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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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das südlich von Wangallon Town ein hübsches Stück Land besaß. Weiter entfernt lagerten der Pfarrer und seine Familie– ihre drei Söhne machten zweifellos mit Angus irgendwo Unsinn. Sally Foster lachte entzückt über eine Anekdote, die Mrs Ovendale erzählte. Claire hätte gerne häufiger mit Sally zu tun gehabt, aber da sie vor einigen Jahren einen Baptisten geheiratet hatte, lehnte Hamish sie ab. Er war der Meinung, presbyterianische Schotten sollten unter sich bleiben.
    Claire wischte über die Ameisen, die mitten über die Decke krabbelten, und setzte sich anders hin. Ihr Fischbeinkorsett bereitete ihr im Sommer immer Probleme, und sie sehnte sich nach der Kühle ihres Schlafzimmers. Sie band den Chiffonschal los, der ihren breitkrempigen Hut auf dem Kopf hielt, und genoss die leichte Brise, die sie umspielte.
    Â» Mr Stevens hat in Holz investiert«, unterbrach Mrs Webb Claires Träumerei. » Ich finde ja Handel an sich schon abscheulich. Finden Sie nicht auch, Mrs Gordon? Allein der Gedanke an so ein Leben, nun.« Mrs Webb schüttelte sich. » Aber manche sagen ja, er sei clever. Wer kann in so einer kleinen Stadt schon clever sein, antworte ich dann. Man kann den Mann ja mit niemandem vergleichen.« Sie aß ein Stück gesalzenes Schaf und trank einen Schluck von ihrem Punsch, der mittlerweile warm war. » Ich finde ihn einfach nur geschäftstüchtig, vor allem, da die Fundamente für ein weiteres Hotel beinahe gegenüber vom alten liegen. Außerdem wissen Ladenbesitzer immer, wer Geld hat und wer nicht. Meiner Meinung ist das nicht gerade förderlich.«
    Â» Ein großer Fisch in einem kleinen Teich?«, bemerkte Claire.
    Â» Genau.« Hilda tätschelte Claires Kleid. » Dieses Ensemble habe ich im Katalog von Grace Brothers gesehen. Weiß kann ich leider nicht tragen.«
    Â» Mutter findet es dekadent«, warf Henrietta ein. Jane aß einen Bissen von ihrer Papageienpastete und krümelte dabei auf ihre dunkelgraue Bluse. » Dekadent«, wiederholte sie, als ob die Pastete sich irgendwie auf ihre Stimmbänder gelegt hätte.
    Claire, die Hilda bisher immer nur in Schwarz gesehen hatte, tätschelte der älteren Frau die Hand. » Unsinn, Weiß würde Ihnen sehr gut stehen.«
    Hilda lächelte und zeigte dabei ihre Grübchen. Dann wandte sie sich der Ankunft von Jacob Wetherly zu. » Mein lieber Gatte hat uns heute Unterhaltung versprochen, nicht wahr, meine Mädchen?«
    Â» Ja, Mama«, antworteten Henrietta und Jane mit eingeübtem Gehorsam.
    Â» Ein feiner Mann, Mrs Gordon«, stellte Mrs Webb fest. » Er war im Süden fünfzehn Jahre lang auf einem hoch geachteten Besitz angestellt. Es heißt, er habe sich mit dem Besitzer überworfen.« Hilda beugte sich verschwörerisch vor. » Es wird geredet, er habe eine Liaison mit Mrs Henry Constable gehabt.«
    Â» Nein«, flüsterte Claire. » Wie unglaublich obszön.« Und keineswegs überraschend, dachte Claire, als sie und Mrs Webb ihre Fächer hoben und in ihrem Schutz den Neuankömmling unverhohlen musterten. » Mrs Henry Constable ist doch schon…
    Â» Sie ist mindestens fünfundvierzig und hat fünf Kinder, meine Liebe. Oh, er ist ein schöner Mann«, hauchte Mrs Webb.
    Claire konnte ihr nicht widersprechen. Jacob Wetherly war groß und trug seine Kleidung gut. Dunkelhaarig und gebräunt war er ein willkommener Neuzugang bei ihrem Treffen.
    Â» Man munkelt auch von einem Besitz in England.« Mrs Webb legte Claire die Hand auf den Unterarm. » Allerdings ist man sich nicht ganz einig, wie viel er wert ist. Es sieht so aus, als ob Mr Gordon Gefallen an ihm gefunden hat.«
    Fasziniert beobachtete Claire, wie Mr Webb die Männer einander vorstellte. Hamish führte den Mann auf die Seite, wobei er lebhaft gestikulierte. Claire hatte dieses Verhalten schon öfter bei ihm erlebt, aber sie war sich nicht sicher, was er heute damit bezweckte. Jacob Wetherlys Ausdruck wechselte von Überraschung zu Interesse. Schließlich schüttelten sich die beiden Männer die Hände. Claire senkte den Fächer. Mr Wetherly sah sie direkt an. Sie wandte den Blick ab, dankbar für das Geplauder der beiden Mädchen und ihren breitkrempigen Hut. Verlegen stocherte sie in dem gebratenen Fisch herum, der laut Mrs Ovendale vor allem für diejenigen bestimmt war, die zur Überhitzung

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