Im fernen Tal der Hoffnung
Es ist also alles legal.«
Sarah zerknüllte den Brief zu einem kleinen Ball. Als die Monate vergingen und sie immer noch nichts von den Mackens gehört hatte, hatte sie wirklich geglaubt, dass seine schottische Familie die Verbindung zu den Gordons in Australien nicht aufdecken wollte.
» Tja, und jetzt kommt er zu Besuch. Wie ist er denn so? Können wir ihn umstimmen?« Defensiv verschränkte Anthony die Arme.
» Woher zum Teufel soll ich das wissen? Ich weià auch nicht mehr als du.«
» Nun, ein bisschen mehr wirst du schon wissen, schlieÃlich warst du bei ihm zu Hause. Und in mich hat er sich schlieÃlich nicht verliebt.«
Einen Moment lang hätte Sarah ihn am liebsten angeschrien, er solle den Mund halten. Sie holte tief Luft. » Der achte ist in vier Tagen«, sagte sie. » ScheiÃe. Warum hat GroÃvater mir das bloà angetan? Er hat die Farm einfach wie einen Kuchen aufgeteilt und damit alles unmöglich gemacht.«
Anthony starrte sie an und steckte die Hände in die Taschen. » Es muss ein Schock für dich gewesen sein, als du festgestellt hast, dass er dir Wangallon nicht allein hinterlassen hat.«
Einen Moment lang blickten sie einander an. Zaunkönige flogen über sie hinweg, und Bullet sprang auf und jagte sie in die Bougainvillea-Hecke.«
» Nun, du wirst mit dem Anwalt sprechen müssen.« Anthonys Stimme klang gepresst. » Es ist dir doch klar, dass wir einen Teil des Besitzes verkaufen müssen, um ihn auszahlen zu können?«
Drinnen im Haus zerbrach etwas. Sarah drehte den Kopf nach dem Geräusch.
» Das war wahrscheinlich der Wind«, erklärte Anthony. » Wir müssen mehr Geld aus dem restlichen Besitz herausholen, weil unsere Schulden dieselben bleiben. Denk mal darüber nach, bevor du mich fertigmachst, nur weil ich versuche, uns beiden einen Gefallen zu tun.«
Sarah blickte auf das zerknüllte Stück Papier in ihrer Hand. Als sie wieder aufblickte, war Anthony gegangen. Im Haus war es still.
In jener Nacht lag Sarah im Bett und lauschte auf Anthonys leises Schnarchen. Er war spät nach Hause gekommen, und anscheinend war er im Pub gewesen, weil er nach Zigarettenrauch und Bier roch. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, und sie konnte nicht schlafen. SchlieÃlich stand sie auf und ging über den Flur in das Zimmer ihres GroÃvaters.
Das Zimmer wurde von einer einzelnen Glühbirne nur schwach erhellt. Sie setzte sich mitten auf das breite Bett. Es war kalt im Zimmer, und sie fühlte sich unbehaglich, als sei sie in das Reich eines anderen eingedrungen. Ein leichter Wind raschelte in der Hecke vor dem Fenster, und Blätter fielen auf das Blechdach. Sarah wollte sich gerade den dicken Bettüberwurf aus Brokat um die Schultern ziehen, als sie auf einmal ein leises Knurren und Bellen hörte. Rasch öffnete sie das Fenster und machte die AuÃenlampe an. Bullet stand ein paar Meter von ihr entfernt und knurrte eine dunkle Gestalt zwischen den Bäumen an.
» Was ist da, Junge?«, rief sie leise und schlang die Arme um sich.
Bullet blickte sich kurz nach ihr um. Zwischen den Baumstämmen flammte es goldrot auf.
» Was ist da?«, rief sie.
Ein Fuchs tauchte zwischen den Bäumen auf. Ein groÃes, kräftig gebautes Tier mit glänzendem Fell. Sarah blinzelte. Sie war froh, dass Bullet als Wächter zwischen ihnen saÃ. Die beiden Tiere maÃen einander mit Blicken, dann verschwand der Fuchs wieder in den Schatten.
Sarah hatte unwillkürlich die Luft angehalten. Jetzt atmete sie tief ein und schloss das Fenster wieder. Sie hatte das seltsame Gefühl, nicht allein zu sein, als sie die schweren Vorhänge zuzog. Der alte Teil der Farm knackte und ächzte, und die Geister von Wangallon streiften über das Land, das sie zu sehr liebten, um es je verlassen zu können. Was würde jetzt passieren, wenn einer der Hüter des Besitzes das Gesicht von Wangallon verändern würde? Was würde passieren, wenn ein weiterer Gordon sein Erbe in Anspruch nehmen wollte?
Der Gedanke lieà sie frösteln, und sie musste an ihren UrgroÃvater denken. Wangallon war geprägt vom Ehrgeiz ihrer Vorfahren und von ihrem Bedürfnis, das Land der Gordons zu schützen. In den Handlungen ihres GroÃvaters hatte sie diesen allumfassenden Wunsch nach Sicherheit wiedergefunden. Die Erbfolge der Gordons war immer klar gewesen, warum war sie es jetzt auf
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