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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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zurückgefahren waren, und… Sarah berührte die Motorrad-Spur, die durch das Tor führte. Anthony so weit draußen auf einem Motorrad? Möglich war es schon. Das hier war die Weide, auf der Cameron gestorben war, und unwillkürlich lief ihr ein Schauer über den Rücken, als sie an Bullets Erregung, die verlorene Brieftasche und den kalten Ofen dachte. » Wenigstens habe ich eine Spur, der ich folgen kann«, beruhigte sie sich und fuhr am Hügel vorbei über den Fluss nach Boxer’s Plains.
    Â» Ich hätte es mir ja denken können«, murmelte Sarah, als ihr Wagen über den unebenen Grund zum Rand des frisch gerodeten Felds holperte. Sie hielt an, wobei sie halb erwartete, das Brummen schwerer Maschinen zu hören; stattdessen jedoch vernahm sie nur das Rauschen der Blätter und Bullets leises Winseln. Das Feld breitete sich wie eine Tafel Schokolade vor ihr aus, eingerahmt vom Braun und Grün der Bäume. Am Rand war deutlich die Motorradspur zu erkennen. Offensichtlich war Anthony hier entlanggefahren, dachte Sarah, aber es kam ihr nicht besonders günstig vor, sich gerade in diesem Teil von Wangallon mit ihm zu treffen. Eigentlich müssten sie sich auf neutralem Boden begegnen. » Vielleicht im UN -Gebäude«, murmelte sie. Aber trotz ihres Sarkasmus spürte sie doch, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Bullet begann zu heulen, und bald stimmte auch Frettchen mit ein. Die beiden Hunde machten einen solchen Lärm, dass sie sämtliche Wildtiere in der Umgebung aufscheuchten. Auf einmal hörte Sarah eine schwache Stimme, eine Stimme, die sie besser kannte als ihre eigene. Sie startete den Motor und rumpelte mit dem Landcruiser am Rand des Felds entlang. Sie fuhr über umgestürzte Baumstämme, lenkte um Bäume und Holzhaufen herum und umklammerte das Lenkrad, als der Wagen ein paarmal sogar abhob. Der Seitenspiegel musste daran glauben, als sie dicht an einem Baumstamm vorbeischrammte, weil sie den Wurzeln eines mächtigen Eukalyptusbaums ausweichen musste.
    Noch bevor das zerbeulte Motorrad am Stamm eines Eisenrindenbaums auftauchte, wusste Sarah, dass hier eine Art von Vergeltung stattgefunden hatte. Hier hatte sich vor vielen Jahren etwas Unvorstellbares zugetragen, und die Geister der damaligen Opfer wollten Rache. Warum sonst hatte es 1909 keine Einträge mehr im Farmbuch gegeben? Warum sonst waren alle dagegen, dass hier draußen Land entwickelt wurde? Gott, sogar Toby Williams hatte seine eigene Meinung über Boxer’s Plains. Bei ihr mochte es ja nur ein Bauchgefühl sein, aber es war ziemlich stark.
    Sarah bremste und hielt an, weil die Bäume mittlerweile so eng standen, dass sie mit dem Auto nicht mehr durchkam. Anthonys Motorrad lag neben einem mächtigen Baum. Das Hinterrad war völlig mit rostigem Stacheldraht umwickelt. Sie rannte hin. Bullet sprang an ihr vorbei über zwei Baumstämme mitten ins Unterholz. Sie rannte hinter ihm her, so schnell es der unebene Boden zuließ. Auf einmal lichteten sich die Bäume, und ein verfallenes, halb niedergebranntes Haus ragte vor ihr auf. Auf der Veranda saß ein Fuchs. Bullet begrüßte ihn wie einen alten Freund. Stirnrunzelnd betrachtete Sarah die Szene, und dann sah sie Anthony, der mit dem Gesicht im Staub auf der Erde lag.
    Â» Anthony.« Sie sank neben ihm auf die Knie. Eins seiner Beine stand in einem merkwürdigen Winkel ab. Sie legte ihm die Hand auf den Nacken, wobei sie halbwegs erwartete, Bisswunden oder sogar Schlimmeres zu sehen, aber da war nichts. Vorsichtig drehte sie ihn um. Er gab keinen Laut von sich, noch nicht einmal ein Stöhnen. Bullet kam zu ihr und winselte leise. » Anthony.« Seine Hände waren eiskalt, sein Gesicht blau angelaufen. Geronnenes Blut bedeckte Stirn und Haare. Das Schlimmste aber war die dünne Spur von Blut und Speichel, die aus seinem Mundwinkel rann. » Oh Gott! Anthony, antworte mir!« Vorsichtig legte Sarah die Wange an seinen Mund, um zu spüren, ob er noch atmete. Ein leiser Hauch glitt über ihre Wange. » Gott sei Dank! Gott sei Dank!« Sie zog ihre Jacke aus und breitete sie über ihn. Ihren Pullover schob sie unter seinen Kopf. » Pass auf ihn auf!«, befahl sie Bullet, der sich sofort neben Anthony setzte.
    Wie der Wind rannte Sarah zu ihrem Landcruiser zurück. Sie wendete und fuhr aus dem dichten Wald heraus, bis sie wieder am offenen Feld war. Dort nahm sie ihr

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