Im Falle einer Falle
nachtschlafender Zeit gestört habe, aber das Objekt interessiert mich. Könnte man die Schlüssel für das Haus haben?«
»Nicht heute nacht. Wie kommt es, daß Sie so spät anrufen?«
»Ich bin ein schwerarbeitender Mann und komme immer erst am Abend dazu, mir Häuser anzuschauen. Das Haus macht einen guten Eindruck. Ich ziehe es vor, direkt mit dem Eigentümer zu verhandeln, weil ich mir dadurch die Maklergebühr erspare.«
»Ganz recht, die fällt bei dem Objekt weg«, sagte der Mann. »Aber ich verkaufe nur gegen bar, und deshalb mache ich das Geschäft selbst. Die Leute vom Maklerbüro haben mir nämlich gesagt, bei der gegenwärtigen Marktlage wäre es unmöglich, ein Objekt von dieser Größe gegen bar zu verkaufen.«
»Ich kann bar zahlen, falls ich ein Haus finde, das meinen Vorstellungen entspricht. Eigentlich ist mir das sogar lieber — nur möchte ich natürlich nicht mehr ausgeben, als die Sache wert ist.«
»Der Preis ist angemessen. Bei der heutigen Marktlage würde das Haus unter den üblichen Verkaufsbedingungen — Anzahlung und so weiter — achtundvierzigtausend Dollar bringen.«
»Morgen abend schau ich mir ein anderes Haus an. Ich — wär’s nicht doch möglich, wenigstens einen Blick hineinzuwerfen?«
»Passen Sie auf: Ich heiße Kelton, Olney Kelton — ich komme rüber und zeig’s Ihnen, falls Sie wirklich ernsthaft daran interessiert sind.«
»Ich bin ernsthaft daran interessiert, Mr. Kelton.«
»Wo sind Sie jetzt?«
»In einer Telefonzelle nicht weit vom Haus.«
»Gut, ich komme gleich rüber.«
»Das ist sehr freundlich, danke.«
Ich fuhr zum Haus zurück, parkte in der Einfahrt, und drei Minuten später kreuzte Kelton auf.
Er war nicht mehr der Jüngste, hielt sich schlecht, hatte einen stechenden Blick, ein stark gefurchtes Gesicht und sah aus, als litte er an chronischen Verdauungsstörungen.
»Ich heiße Lam«, sagte ich zu ihm. »Da Sie so freundlich waren, mir Ihren Namen zu sagen und eigens mit dem Schlüssel herübergekommen sind, sehe ich nicht ein, warum wir nicht miteinander bekannt werden sollten.«
Er steckte den Schlüssel ins Schloß. »Das Haus wird Ihnen gefallen.«
»Ist es möbliert?«
»Nein«, erwiderte er und fügte nach kurzer Pause hinzu: »Himmel, nein, nicht zu dem Preis!«
»Wie steht’s mit Gas, Strom und Wasser?«
»Alles angeschlossen. Mir geht’s wie Ihnen; tagsüber arbeite ich. Deshalb zeig’ ich das Haus manchmal auch abends; aber so spät wie heut war’s noch nie.«
Er schloß die Tür auf, tastete nach dem Schalter und knipste das Licht an.
Wir betraten einen hallenden Korridor, durchquerten ein geräumiges Wohnzimmer, kamen zum Eßzimmer, und dort machte ich abrupt halt.
»Was ist das?« fragte ich.
Er runzelte die Stirn. »Verdammt! Der Mann sollte den Kram doch heute im Laufe des Tages fortschaffen lassen.«
»Was soll das denn hier, um Himmels willen?«
»Der Mann brauchte ein provisorisches Büro, wo er einige Kopien anfertigen konnte. Er mietete den Raum für achtundvierzig Stunden unter der Bedingung, daß er seine Kopiermaschinen hier aufstellen durfte und sie termingerecht wieder abholen lassen würde.«
»Na, da bin ich aber platt. Das ist ja eine hochmoderne Kopierausrüstung! Man füttert sie mit Dokumenten und hat im Handumdrehen erstklassige Kopien — jetzt verraten Sie mir bloß mal, wozu braucht der Bursche das alles?«
»Keine Ahnung«, sagte er. »Er heißt Harper und hat irgendwo in der Stadt ein Büro. Sagte, er müßte ein paar Unterlagen kopieren, und machte mir ein sehr günstiges Angebot.«
»Also, das ist doch allerhand, finden Sie nicht auch?«
»Ach, ich weiß nicht — die Gegend hier ist doch ein reines Wohnviertel, Büros kann man da nicht mieten, und der Bursche suchte einen Raum, der nicht mit Möbeln vollgestopft war. Also, hier geht’s in die Küche, und da unten sind zwei Schlafzimmer; in Wirklichkeit sind’s sogar fünf. Im Souterrain ist noch ein Mädchenzimmer, ein sehr hübscher behaglicher kleiner Raum mit eigener Dusche und Toilette.«
»Die anderen Schlafzimmer liegen oben?«
»Ja, zwei, und nach vorn hinaus ein großer Raum, der leicht in ein Schlafzimmer umgewandelt werden kann. Haben Sie Familie, Mr. Lam?«
»Ich gedenke mir eine zuzulegen«, antwortete ich.
Er sah mich groß an, und ich fügte hinzu: »Ich heirate eine geschiedene Frau mit fünf Kindern.«
»Ach, herrje! Dann ist das Haus genau das, was Sie brauchen.«
»Wie alt ist es?«
»Es wurde 1932
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