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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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statt eine komfortablere Behausung mit Blechdach zu akzeptieren, dann war das ebenfalls seine Entscheidung.
    Erneut knurrte Lee die Katze an und machte mit der Hand eine Bewegung, als wolle er ihr den Kopf abhacken. Die Katze sprang von Claires Schoß, und Lee verzog das Gesicht zu einem verräterischen Grinsen.
    Â» Nein, Lee, wirklich«, sagte Claire vorwurfsvoll.
    Lee verneigte sich und ging.
    Claire hatte das Gefühl, dass Katzen-Stew auf dem Speiseplan stehen würde, wenn sie nicht da wäre. » Kommt Luke rechtzeitig vor Weihnachten nach Hause?«, fragte sie.
    Â» Ja, natürlich«, erwiderte Hamish besänftigend. Sein ältester Sohn würde bestimmt eine Zeit lang im Wangallon Town Hotel bleiben, bevor er auf die Farm kam.
    Â» Können wir ein wenig frisches Grün bekommen, Hamish, um die hölzernen Pfosten der Veranda weihnachtlich zu dekorieren? Und können wir unseren eigenen Baum haben? Wenn er frisch gefällt ist, könnten wir ihn mit buntem Papier und Kerzen schmücken.«
    Â» Ja, ja.« Warum mussten Frauen eigentlich immer jeden einzelnen Gedanken, der ihnen durch den Kopf ging, äußern? Wirkte er so interessiert? Wie auf ein Stichwort kam sein Sohn Angus aus dem Haus gerannt, als ob er ihn von der lästigen Fragerei befreien wollte. Er hielt eine Steinschleuder in der Hand, und seine sandfarbenen Haare hingen ihm verschwitzt in die Stirn.
    Claire legte ihm die Hand auf den Arm und zog ihn zu sich heran. Das Kind sah schmutzig und erhitzt aus. » Geh bitte langsamer, Angus«, schalt Claire ihn. » Und schieß nicht auf die Hausmädchen oder die Katze, hast du gehört?«
    Â» Sie ist genauso wie die von Vater«, erwiderte Angus stolz und hielt seine Steinschleuder hoch.
    Claire wusste schon seit Langem, dass ihr Mann als Kind in den schottischen Highlands keine Zeit zum Spielen gehabt hatte. Er hatte Steine geschleppt, um niedrige Mauern zu bauen, hatte im Winter die Hütte, in der sie mit dem Vieh zusammen wohnten, ausgemistet, hatte seine jüngeren Geschwister und schließlich auch seine Mutter begraben. Kein Wunder, dass er sein Heimatland verlassen hatte.
    Â» Komm, Angus.« Hamish stand auf, und Angus folgte seinem Vater, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen.
    Alleine auf der Veranda strich Claire über ihre Röcke. Ihr Mann und ihr Sohn hatten eine Beziehung, in die Claire nie würde eindringen können. Sie hatten tiefes Verständnis füreinander. Als Mutter wusste sie, dass eine solche Beziehung ein großes Glück war. Als Frau jedoch kam sie sich beinahe so vor, als sei sie auf einer öden Insel ausgesetzt, auch wenn sie wusste, dass die beiden es nicht böse meinten.

Herbst 1989
    Wangallon Station
    Sarah und Shelley beschnitten einen Strauch am hinteren Tor. Er war gewuchert, und es kostete viel Kraft, die verholzten Äste durchzusägen. Bullet saß bei ihnen und blickte gelegentlich auf, als wolle er sich ins Gespräch einmischen.
    Â» Dann ist es also ernst?«, fragte Sarah und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es waren milde zwanzig Grad, aber am Nachmittag sollte Südwind aufkommen, und über Nacht sollte die Temperatur auf sechs Grad fallen.
    Â» Ernst genug, um über Heirat zu reden«, erwiderte Shelley kokett.
    Â» Heirat«, quietschte Sarah. Sie schnitt einen armdicken Ast aus dem Busch und warf ihn auf den Haufen in der Schubkarre. Stürmisch umarmte sie Shelley. » Und du hast das gesamte Wochenende gebraucht, um es mir zu erzählen?«
    Shelley zog sich den schwarzen Pullover aus und band ihre frisch gefärbten Haare erneut zusammen. Dieses Jahr hatte sie sich für Blond entschieden, und wenn man bedachte, dass sie endlich eine feste Beziehung hatte und in der Personalberatung, in der sie arbeitete, befördert worden war, dann war das entschieden die Farbe, die am besten funktionierte. » Das hat zwei Gründe. Ich wollte nichts sagen, bevor ich nicht offiziell verlobt bin, weil ich dachte, das bringt Unglück. Und zweitens will ich keine lange Verlobungszeit.« Shelley zögerte und warf Sarah, die am nächsten Ast sägte, einen Blick zu.
    Sarah reichte ihr die Säge. » Hier, du kannst es auch mal versuchen.«
    Â» Sei mir nicht böse, Sarah, aber bist du glücklich? Wirklich glücklich?« Shelley schaute die Freundin fragend an.
    Â» Natürlich, Dummchen. Ich habe bloß keine Eile, und so alt sind wir

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