Im fernen Tal der Hoffnung
Anthony zu ihrer Mutter.
Sommer 1908
Wangallon Station Farmhaus
» Morgen.« Jasperson stieg steif vom Pferd und schlang die Zügel über den Pfosten vor der Veranda. Neben ihm stand der McKenzie-Junge. Hamish ignorierte Jaspersons neuesten Begleiter. Wie lange er auf Wangallon bleiben würde, hing davon ab, wie geschickt er sich anstellte. Jasperson sah kränklich aus, eigentlich nicht viel anders als damals, als sie ihn am Ufer des überfluteten Broken River aufgegabelt hatten, dachte Hamish. Nach dem Tod von Hamishs Bruder waren sie nur zu dritt gewesen, Hamish, Lee und Dave. Sie hatten Charlie auf den Goldfeldern begraben, waren nach Norden geritten und hatten Jasperson gefunden. Jasperson, ein zugeknöpfter Engländer mit einer Vorliebe für kleine Jungen, hatte ihnen erzählt, er habe sein gesamtes Hab und Gut verloren. Hamish hatte schon damals erkannt, dass er die gleichen Eigenschaften wie Dave aufwies: Beide Männer befolgten Befehle und hielten den Mund. Solche Männer waren schwer zu finden und zu ersetzen. Es war eine Schande, dass Dave mittlerweile gestorben war. Hamish hatte ihn eigentlich für willensstärker gehalten.
» Und? Was gibt es Neues?« Hamish trank seinen Tee aus. Wenn ein Monat an Wangallons westlicher Grenze den Engländer nicht gesprächiger machte, dann konnte nichts ihn dazu bringen. Er hatte Kilometer um Kilometer von Zäunen überprüft, Grenzreiter aufgesucht und in andere Gebiete des Besitzes geschickt, und allgemeine Berichte und Beobachtungen über das Weideland entgegengenommen. Für gewöhnlich saà Hamish um diese Uhrzeit bereits auf dem Pferd und ritt in die aufgehende Sonne hinein. Aber jetzt war es schon sieben Uhr, und die Ungeduld nagte an ihm.
Hamish klopfte seine Pfeife aus. » Und?« Der picklige Junge und sein Aufseher wechselten einen Blick. Hamish kannte diesen Blick. Offensichtlich war ihre Beziehung an einem Abend an der westlichen Grenze besiegelt worden. Geld und Bedingungen waren ausgetauscht worden, und Hamish vermutete, dass McKenzie seine Hosen am Lagerfeuer heruntergelassen hatte. Es war nicht das erste Mal, und es würde auch nicht das letzte Mal sein. Hamish kniff die Augen zusammen. Der schottische Junge mit seinem flackernden Blick und der Bereitschaft, Jasperson zu gefallen, wollte weiterkommen. Zweifellos glaubte er, auf dem Baum, den Wangallon darstellte, würden nicht genug Früchte wachsen. Nun, diese Lektion würde er lernen müssen, wenn er von dem Pfad abwich, den Jasperson vorgab.
» Luke ist etwa einen Tagesritt weit entfernt«, begann Jasperson. » Der Koch ist schon im Wangallon Town Hotel. Der Junge hat wohl vor ein paar Monaten einen Speer abbekommen.«
Hamish nahm diese Information auf. » Er ist aber nicht versehrt, oder?«
Jasperson schüttelte den Kopf.
» Gut. Reit in die Stadt und sag mir Bescheid, wenn er ankommt. Ist seine Hure noch da?«
» Die kleine Grant? Ja.«
McKenzies Miene wurde aufmerksam. Die Frage war zwar an Jasperson gerichtet gewesen, aber Hamish spürte den Ãrger des schottischen Jungen. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und fuhr mit der Stiefelspitze durch den Staub.
» Wenn sie auch deine Hure ist, Junge, würde ich dir raten, dir eine andere zu suchen.« Hamish konnte es nicht zulassen, dass sein Sohn mit so jemandem wie diesem Jungen eine Frau teilte. » Was sonst noch?«, fragte er Jasperson.
» Der groÃe Fluss ist vor ein paar Wochen in der Nähe von Crawford Corner ausgetrocknet. Der Grenzreiter hat das Vieh nach Süden getrieben, um sie zur Hauptbewässerungsrinne zu bringen, aber sie war ebenfalls trocken.«
» Was soll das heiÃen, trocken? Das ist eine verdammte artesische Bewässerungsrinne. Sie kann doch nicht einfach austrocknen.«
Jasperson kratzte sich gereizt am Schritt. » Die Rinder sind auf Crawfords Gebiet gezogen, weil dort ein groÃes Wasserloch ist.«
Hamish überlegte. Er hatte kein Wasser. Crawford hingegen hatte welches. » Und der Abfluss?«
» Ich vermute, er hat ihn blockiert.«
Hamish blickte seinen Aufseher an. Schmutzige Hose, staubbedeckte Stiefel und ein sauberes Hemd; das war die Konzession des Mannes an ein bisschen Achtbarkeit. » Du vermutest?«, wiederholte er. Solche Wörter kamen in seinem Sprachschatz nicht vor.
» Der Grenzreiterâ¦Â«
Hamish trank einen Schluck Tee und beugte sich in seinem
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