suche den Zettel mit der Nummer aus Toronto, die ich in Dads Computer gefunden habe. Ich überprüfe die Nummer, von der ich dachte, sie wäre von Dads Freundin. Bingo. Es ist die von Hasan, T. in der Gerrard Street.
    Ich notiere die Adresse, melde mich ab, rase aus dem Gebäude, renne keuchend den Roosevelt-Weg runter.
    Ich weiß noch nicht alles, aber so viel: Dad hat keine Frau angerufen. Er hat Tariq Hasan angerufen. Die Stimme auf dem Anrufbeantworter muss die von Hasans Frau, Mutter, Freundin, Schwester, was weiß ich, gewesen sein.
    Die gute Nachricht: Dad hat keine Affäre gehabt. Die schlechte Nachricht: Er hat Tariq Hasan gekannt,bevor er nach Toronto gefahren ist, bevor das Foto vom FBI aufgenommen wurde – wodurch die E-Mail , die im Gericht verlesen wurde, noch verdächtiger wird.
    Woher kennt Dad einen Terroristen? Worüber haben sie gesprochen? Was musste Dad für ihn wo raussuchen und einpacken? Wo ist das Päckchen jetzt? Was für Pläne hat Dad so bewundert?
    Das weiß nur Dad. Und Hasan. Hasan ist der Schlüssel. Ohne ihn ist Dad geliefert, keine Frage. Aber Hasan hat sich versteckt. Er könnte sonst wo sein.
    Nein. Moment mal. Ich weiß, wie man ihn kriegt. Nur ich kann das.
    Andy und Marty.
    Die brauche ich.
    Sofort!

TEIL VIER
    27
    Als ich zur

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