Im fernen Tal der Hoffnung
anzuerkennen? Es ergab keinen Sinn.
» Es wird eine Weile dauern, bis die Ergebnisse da sind. Jim wird Druck machen. Er will das hinter sich bringen.« Frank kramte in seinen Unterlagen und reichte Sarah eine Visitenkarte. » Sie haben um fünfzehn Uhr einen Termin in der Praxis.« Er tätschelte ihr die Hand. » Ich spiele auf Zeit, Sarah, und das weià Woodbridge auch. Vielleicht ist ja Jim zu einem Kompromiss bereit, weil er das Ganze nicht so in die Länge ziehen will.« Er begleitete sie aus seinem Büro durch den in Cremetönen und Braun gehaltenen Empfangsbereich. » Und jetzt fahren Sie nach Wangallon zurück. Ach, und hier.« Er gab ihr ein Päckchen, das sorgfältig in Packpapier eingepackt war. » Das ist die Familienbibel der Gordons.«
» Wer hat Ihnen die denn gegeben?« Sarah dachte an die Metalltruhe.
» Mein Vater.«
» Warum?«
Frank drückte für sie auf den Aufzugknopf. » Ich weià es nicht, Sarah. Ich war damals noch nicht auf der Welt. Ich weià nur, dass sie mein ganzes Leben lang im Tresor im Büro lag.«
» Was wissen Sie sonst noch, Frank? Ich weiÃ, dass Ihre Kanzlei schon zu Zeiten meines UrgroÃvaters für meine Familie tätig war. Ich habe entsprechende Dokumente gesehen. Was ist auf Boxerâs Plains passiert?«
Die Aufzugtür ging auf.
» Ich weià von nichts. Und jetzt, meine Liebe, müssen Sie wirklich gehen. Ein anderer Mandant wartet auf mich.« Frank zwang sich zu einem liebenswürdigen Lächeln. Als sich die Aufzugtüren hinter Sarah geschlossen hatten, kehrte er an seinen Schreibtisch zurück und klappte den Aktenordner zu. Diese Entschlossenheit kannte er von Angus Gordon: das feste Kinn, der Tonfall, der den Worten Kraft verlieh, das Bedürfnis, Wangallon zu schützen. Es überraschte Frank nicht, dass Jim Macken bei Sarahs Worten zusammengezuckt war. Sie besaà wirklich eine kraftvolle Persönlichkeit.
Im Aufzug blickte Sarah auf die Visitenkarte und dachte an Anthony. Was sollte sie ihm sagen? Warum verhielt er sich nur so? Ihr Ãberleben stand auf dem Spiel. Er sollte sie in ihren Bemühungen, Wangallon zu retten, unterstützen, statt seine eigenen Pläne zu verfolgen. Sarah trat aus dem Gebäude. Wie unterschiedlich die Erben von Wangallon doch waren. Anthony hatte seinen Anteil geerbt, weil er fähig und loyal mit Angus zusammengearbeitet hatte, und Angus hoffte, dass sie eines Tages heiraten würden. Sie hatte ihren Anteil bekommen, weil sie eine direkte Nachfahrin war. Und Jim? Sarah schüttelte den Kopf, es war alles zu einfach. Jim hatte Gordon-Blut in sich. Sarah ging die StraÃe entlang und hielt Ausschau nach einem Restaurant. Sie brauchte jetzt etwas zu trinken und eine Freundin.
Hochsommer 1909
Wangallon Town
Laureen löffelte den Rest des Kaninchenragouts in den Mund. Sie tunkte den Saft mit einem Stück Brot auf und leckte sich die Finger ab. Sie konnte sich nicht entsinnen, jemals etwas so Leckeres gegessen zu haben, vor allem nicht gekocht und serviert von ihrer Mutter. Sie hob den Teller und leckte ihn ab, bis ihre Zunge ganz taub wurde.
» Noch etwas?« Mrs Grant stellte den schweren Eisentopf auf den Tisch und rührte den blubbernden Inhalt um.
Lauren überlegte, ob sie noch eine kleine Portion essen sollte, aber sie hatte schon zwei Teller voll gehabt. Schuldbewusst blickte sie auf ihre kleinen Geschwister, die auf dem Lehmboden saÃen und mit fedrigen Pfefferkornblättern spielten. Sie zerrieben sie zwischen den Fingern und warfen sie hoch. Sie mussten sich heute Abend eine Mahlzeit teilen.
» Bist du sicher? Du wirst mindestens einen Tag lang nichts zu essen bekommen.«
Lauren klopfte auf ihren Bauch. » Ich platze gleich.«
» Gut. Und jetzt tupf dir das hier hinter die Ohren.
Lauren ergriff die Glasflasche mit Lavendelwasser und tat wie geheiÃen. Dann nahm sie das schmutzige Handtuch ab, das als Serviette gedient hatte, und stand auf, damit ihre Mutter sie betrachten konnte.
Mrs Grant drehte sie grob von rechts nach links. Im Licht, das durch die Bretterwände der Hütte drang, tanzten Staubteilchen. Lauren stellte sich vor, es sei Feenstaub, und schnipste mit den Fingern dagegen. Dabei wirbelte sie so viel Staub auf, dass ihre Mutter niesen musste. Das Baby begann sofort zu weinen, und Laurens kleine Schwester jammerte.
» Himmel noch mal«, beschwerte sich Mrs Grant und
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