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Im Fadenkreuz der Angst

Im Fadenkreuz der Angst

Titel: Im Fadenkreuz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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verwandelt sich der nicht identifizierte Terrorist in einen möglichen Verdächtigen. Und innerhalb einer Woche wird bekannt gegeben, dass der Verdächtige keiner mehr ist, und dann wird auch dieser Punkt fallen gelassen, als hätten alle einen plötzlichen Gedächtnisverlust erlitten und müssten sich nun dringend anderen Dingen zuwenden.
    Zum Beispiel der Überprüfung des Shelton-Labors. Das Labor hat den Betrieb wieder aufgenommen, das heißt, es müsste ein abschließender Bericht über dessen Überprüfung vorliegen. Die Presse möchte wissen, wann der Bericht veröffentlicht wird. Die Behörde sagt: »Kein Kommentar.« Trotzdem will die Presse wissen,ob Materialien fehlen und welche, und was auf den Überwachungsbändern gefunden wurde. Die Antwort der Behörde: »Tut uns leid. Das ist streng geheim.«
    »Wenn bei der Inventur irgendwas gefehlt hätte, hätten wir das erfahren«, sagt Mr Bhanjee und lehnt sich an seinen Schreibtisch. Mom und ich sind bei ihm im Büro. »Das bedeutet, dass tatsächlich jede Petrischale an ihrem Platz war. Was wiederum beweist, dass dein Vater nichts aus dem Labor genommen haben kann, um es Tariq zu geben. Diese Tatsache, kombiniert mit Tariqs Brief, macht die Erklärung deines Vaters für seine E-Mail hieb- und stichfest.«
    »Und – warum geben die es dann nicht zu?«, sage ich. »Warum halten sie ihn immer noch fest? Denen ist doch völlig egal, ob Dad unschuldig ist oder nicht! Die lassen ihn im Knast schmoren, bloß damit sie nicht zugeben müssen, sie haben sich geirrt.« Am liebsten würde ich irgendwas zerschlagen, aber so richtig. Doch dann hätte ich die Polizei am Hals, diesmal zu Recht, und das kann Mom nun wirklich nicht brauchen.
    »Immer mit der Ruhe«, sagt Mr Bhanjee. »Sie können Arman nicht ewig festhalten. Die Presse wird Druck machen, dass der Bericht veröffentlicht wird. Ich mache dasselbe beim Gericht. Beides wird früher oder später dazu führen, dass die Wahrheit ans Licht kommt, und die Staatsanwaltschaft wird merken, dass eine Anklage ohne jeden Beweis weitaus peinlicher ist als die Freilassung deines Vaters. Je länger er unter falscher Anschuldigung festgehalten wird, desto mehr wird sich die Öffentlichkeit aufregen.«
    »Ach ja?«, sage ich. »Für sogenannte Terroristen interessiert sich doch kein Arsch.«
    »Sami!«, ruft Mom aus.
    »Stimmt doch, Mom, und das weißt du auch. Vor allem, wenn es um Menschen wie uns geht.«
    Mom drückt meine Hand. »Es ist schwer, ich weiß. Aber wir müssen einfach abwarten. Ich habe eine zweite Hypothek aufs Haus aufgenommen. Mit dem Geld können wir uns über Wasser halten, bis die Sache geklärt ist. Mach dir keine Sorgen.«
    Ich mache mir keine Sorgen. Ich bin wütend.
    Ich gehe wieder zur Schule, damit ich auf andere Gedanken komme – ganz abgesehen davon, dass ich muss   –, und zwar auf die Meadowvale-Oberschule. Manchmal ist es blöd, vor allem wenn mich Leute anstarren, aber so tun, als täten sie es nicht, doch Andy und Marty passen auf mich auf. Nach dem Unterricht gehen wir zum Eisladen. Inzwischen hat die Stadt den Brunnen für den Winter abgestellt, aber die Sonne ist noch so warm, dass wir uns auf den Rand setzen können.
    Und da sitzen wir jetzt, essen Eis und reden über blöde Geheimnisse. Zum Beispiel über die Sache mit meinem Namen. »Wisst ihr noch, als wir uns das erste Mal gesehen haben?«, sage ich. »Mir war meine Herkunft so peinlich, dass ich getan habe, als hätte ich einen englischen Namen: Sammy. Tja, aber das stimmt nicht. Es ist ein persischer Name und wird SAMI geschrieben.«
    »Das soll ein Geheimnis sein?«, lacht Andy. »Glaubst du, wir haben nie eine Klassenliste gesehen?«
    Ich komme mir so blöd vor, dass ich laut lache. Lachen tut so gut. Das überdeckt die ganze Scheiße, auch wenn es nur für einen Moment ist.
    Martys Eis tropft von der Waffel auf seine Finger. »Hey«, er leckt die Hand ab, »was sind denn das da für Typen, die in dem BMW und dem Geländewagen?«
    Ich blicke auf die andere Straßenseite. Ich habe versucht, jeden Gedanken an die Roosevelt Academy wegzuschieben. Aber damit ist sie ja nicht verschwunden. Auch Eddy, die Fritte, ist nicht verschwunden. Seine Kumpels und er glotzen uns an.
    »Ihr erinnert euch doch an die Arschlöcher von meiner alten Schule, von denen ich euch erzählt habe?«
    Martys Waffel zerbröckelt, sein Eis fällt auf den Boden. »Und einer von denen da ist Eddy, die Fritte?«
    »Genau. Der Fahrer vom BMW.«
    »Was wollen

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