Im fernen Tal der Hoffnung
seine Sekretärin stellte einen Krug mit Wasser und vier Gläser auf den Tisch. Vor jedem Anwesenden lagen ein Notizblock und brandneue Bleistifte, nur vor Franks Platz befand sich ein dicker Aktenordner. Erschreckt betrachtete Sarah Jims geschwollenes Kinn und den roten Rand unter dem linken Auge. Die Verletzungen wirkten ähnlich frisch wie bei Anthony. Tony Woodbridge bemerkte Sarahs Blick und lächelte sie an.
Innerhalb weniger Minuten entbrannte ein Streit über Jims Forderung nach seinem Anteil an der Einrichtung des Farmhauses. Sarah schlug wütend mit der Faust auf den Tisch.
» Ich dachte eigentlich, dass wir in dieser neutralen Umgebung zu einer freundschaftlichen Einigung gelangen würden«, sagte Frank Michaels. » Zuallererst sollten wir festlegen, dass auf die Einrichtung des Wohnhauses kein Anspruch besteht.«
Tony Woodbridge hatte eine unangenehme Art, sein Missfallen zu zeigen. Er kratzte sich den behaarten Handrücken und fuhr sich dann so ausgiebig durch die Haare, dass ein Schauer von Schuppen sich auf seinen dunkelgrauen Anzug ergoss. » Mein Mandant braucht sich diese Vorbedingung nicht anzuhören. Wir haben eine Rechtssache hier, Mr Michaels.«
» Ganz richtig. Allerdings gilt für Ms Gordon das Gleiche, sollte sie das Testament ihres GroÃvaters anfechten.«
» Das Testament anfechten?«, sagte Jim wütend. » Das kann sie doch gar nicht, oder?« Er wandte sich an seinen Anwalt.
Frank fuhr fort: » Wenn Ms Gordon beschlieÃt, das Testament anzufechten, kann Ihr Mandant durchaus verlieren. Dann wäre er gezwungen, die Rechtskosten für beide Parteien zu bezahlen.«
» Ist das wahr?«, fragte Jim seinen Anwalt. Sein Vater und ihr schottischer Anwalt, Mr Levi, hatten so etwas nie erwähnt.
» So etwas kommt vor«, erwiderte Mr Woodbridge beruhigend, » ich glaube jedoch, dass Sie eine sehr starke Ausgangsposition haben.«
» Eine starke Ausgangsposition«, wiederholte Jim. » In Schottland klang es wie eine abgemachte Sache.« Er lauschte angespannt, als Frank Michaels alle faktischen Gründe aufzählte, die zu Sarahs Gunsten vor Gericht aufgeführt werden konnten. Anscheinend konnte Sarah anführen, wie lange ihre Familie schon auf Wangallon lebte und dass sie die Farm bewirtschaftete.
» Natürlich ist kein Fall so simpel, wie es sich jetzt anhören mag, aber das hat Mr Woodbridge Ihnen sicherlich erklärt«, fuhr Frank freundlicher fort. » Sollten wir vor Gericht gehen, werden wir jedoch alle Mittel anwenden, um zu unserem Recht zu kommen.«
» Was verstehen Sie darunter?«, fragte Mr Woodbridge.
Frank trank einen Schluck Kaffee, während Woodbridge sich die Antwort aus seinem Stapel an Notizen selbst gab. » Die bewegende Tatsache, dass Sarahs Bruder auf dem Anwesen in ihren Armen gestorben ist, die Ãberschwemmungen und Dürreperioden, denen die Familie getrotzt hatâ¦â Solche Dinge sind natürlich von Interesse, zumal ihr Mandant in diesen unruhigen Zeiten nicht dabei war. AuÃerdem«, Frank drehte seinen blau emaillierten Füller zwischen den Fingern, » bleibt die Tatsache bestehen, dass wir nicht genau wissen, wer der Vater Ihres Mandanten ist.«
» Was?«, stotterte Jim.
» Jetzt kommen Sie aber, Frank«, erwiderte Tony Woodbridge. » Wir wollen uns doch vernünftig unterhalten.«
» Nun, bis jetzt wissen wir alles nur vom Hörensagen, aber wir bräuchten einen Abstammungstest«, sagte Frank. » Das Gericht würde darauf bestehen.«
Sarah wusste, dass dies zu Franks Plan gehörte. Es würde alles verzögern oder Jim vielleicht sogar so weit bringen, dass er mit einer reduzierten Summe einverstanden war. Allerdings fand sogar sie die Forderung nach einem Vaterschaftstest ein wenig heftig, schlieÃlich wurde Jim allgemein als Sohn ihres Vaters akzeptiert.
» Ich möchte nicht, dass meine Mutter hier hineingezogen wird.« Jim schlug mit der Faust auf den Tisch.
Frank nickte. » Das kann ich verstehen, Jim.«
Tony Woodbridge legte Jim beruhigend die Hand auf die Schulter. » Die Vaterschaft steht auÃer Frage«, sagte er und warf Frank einen wütenden Blick zu, » aber mein Mandant ist gerne zu einem solchen Test bereit. Betrachten Sie es als notwendiges Ãbel, Jim, das Ihnen Ihr Erbe sichert.« Er blickte Jim an. » Ich werde Kontakt zu Mr Levi in Schottland aufnehmen, und er
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