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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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ausgelegt.
    Für Jim war es trauriges Geld. Seine klarste Erinnerung an Sarah war der Tag, an dem sie durch die Heide auf seinen Lieblingshügel gewandert waren und vom felsigen Gipfel aus über die fernen Seen geblickt hatten, die von oben wie kleine Wasserpfützen aussahen, in die jedes Kind springen konnte. Und so fühlte er sich auch. Er hatte sich von Anfang an in der Gegenwart der Australierin wohlgefühlt, als ob er nach einer langen Reise nach Hause gekommen wäre. » Aber es kommt mir nicht richtig vor. Engländer würden so etwas machen, etwas übernehmen, das nicht rechtmäßig ihnen gehört. So wie hier, wo sie uns das Land genommen und uns gezwungen haben, von diesen winzigen Flecken zu leben; ganze Generationen von Schotten, die sich mit Bed & Breakfast kümmerlich durchbringen…«
    Â» Dann tu etwas«, unterbrach Robert ihn ungeduldig. » Die Gordons besitzen Millionen. Sie haben dir einen dreißigprozentigen Anteil angeboten. Nimm dein Geld und dann komm zurück und mach etwas Positives. Dann brauchst du dich auch nicht mehr vor Lord Andrews und seiner Familie zu verbeugen.«
    Positives konnte Jim allerdings kaum erkennen. Drei Monate hatte er sich nach einem Mädchen verzehrt, das sich als seine Halbschwester herausstellte. Seine Gefühle waren zwar aus Einsamkeit entstanden, aber er kam sich trotzdem dumm vor. Die Aussicht, ihr Erbe mit ihr zu teilen, bereitete ihm Unbehagen.
    Jims Mutter schüttelte den Kopf. » Du liebst Schottland, Jim, fast so sehr wie ich. Du brauchst gar nichts zu sagen, ich sehe es in deinen Augen. Die wilde Landschaft, die Heide und die kühle Luft, wenn der Wind über den See weht. Wie du für dein Land empfindest, das macht dich zum Schotten. Denk immer daran, denn wenn du nach Australien gehst und deinen Anteil in Anspruch nimmst, zerstörst du Sarahs Zuhause. Stell dir doch nur vor, wie sie sich fühlen wird.«
    Â» Genug von diesem melancholischen Weibergeschwätz.« Robert erhob sich und zupfte an seinem handgestrickten Wollpullover. » Die Fakten bleiben die Gleichen, Junge. Du musst nur den Anwalt anweisen, dir den Wert in Geld auszuzahlen. Entweder rufst du ihn an, oder ich tue es.«
    Â» Sarah müsste wahrscheinlich einen Teil des Besitzes verkaufen«, sagte seine Frau leise.
    Â» Und um wen machst du dir mehr Sorgen? Um Sarah oder um ihren Vater?« Robert stampfte wütend aus dem Haus und schlug die Tür hinter sich zu.
    Jim blickte seine geliebte Mutter an. Seinen Tee hatte er nicht angerührt. Es wurde mit jedem Tag wichtiger für ihn, nach Australien zu fliegen. Zwar wäre es ihm lieber gewesen, er hätte nie von der Geschichte erfahren, aber er musste seinen wahren Vater kennenlernen. Und ein anderer Teil von ihm, vermutlich der Gordon-Teil, wollte das Land sehen, das sich ein Schotte vor hundertdreißig Jahren angeeignet hatte. Wenn nur seine Mutter nicht so dagegen wäre.
    Der Tag war sonnig geworden, als er vor die Haustür trat. Vor ihrem kleinen Haus auf dem Hügel erstreckte sich die von kleinen Felsgruppen unterbrochene Heidelandschaft bis zum See, der einladend in der Vormittagssonne schimmerte. Jim schob die Hände tief in die Taschen seiner Cordhose und ging die kurze Strecke bis zum Ufer des Sees. Die Kiesel knirschten unter seinen festen Schnürschuhen. Seine Mutter hatte recht– er liebte dieses Land.
    Erst als sie ihm die Hand unter den Arm schob, merkte er, dass sie neben ihm stand. Zusammen standen sie am See und blickten auf die baumlosen Hügel, die die Schönheit des grauen Wassers umgaben.
    Â» Wenn du nach Australien gehst, bekommst du vielleicht dein Erbe, Jim.« Sanft berührte sie seine Wange. » Aber du wirst deine Sarah für immer verlieren, und bei deiner Rückkehr wirst du nicht mehr derselbe sein. Zärtlich drückte sie seinen Arm. » Wenn sie die Tochter deines Vaters ist, wird sie dir nie verzeihen können.«
    Die Stimme seiner Mutter bebte. Jim tätschelte ihre Hand. » Und doch ist es auch mein Vater.« Und du hast ihn geliebt, dachte er traurig. Er bückte sich und hob einen glatten Kiesel auf. » Er hat dir unrecht getan.« Er drehte den grauen Stein zwischen den Fingern. In den hellen Augen seiner Mutter standen ungesagte Worte. Er spürte, dass sie ihm gerne alles erzählen würde, und wartete geduldig. Aber dann kam ein Windstoß, und der Moment war vorbei. Wütend

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