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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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Damen nennen es Humpelrock, weil man sich nicht darin bewegen kann. Und ich muss zugeben, ich fühle mich ein wenig eingeengt.«
    Â» Warum trägst du ihn dann?«
    Â» Na, um mit der Mode zu gehen, natürlich.« Claire drückte seinen Arm. » Es ist schön, dich zu sehen, Luke. Es war ein grauenhaft langweiliges Jahr. Wenn es aufhört zu regnen, scheint jeder zu verschwinden; keine Feste, Tanzgesellschaften oder Bälle. Ich habe nur fünf Soireen gegeben. Es waren nur wenige Gäste da, und zu meinem Entsetzen haben einige meiner Freundinnen die Kleider vom letzten Jahr getragen. Ist die Lage wirklich so schlecht?«
    Luke tätschelte ihre Hand. Ihre Haut war weich unter seinen schwieligen Fingern. » Nicht jeder hat einen so großen Besitz wie Wangallon. Es gab Auseinandersetzungen mit den Aborigines im Süden, und du weißt ja, dass sich die Leute dann scheuen zu reisen.«
    Claire zog einen Schmollmund. » Du hältst mich für oberflächlich. Aber es ist einfach niemand da, mit dem ich über wichtige Themen sprechen kann. Angus wird auch immer größer, und ich habe zu viel Zeit. Unser einziges Highlight ist das Kirchenpicknick, an dem Hamish immer teilnehmen will. Ich habe ja nichts dagegen; aber ich sehne mich einfach nach interessanten, gebildeten Gesprächen.«
    Schweigend schlenderten sie unter den Bäumen im Obstgarten entlang, und das Licht, das durch die Kronen fiel, malte Muster auf ihrer Kleidung. Blätter, dürres Gras und Zweige knackten unter ihren Schuhen, während sie durch die Baumreihen gingen. Hinter dem Obstgarten lag das offene Land, und je weiter sie ans Ende des Obstgartens kamen, desto stärker wurden die Düfte der Büsche und des trockenen Grases. Die Bäume rauschten leise. Claire drückte sich mit ihrem Arm an seinen, und einen Moment lang überlegte er, ob er seine Hand auf ihre legen sollte.
    Â» Das ist für dich.« Er legte ihr den Schildpattkamm in die Handfläche. Seine Freude am Schenken war umso größer, als Claire ihn entzückt anlächelte.
    Â» Oh, Luke, danke. Er ist so hübsch.« Sie steckte sich den Kamm unter dem Hut ins Haar. » Und, wie findest du es?« Sie drehte sich wie ein junges Mädchen.
    Er suchte nach einem passenden Wort. » Sehr… kleidsam.«
    Sie kicherte und ergriff erneut seinen Arm. » Du verwöhnst mich mit deinen Geschenken. In diesem Haushalt kann man sich schon glücklich schätzen, wenn dein Vater überhaupt bemerkt, dass Weihnachten ist. Ich kann nicht verstehen, warum die Schotten den Neujahrstag so groß feiern. Für mich sind dann alle Festlichkeiten vorbei.«
    Ihre Worte zerstörten den schönen Moment für ihn. Luke wandte sich abrupt wieder zum Haus und ließ ihren Arm sinken. » Können wir uns nicht einmal unterhalten, ohne dass mein Vater alles überschattet?«
    Â» Ich habe doch nur gesagt… Es tut mir leid.«
    Luke ging wieder langsamer.
    Â» Es tut mir leid, dass du kürzlich deine Großmutter verloren hast«, sagte Claire, ein wenig außer Atem.
    Er dachte an das Kaufhaus. » Ich habe sie ja gar nicht gekannt, deshalb macht es mir nicht so viel aus.«
    Â» Aber sie war ja doch Familie«, meinte Claire.
    Â» In meinem Leben hat es größere Verluste gegeben, Claire.« Er blickte sie einen Moment lang an, und Claires Augen weiteten sich, als sie erkannte, worauf er anspielte. Was war nur in ihn gefahren, dass er von seinen Gefühlen redete? Verlegen schweigend gingen sie weiter. Was sie doch für eine Fassade errichtet hatten. Jetzt würden sie so tun müssen, als sei nichts gesagt worden, bis er Wangallon für ein neues Leben in Ridge Gully verlassen würde. Vielleicht war es ja das: Sein Unterbewusstsein hatte die Entscheidung getroffen, dass er gehen musste.
    Â» Du nimmst doch am Weihnachtsessen teil?«, fragte sie steif.
    Beim Gedanken an den feinen französischen Cognac, den gebratenen Truthahn und Mrs Stacklands Plumpudding war Luke versucht, Ja zu sagen. » Nein«, erwiderte er. Er erwartete Widerspruch, schmollend verzogene Lippen, aber sie reagierte nicht. Er blickte ihr nach, wie sie mit leichtem Schritt zum Haus zurückging, und dachte daran, wie warm ihr Arm auf seinem gelegen hatte… Und da wusste er, dass er schon wieder viel zu lange auf Wangallon war.

Winter 1989
    Wangallon Station
    Das trockene Gras knirschte unter Sarahs

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