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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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strich ihre Röcke glatt und steckte sich die losen Haarsträhnen fest. Heute wollte sie mehr als Kartoffeln und Brot. Sie hatte Heißhunger auf Eier und brauchte Baumwollkattun für einen neuen Rock. Lauren spähte durch die unebenen Holzlatten der Tür. Mr Stevens erwartete von ihr, dass sie den Lagerraum durch das rückwärtige Fenster verließ. Nun, aber heute nicht. Heute dachte sie nicht daran, auch wenn sie die Bezahlung gut brauchen konnte. In der letzten Zeit waren nur der hässliche schottische Junge, dieser McKenzie, und Mr Stevens regelmäßig gekommen.
    Allerdings vermutete sie, dass Luke Gordon jeden Moment in Wangallon Town eintreffen konnte. Lauren wischte sich den Schweiß von der Stirn. Trotz der morgendlichen Anstrengung fühlte sie sich recht munter. Die Monate des Wartens lagen jetzt hinter ihr, und im neuen Jahr würde ihr Leben sich zum Besseren wenden. Am besten fange ich jetzt schon damit an, beschloss Lauren. Sie presste die Lippen zusammen und straffte die Schultern. » Aua.« Sie drückte die Hand auf den Muskel über ihrem Lendenwirbel, kniff sich in die Wangen, obwohl sie die Farbe sicher nicht brauchte, nahm sich eine Handvoll Kartoffeln und betrat hocherhobenen Hauptes das Ladenlokal.
    Hilda Webb und ihre beiden Töchter standen an der langen Holztheke und debattierten über ihre Rechnung, sodass Lauren genug Zeit hatte, sich einen Ballen grünen Stoff aus dem Regal zu nehmen. Sie ergriff eine Spule Baumwollgarn und rosa Band, das ihr besonders gut gefiel, und steckte beides vorn in ihre lose sitzende Bluse. Mit einem flüchtigen Blick auf die billig aussehenden Schuhe im Schaukasten trug sie den Stoff zur Theke. Sofort richtete sich der Zorn der Frauen, die sich zu gut vorkamen, um neben der Tochter einer Waschfrau zu stehen, gegen sie.
    Â» Vielleicht wollen Sie erst diese Person bedienen, Mr Stevens. Danach können wir unser Geschäft in aller Ruhe zu Ende bringen.« Mrs Webb drückte ein duftendes Pomadedöschen an die Nase.
    Lauren ließ die Kartoffeln auf die Theke fallen und legte den Stoff daneben. » Diese Person hat einen Namen, Mrs Webb«, verkündete Lauren mit ihrer gepflegtesten Aussprache. » Und das wissen Sie auch sehr gut, da Sie ja aufgrund Ihrer ständigen schlechten Laune kein Personal länger als ein paar Monate halten können und meine Mutter Ihre schmutzige Unterwäsche waschen muss.«
    Mrs Webb öffnete den Mund, musste jedoch feststellen, dass Wut und Verlegenheit sie sprachlos gemacht hatten. Miss Henrietta Webb ergriff ihre Mutter am Arm und zog sie beiseite. Sie flüsterte ihr etwas zu, und mit verstohlenen Blicken auf Lauren begannen sie, Taschentücher von schlechter Qualität zu betrachten.
    Lauren zwinkerte Mr Stevens zu, dessen Stirnfalte vor Schock auf geheimnisvolle Weise verschwunden war. » Eine Länge Stoff für einen Rock, bitte, ein Dutzend frische Eier, eine Dose Kondensmilch und dann noch zwei von diesen hier.« Lauren zeigte auf die Bonbons.
    Der Ladenbesitzer starrte sie an, als sei sie ein Sträfling, der mit dem Schiff gerade aus der Heimat gekommen sei.
    Â» Wie geht es Mrs Stevens?« Lauren benetzte ihren Zeigefinger und fuhr damit über die Ladentheke. Er hinterließ eine deutliche Spur im Staub. » Sie bräuchten hier einmal eine Reinemachefrau, Mr Stevens. Fragen Sie doch mal Mrs Webb. Leute, die bei sich selbst keine Ordnung halten können, brauchen immer jemanden, der praktisch veranlagt ist. Ich zum Beispiel könnte Ihre Pfeifen«, sie zeigte auf die Pfeifensammlung auf dem Regal hinter ihm, » wirklich gut ausblasen.« Sie blieb ganz still stehen, als er ihren Stoff abschnitt und einwickelte und ihre Einkäufe in eine Papiertüte packte. » Und ich glaube, ich bekäme sogar noch etwas heraus.« Sie hielt die Hand auf, während Mr Stevens ihr die Einkäufe über die Theke zuschob. » Soll ich Mrs Stevens fragen?« Lauren schnappte die Münze, die über die Theke rollte.
    Mr Stevens räusperte sich. » Hier bekommen Sie nichts mehr heraus, Miss.« Er blickte sie vielsagend an.
    Lauren ergriff die Tüte und zwinkerte ihm zu. » Sie auch nicht, Mr Stevens.«
    Langsam ging sie an den drei Frauen vorbei. Das ältere Mädchen, eine spitzere, dünnere Version ihrer großmäuligen Schwester, hielt sich für etwas Besseres als die meisten Einwohner von Wangallon Town. » Ich

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