Im fernen Tal der Hoffnung
Vor ihnen gabelte sich die Piste. Ein Pfad führte zum Fluss und zum Familienfriedhof, wobei ein breiterer Weg zum riesigen Wollschuppen und zu den Schafgehegen abging, und der andere führte am Hügel und an der Weide, wo Cameron umgekommen war, an der Grenze von Wangallon vorbei. Matt bog in den ersten Weg ein. Er hielt am ersten Gatter und grinste verschmitzt. » Das erste von zwölf.«
Es überraschte Sarah nicht, dass sie in diese Richtung fuhren. Sie hoffte nur, dass der Bewuchs durch die Ãberbelegung nicht allzu sehr dezimiert war. Boxerâs Plains war das letzte Stück Land gewesen, das die Gordons erworben hatten. Aus diesem Grund hatte es einen besonderen Platz in der Familiengeschichte. Als ihr Vater, Ronald, Ende der 70er-Jahre vorgeschlagen hatte, noch mehr Land zu kaufen, hatte Angus erklärt, er teile die Expansionsvisionen seines Vaters nicht und wolle lieber sein Geld für interne Verbesserungen einsetzen. Das Geld wurde für die Ausbesserung der alten Zäune ausgegeben, für Viehställe und die Renovierung der Personalunterkünfte; Bäume wurden gefällt, um das Wachstum auf den Weiden zu fördern und so die Kapazität des Weidelands zu erhöhen. Angus Gordon hatte ihnen einen hoch effizienten Besitz hinterlassen mit exzellenter Infrastruktur und einem Verhältnis zwischen Herden und Hektar, um den sie die Nachbarn beneideten, vor allem während der Dürreperioden, wenn Management-Fähigkeiten die Spreu vom Weizen trennten.
Am Wangallon River fuhren sie über die Brückenkonstruktion, die Angus in den 50er-Jahren gekauft und errichtet hatte. Als sie über die Holzbohlen rumpelten, unter denen der träge braune Strom floss, schreckten sie zwei graue Kängurus am Ufer auf. Alte Buchsbäume markierten die früheren Ãberflutungslinien, und ein Weg, der zum steilen Ufer herunter führte und an der anderen Seite wieder hinauf, erinnerte daran, dass in Dürrezeiten das Flussbett einfach durchquert werden konnte.
Es sah Matt gar nicht ähnlich, so lange zu schweigen. Er war zwar von Natur aus ruhig, aber Sarah wusste, dass er über etwas Wichtigem grübelte, wenn er so still war. Sie wappnete sich mit Geduld. Ihr GroÃvater hatte ihr einmal gesagt, dass dies von einer Gordon erwartet würde, aber sie hatte eigentlich nicht das Gefühl, dass diese Eigenschaft bei ihr besonders gut entwickelt war.
Sie fuhren durch dichtes Gehölz, das ihnen eine kurze Zeit lang die Sicht zu beiden Seiten versperrte. Wie immer fühlte sich Sarah in diesem Teil von Wangallon unbehaglich. Es kam ihr vor wie ein anderes Land, das von der Welt abgeschnitten war. Wahrscheinlich bildete der Fluss eine Grenze. Dann wurde der Weg wieder breiter, und sie fuhren durch eine kurze Allee in offenes Gelände. Sarah hörte das metallische Brummen von Maschinen. Matt hielt im Schatten eines Buchsbaums und reichte Sarah ein Fernglas.
» Du kannst dir einen besseren Eindruck verschaffen, wenn du dich im Hintergrund hältst«, sagte er.
Sarah kletterte auf die Ladefläche des Landcruisers und hob das Fernglas an die Augen. Einen Moment lang kam sie sich vor wie in einem Traum. Zwei groÃe Traktoren zogen schwere Scheiben hinter sich her, mit denen sie die schwarze Erde aufpflügten. Links davon fiel ihr etwas metallisch Schimmerndes ins Auge. » Mein Gott!«
» Ja.« Matt stellte sich neben sie, und gemeinsam starrten sie über die ruinierte Weide zu den zwei D9-Bulldozern. Sarah hörte ein Krachen, und kurz darauf stürzte ein Baum zu Boden.
» Sie haben vor zwei Tagen angefangen«, erklärte Matt. » Sie schätzen, dass wir mit den Scheiben etwa achthundert Hektar Weideland schaffen. Es ist kostengünstig, weil wir selbst keine Bäume fällen müssen.«
» Kostengünstig«, wiederholte Sarah. Sie konnte nur denken, dass das schöne Grasland ruiniert wurde und mit ihm die Bäume am Horizont, die im Sommer den Rindern und Schafen Schatten geboten hatten und im Winter Schutz. » Wo sind die Schafe? Die Kühe?«
» Irgendwo da drauÃen.« Matt zeigte vage nach Norden. » An der äuÃeren Grenze. Ich nehme mal an, sie versuchen, vor den Eindringlingen zu fliehen.«
» Aber es war überbelegt.« Matt nickte, und Sarah fragte weiter: » Warum hast du mir nichts gesagt?«
Matt runzelte die Stirn. » Ich habe Anthony zweimal nach den Herdenzahlen gefragt. Und
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