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Im Fadenkreuz der Angst

Im Fadenkreuz der Angst

Titel: Im Fadenkreuz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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das wirklich denken. »Yonge Ecke Bloor, das ist eine große Kreuzung. Da sind jede Menge Menschen. Ihr beide könnt euch also unter die Leute mischen und aufpassen.«
    »Aber wenn die dich nun irgendwohin bringen?«, fragt Marty.
    »Dann geht ihr uns nach, Blödmann. Ihr habt doch Beine, oder?«
    Marty schaukelt hin und her. »Aber wenn sie dich nun in ein Auto zerren?«
    »Ich bleibe im Chevy«, sagt Andy. »Ich parke ein paar Meter vom Treffpunkt entfernt. Wenn sie dich irgendwohin bringen, folge ich euch. So was kann ich gut, auch bei viel Verkehr.«
    »Und ich habe doch das Handy«, sage ich. »Wenn’s zu dicke kommt, rufe ich an.« Das beruhigt mich fast. Dann stelle ich mir vor, wie ich verschnürt im Kofferraum eines Autos liege und versuche, das Handy aus meiner Tasche zu fummeln. Scheiße.
    Atmen, ruhig atmen.
    »Sammy, wenn wir dich aus den Augen verlieren, rufen wir Hilfe«, sagt Andy. »Wenn ihr zu Fuß geht, kannst du nicht weit weg sein. Selbst wenn sie dich in ein Auto stecken, sehen wir die Nummer, die Marke und das Modell, und außerdem werden wir immer in deiner Nähe sein.«
    »Moment mal!«, sage ich panisch. »Wenn ich verschwinde,dürft ihr nicht gleich Hilfe holen. Kann ja sein, ich bin vollkommen in Sicherheit, kann bloß nicht anrufen. Also, zum Beispiel, wenn ich mit Hasan rede.«
    Martys Augen quellen über. »Wenn du gekidnappt wirst, sollen wir nichts machen? Das ist doch nicht dein Ernst?«
    »Aber vielleicht werde ich ja gar nicht gekidnappt. Vielleicht bringen sie mich irgendwohin, wo es sicherer ist. Wenn ihr die Bullen einschaltet, könnte das richtig blöde ausgehen. Nachher nehmen die mich als Geisel. Aber wenn ihr erst mal nichts macht, passiert mir vielleicht nichts.«
    »Vielleicht«, betont Andy grimmig.
    Marty pustet in seine zusammengelegten Hände. »Wir sollten abhauen«, sagt er. »Wir sollten abhauen. Wir sollten abhauen. Wir sollten abhauen.«
    Nein. Wir sind zu dicht dran. Wir sind schon zu weit gekommen. Dad. Ich lass dich nicht im Stich. Diesmal nicht.
    Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Nimm eine Tablette, Marty. Denk dran, Hasan hat keinen Grund, mir was zu tun. Das stimmt heute noch genauso wie gestern.« Aber hat es denn gestern gestimmt? Hasan ist ein Terrorist. Wenn er nun denkt, ich würde ihn verpfeifen?
    Andy spielt mit den Fingern an seinem Ohr herum. »Okay, Sammy. Wenn der Kontakt abbricht, dann drücken wir die Daumen, dass dir nichts passiert. Aber du musst versprechen, dass wir uns spätestens, allerspätestens um neun an der Ecke Yonge und Dundas treffen. Hab ich auf der Karte markiert, die ich dir gegebenhabe. Wenn du um neun nicht da bist, rufen wir die Bullen.«
    »Gut.«
    Andy nimmt unsere Hände. »Wir müssen positiv denken. Sammy, wir bleiben dir auf den Fersen. Alles wird gut.«

31
    Yonge Ecke Bloor. Fünf vor fünf.
    Kein Wunder, dass wir uns hier treffen. Mitten in der Stadt. Im Berufsverkehr. Ein Gewirr von Autos, Taxis, Fahrrädern und Motorrädern, beide Straßen haben zwei Spuren in jeder Richtung. Durch breite Glastüren strömen Einkaufende und Geschäftsleute ins Gewühl auf den Bürgersteigen. Die Menschen weichen einander aus, drängeln oder stauen sich an der Ampel. So wie Andy und Marty können auch Hasans Leute in der Menge untertauchen.
    Ich stehe an der Nordostecke vor einem Bürohochhaus. Marty sitzt zehn Meter entfernt auf einem Treppengeländer. Kein besonders toller Platz. Er hat schon ungewollt Geschäftsleute ins Stolpern gebracht, die mit Blick auf ihre Blackberrys die Treppe runtergerast sind. Aber das ist der einzige Platz, von dem aus er mich im Auge behalten kann.
    Und Andy? Der fährt mit dem Chevy im Kreis herum, weil er nirgends parken kann. Absolutes Halteverbot.Ein paar Minuten vor fünf – also genau
jetzt
, will er anhalten, die Alarmblinker anstellen und die Motorhaube öffnen, als hätte er eine Panne. Wir mussten knapp kalkulieren. Wenn er zu früh hält, hat er schnell die Bullen und einen Abschleppwagen am Hals. Und wenn er zu spät kommt, tja, dann ist es zu spät und das fände ich alles andere als witzig.
    Ich presse mir die Nägel in den Handteller. Angst kann ich mir jetzt nicht leisten.
    Riesengehupe auf der Straße. Ein Stau. Und es ist fünf Uhr. Das hat mir noch gefehlt – Andy steckt fest. Dann Erleichterung. Andys Wagen schiebt sich durch eine Wand von Fußgängern rechts um die Ecke.
    »Stell dich mit dem Gesicht zur Straße, Sami.«
    Habe ich das gerade gehört? Ich blicke mich um. Da

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