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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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In einem Bein sind die Sehnen kaputt, das andere ist gebrochen. Er ist so gut wie lahm. Am besten binde ich ihn einfach einen Monat lang an einen Baum und warte, wie alles heilt.«
    Anthony trug Heilsalbe auf die Wunde auf und legte einen Verband an. Ein Teil der antiseptischen Salbe landete auf seiner Jeans.
    Das gebrochene Bein war einfacher zu behandeln. Matt hielt Frettchen fest, und Anthony zog einmal kurz am Hinterbein. Man hörte, wie der Knochen wieder einrastete. Der Hund winselte, dann war er still.
    Â» Er ist tot«, schniefte Shelley. Das einzige tote Tier, was sie bisher in ihrem Leben gesehen hatte, war eine Kakerlake in ihrer Wohnung gewesen. Sie musste den Drang unterdrücken, die Hand auszustrecken und den Hund anzustupsen. Fasziniert beobachtete sie, wie das Bein bandagiert wurde. Zum Schluss legte Matt noch das aufgeschnittene Gummirohr darum und umwickelte alles mit Isolierband. » So mein Junge, fertig.«
    Shelley zuckte zusammen, als der Hund dankbar den Kopf hob.
    Frettchen lag auf der hinteren Veranda, in eine Decke eingewickelt, und das Chaos in der Küche war beseitigt, aber die beiden Männer wollten nicht bleiben, um einen Kaffee zu trinken.
    Â» Habe ich irgendetwas Falsches gesagt?«, fragte Shelley, als sie Matt und Anthony, die zu ihren Pferden gingen, nachblickten. Sie musste zugeben, dass sie bei beiden mehr als den Schnitt ihrer Jeans bewunderte. » Hübsche Hintern.«
    Â» Ich dachte, du wolltest dich verloben?« Sarah schnitt Käse auf und legte die Stücke auf Cracker.
    Â» Ach, du kennst doch die Redensart: Wo man sich Appetit holt, ist egal, solange man zu Hause isst.«
    Â» Die beiden da haben im Moment so eine Liebe-Hass-Beziehung.« Sarah aß einen Cracker. » Sie sind wie junge Hengste, die beide die Nase vorn haben wollen.«
    Shelley setzte sich an den Küchentisch und blickte Sarah wissend an. Da sah jemand vor lauter Bäumen den Wald nicht.

Sommer 1908
    Fünf Meilen nördlich von Wangallon Town
    Hamish geleitete Claire zu der Picknickdecke, die unter den ausladenden Ästen eines Eukalyptusbaums lag. Sie ließ sich neben Hilda, der Frau des Bankdirektors, und ihren beiden Töchtern Henrietta und Jane nieder. In der wärmeren Jahreszeit machten sie nach ihrem vierzehntägigen Kirchgang regelmäßig Picknicks, und das Picknick an Weihnachten war recht unterhaltsam. Es überraschte Hamish eigentlich, dass Claire, die sich sonst immer über den Mangel an gesellschaftlichen Ereignissen beklagte, an diesen Zusammenkünften nicht mit mehr Enthusiasmus teilnahm. Das Publikum war erlesen, und nur sechs Familien wurden zu diesen Picknicks eingeladen, bei denen ein gemeinsamer Picknicktisch reich gedeckt war. Hilda Webb nickte Hamish so kokett zu, wie es sich nur eine Frau ihres Standes erlauben konnte. Sie klimperte mit den kurzen Wimpern und entbot ihm einen Gruß. Als Bankdirektor führte ihr Mann Reginald die gesellschaftliche Hierarchie an, und Hilda hielt es nur für richtig, dass sie und Claire zusammensitzen mussten.
    Â» Sie wünschen sich sicher Regen«, erklärte Reginald, als Hamish sich aus Mrs Webbs Fängen gelöst hatte. » Ich hingegen bin dankbar für das trockene Wetter.« Er nahm eine Prise Schnupftabak aus einer blau verzierten Dose aus Sterlingsilber und zog das Pulver schniefend in jedes Nasenloch. » Ich muss sagen, dieser Arzt in Sydney hatte recht. Die trockene Luft hat meinen Lungen sehr gut getan.«
    Â» In der Tat, wenn ich auch bezweifle, dass sich Ihr jetziger Sitz mit dem Sandsteingebäude der Bank von New South Wales vergleichen kann«, erwiderte Hamish. » Um jedoch auf Ihre erste Frage zurückzukommen, ja, ich hoffe tatsächlich, dass es dieses Jahr früh regnet.« Hamish stillte seinen Durst an dem widerlich süßen Punsch, der auf dem mit einer weißen Leinendecke gedeckten Tisch stand, und wartete ungeduldig darauf, dass die Dienstmädchen etwas auspackten, das seinem Geschmack eher entsprach.
    Â» Und wie geht es Ihrem Sohn Luke?«
    Hamish schilderte ihm ausführlich den Zug der Herde nach Süden, wobei er sich allerdings auf seine eigenen Erinnerungen verlassen musste, da Luke sich ja weigerte, ihm ausführliche Berichte zu schicken. » Ich habe schon daran gedacht, noch einmal an Crawford heranzutreten«, gestand Hamish. Reginald wusste vielleicht etwas, was ihm noch nicht bekannt war. Und er konnte sich auf

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