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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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Matt. » Du musst sie mit Reifen sichern.« Er machte sich nicht erst die Mühe, Matt daran zu erinnern, dass es besser gewesen wäre, noch einen weiteren Tag auf das schöne Wetter zu warten.
    Matt zog an seiner Zigarette. » Keine Sorge.« Seine Stimme erhob sich über den Lärm des Motors, als Anthony wegfuhr. » Wir hören auf, bis der Regen vorbei ist«, wies er die Arbeiter an.
    Im Rückspiegel sah Anthony in der Ferne dicke graublaue Wolken. Es würde auch heute Abend regnen, obwohl von dieser Kaltfront, die durchzog, nicht viel zu erwarten war. Der Wagen holperte über ein paar Schlaglöcher, als Anthony zu einem Torweg abbog. Er musste sich ein paar Kühe anschauen, die früh kalbten, und dann hatte er noch einige Telefonanrufe zu erledigen. Er öffnete das Tor und hielt kurz inne, um sich zu überlegen, was er tun wollte. Seit Monaten schon grübelte er über eine Idee nach. Ein Projekt, das Wangallon auf lange Sicht Wachstum sichern würde. Er hatte eigentlich mit Sarah darüber sprechen wollen, aber nach der Diskussion über die Silage-Grube und die Viehroute war ihm die Lust vergangen. Er tippte mit dem Finger auf den Aluminiumrahmen des Tors. Sarah würde nicht glücklich darüber sein. Links von ihm tauchte ein erschreckter Emu aus dem trockenen Gras auf und rannte von seinem Nest weg, um Anthony in die Irre zu führen. Anthony schob sich seinen Akubra-Hut tiefer in die Stirn. Es war ein Projekt, das keinen Aufschub duldete.
    Missmutig blickte Sarah, den Becher mit ihrem Morgenkaffee in der Hand, durch das Küchenfenster auf den Nieselregen. Sie dachte an Shelley, stellte sich vor, wie sie ihren Ausgehabend plante, und wünschte sich kurz, es gäbe hier ein nettes kleines Restaurant um die Ecke, in das Anthony und sie gehen könnten. Die Bücher der Station zu führen, war eine lästige Pflicht, aber sie war selbst schuld, weil sie ein paar Monate nach dem Tod ihres Großvaters dem Buchhalter gekündigt hatte. Es kam ihr albern vor, für etwas zu zahlen, das sie auch selbst machen konnte. Außerdem gab es keine bessere Methode, um einen Einblick in die Abläufe der Farm zu bekommen. Leider nahm jedoch die Buchführung zweieinhalb Tage pro Woche in Anspruch, und im Sommer würde sie zudem noch jede freie Minute mit der Bewässerung des Gartens zubringen müssen. Bald würde sie gar keine Zeit mehr auf den Weiden verbringen können.
    Am Stamm des nach Zitrone duftenden Eukalyptusbaums vor dem Haus lief der Regen herunter. Eine Taube, die zum Schutz vor der Nässe das Köpfchen unter die Flügel gesteckt hatte, saß wie ein aufgeplusterter weißgrauer Ball auf einem der Äste. Die Dinge veränderten sich. Sie fühlte es so sicher, als ob sich eine neue Tür vor ihr geöffnet hätte. Und doch lag unter allem ein nagender Ärger. Unzufrieden dachte sie an das Treffen am vergangenen Montag. Vielleicht hatte Anthony recht, und sie hatte plötzlich eine Meinung zu allem entwickelt– eine Meinung, die gehört werden wollte. Und sollte es nicht auch so sein? Sie wollte keinen Streit, aber manchmal kam sie sich auf ihrem Familienbesitz vor wie ein Außenseiter. Und es gefiel ihr nicht, in die zweite Reihe gedrängt worden zu sein. Und jetzt hatte sie auch noch zusätzlich einen Grund, aufgebracht zu sein. Heute Morgen hatte sie eine Rechnung über achtundzwanzigtausend Dollar bekommen: zwei neue Laderampen und ein Set mobiler Gatter. Nachdenklich trank sie einen Schluck Kaffee. Damit konnte sie leben; der Kreditantrag über hunderttausend Dollar jedoch für die Anschaffung eines Viehtransporters war ein bisschen üppig. Sarah rieb sich die Stirn. In den Büchern der Farm war nichts davon als zukünftige Anschaffung eingetragen.
    Sarah setzte sich an den großen Eichenschreibtisch und blickte durch das Fenster in den Garten. In diesem Teil befand sich der Blumen- und Kräutergarten ihrer Großmutter. Grandma Jessica war dort draußen an einem Asthmaanfall gestorben. Der Busch, den sie so geliebt hatte, hatte sie umgebracht mit einer Kombination aus Allergie und Isolation. Angus war an diesem Tag draußen gewesen, um die Schafe zu mustern, und als er zurückkam, fand er sie bewusstlos im Garten. Ihr breitkrempiger Strohhut und ihr Korb lagen neben ihr auf der Erde. Der Garten war ihre Leidenschaft. Dazu gehörte auch ein kleines Beet, das früher einmal von

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