Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
Vom Netzwerk:
eine Kuh fiel, die in der Bewässerungsrinne feststeckte. Es war ein älteres Tier, das bereits ein Kalb bekommen hatte, bevor es verkauft werden konnte, und jetzt mühsam ums Überleben kämpfte und in der Rinne nach Futter gesucht hatte.
    Schon nach ein paar Stunden im kalten Wasser des Grabens verloren Kühe für gewöhnlich die Kraft und konnten ihre Hinterbeine nicht mehr bewegen. Anthony blickte in die aufgerissenen Augen des alten Mädchens und dachte, er würde sie wohl erschießen müssen. Sie hatte so wild gestrampelt, dass sich um sie herum der Schlamm türmte. Das Wasser schwappte gegen ihr rotbraunes Fell. Anthony nahm eine schwere Kette von der Ladefläche des Landcruisers, befestigte sie am Abschlepphaken des Wagens und ging auf die Kuh zu. Sie brüllte und schnaubte und bewegte ihren Kopf so heftig hin und her, dass es Anthony kaum gelang, die Kette um ihre Hörner zu legen. Schließlich aber konnte er sie doch befestigen. Langsam fuhr er mit dem Landcruiser rückwärts. Die Kette spannte sich, die Kuh brüllte. Anthony setzte weiter zurück, bis die Kuh aus dem Graben heraus war. Rasch fuhr er vorwärts, damit sich die Kette lockerte, dann sprang er aus dem Wagen und nahm sie von ihren Hörnern. Zu seiner Überraschung rappelte sie sich schnaubend auf. Sie starrte ihn verängstigt an, ihr Körper zitterte heftig, und auf einmal ging sie auf ihn los. Mit einem Satz rettete Anthony sich auf die Ladefläche. Sie blieb noch einen Moment lang vor dem Wagen stehen, dann trottete sie schließlich davon. Weiter unten am Graben tauchte ein Kalb auf, und Mutter und Kind waren endlich wieder vereint.
    Anthony wischte sich den Schlamm von den Händen und fuhr weiter zur Silage-Grube. Sie mussten die Bewässerungsgräben regelmäßig abfahren, um nicht noch mehr Kühe zu verlieren. Mürrisch gestand er sich ein, dass sie die Grube viel früher hätten öffnen müssen. Er fuhr an einzelnen Bäumen im ansonsten offenen Land vorbei, und kurz darauf hielt er an der Silage-Grube, die sich wie ein antiker Grabhügel in der flachen Landschaft erhob. Der Himmel war trüb und bewölkt, und im Westen verhängten Regenschleier die Sicht.
    Draußen schien alles so einfach. Der Busch war zwar harte Arbeit, aber er belohnte einen auch, wenn man risikofreudig war und klug wirtschaftete. Warum war sein Privatleben bloß nicht so einfach? Als er damals als junger Cowboy nach Wangallon gekommen war, hatte er sich zu Sarah und ihrem Bruder hingezogen gefühlt. Von Anfang an war er auf Wangallon zu Hause gewesen, und das hatte ihm geholfen, sein Entsetzen zu überwinden, als Sarah nach Camerons Tod weggegangen war. Seine Bindung an das großartige Land der Gordons hatte ihn für Sarahs lange Abwesenheiten entschädigt. Ein oder zwei Mal hatte er überlegt, ob er nicht gehen sollte, aber der Besitz war ihm ins Blut übergegangen. Und dann war da auch noch die Hoffnung, dass Sarah eines Tages zurückkommen würde.
    Anthony hatte es nie ausstehen können, wie Angus Gordon sie alle manipuliert hatte, aber die Tatsache, dass er ihm dreißig Prozent an Wangallon vermacht hatte, wusste er doch zu schätzen. Er war sich seiner Verantwortung bewusst und hielt die Farm jetzt schon seit Jahren auf Kurs. Wenn Sarah jedoch begann, seinen Managementstil infrage zu stellen, und Matt sich weiterhin für so wichtig hielt, konnte das nur in der Katastrophe enden. Matt war ein guter, fähiger Mitarbeiter, aber er war eben nur ein Angestellter. Er konnte es nicht dulden, dass Matt Sarahs Schwäche für seine Zwecke ausnutzte, oder sich um die Arbeit auf der Station herumdrückte, weil er eine kaputte Hand hatte.
    Anthony hielt ein paar Meter neben Matts Fahrzeug. Die ersten Regentropfen fielen auf die Windschutzscheibe. Matt konnte nicht auf das für morgen angekündigte schöne Wetter warten. Er musste etwas beweisen. Der Bagger hatte die oberste Erdschicht von der Grube entfernt und belud jetzt zwei Kipper mit Futtersorghum. Die Schaufel schwang über den ersten Kipper, und das schwere Fahrzeug erbebte unter dem Gewicht der Futterladung.
    Matt ging um den Kipper herum und trat gegen die Reifen, als wolle er den Luftdruck prüfen. Die Zigarette hatte er im Mundwinkel hängen. Anthony nickte ihm zu. Sie konnten es sich nicht leisten, wenn die Silage nass wurde. » Ich habe Planen hinten im Wagen«, sagte er zu

Weitere Kostenlose Bücher