Im Falle einer Falle
also dieses Apartment?«
Ich nickte.
»Unter ihrem eigenen Namen?«
»Nun, nicht unbedingt. Möglicherweise hat sie sich ein Pseudonym zugelegt. Sie möchte unerkannt bleiben — hält sich wahrscheinlich versteckt. Aber der Brief wird sie trotzdem erreichen. Ich will Ihnen was sagen: Auf dem Briefumschlag schenken wir uns das >postlagernd<; wir schicken ihn gleich an diese Adresse, und zwar per Eilboten. Schreiben Sie: >per Adresse Donald Lam< und dann das übrige. Auf unserem Durchschlag lassen wir das >postlagernd< aber ruhig stehen. Wir nehmen den Brief nachher mit und werfen ihn bei der Hauptpost ein.«
»Warum das?«
»Da wird er schneller befördert.«
»Unten am Haus ist auch ein Briefkasten, der wird nachts um zehn geleert.«
»Fein, Elsie, das ist sogar noch besser, weil es unauffällig ist. Wenn man uns nämlich auf dem Weg zur Post beschattet, dann kriegt die Polizei spitz, daß wir einen wichtigen Brief abgeschickt haben. Und bei Sergeant Sellers weiß man ja nie, wie er reagiert.«
»Sergeant Sellers? Hat der denn auch damit zu tun?«
»Er ist nie weit, wenn es sich um mich handelt«, erklärte ich. »Immer, wenn ihn irgendein Problem zwickt, hat er die lästige Angewohnheit, hinter mir herzuschnüffeln.«
»Ach, da hat er wohl gerade wieder mal ein Problem?«
Ich nickte wortlos.
»Donald, doch nicht etwa den Finchley-Mord?«
»Möglich. Weiß der Himmel, was mit Sellers los ist, aber er ist wieder mal verdammt schlecht auf mich zu sprechen.«
»Schön, dann werden wir ihn eben überlisten. Wir werfen den Brief jetzt gleich unten in den Kasten, und dann können Sie mich zum Essen ausführen. Und sollte jemand Sie beobachten, dann sieht’s einfach so aus, als hätten wir uns hier im Büro verabredet.«
»Gute Idee.«
»Außer, Sie halten mich für dreist, weil ich mich selber bei Ihnen eingeladen habe.«
»Unsinn. Sie sind bei mir doch abonniert. Sie brauchen mir bloß zu sagen, wann Sie Zeit haben. Gehen wir.«
Wir versiegelten den Umschlag, pappten den Klebezettel für Eilsendungen darauf, vergewisserten uns, daß sich niemand im Korridor herumdrückte, warfen den Brief in den Kasten und gingen in ein Restaurant.
Nach dem Dinner brachte ich Elsie nach Hause.
»Kommen Sie noch auf einen Sprung mit rauf, Donald?«
Ich sah auf meine Uhr und schüttelte den Kopf. »Lieber nicht. Ich hab’ morgen einen anstrengenden Tag vor mir.«
»Versprechen Sie mir, daß Sie gut auf sich aufpassen.«
»Sicher, Elsie. Ich werd’s jedenfalls versuchen.«
Sie hob mir das Gesicht entgegen; ich gab ihr einen Gute-Nacht-Kuß, stieg in meinen Wagen und fuhr zur Hemmet Avenue, um mich da ein bißchen umzusehen.
Finchley hatte die Nummer 1771 bewohnt. Für meine Zwecke genügte es, wenn ich ungefähr ein halbes Dutzend Blocks abgraste.
Die Nummer 1369 paßte zu der Beschreibung, die Daphne mir von dem Haus gegeben hatte. Es war eine große zweistöckige Villa aus einer Zeit, in der es noch kein Dienstbotenproblem gab und die Menschen mehr für Ellenbogenfreiheit waren als heutzutage in ihren vollautomatisierten Wohnschachteln.
Auf dem Rasen stand ein Schild mit der Aufschrift »Zu verkaufen«, und im Haus war alles dunkel.
Ich stiefelte zu einem Vorderfenster hinüber, wartete, bis mir die Luft rein schien, knipste meine Taschenlampe an und spähte durch die Scheibe. Das Haus war offenbar nicht möbliert. Bevor ich zum Wagen zurückging, notierte ich mir die Telefonnummer auf dem Verkaufsschild.
Dann suchte ich mir eine Telefonzelle und rief unter dieser Nummer an.
Ein Mann meldete sich.
»Entschuldigen Sie bitte, daß ich so spät noch anrufe«, sagte ich, »aber Sie haben auf der Hemmet dreizehn-neunundsechzig ein Haus zu verkaufen. Können Sie mir sagen, wieviel Sie dafür verlangen?«
»Wer spricht denn da?«
»Ein Interessent.«
»Wollen Sie mir nicht Ihren Namen sagen?«
»Nein.«
»Unter diesen Umständen möchte ich den Preis eigentlich nicht angeben.«
»Seien Sie nicht albern. Sie haben ein Verkaufsschild aufgestellt; Sie möchten das Haus loswerden. Ich bin an einem solchen Haus interessiert, vorausgesetzt, daß es nicht zu teuer ist.«
»Wie hoch würden Sie eventuell gehen?« fragte er.
»Ich will für mein Geld einen guten Gegenwert. Es hat vier Schlafzimmer, oder?«
»Vier Schlafzimmer, dreieinhalb Badezimmer.«
»Wieviel also?«
»Ich verlange einundvierzigtausend Dollar bar auf den Tisch. Es ist ein großes Grundstück.«
»Tut mir leid, daß ich Sie zu so
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