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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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Reitstiefeln. Bullet tobte auf dem Rasen herum. Er rannte zu Frettchen, der langsam um die Ecke des Hauses gehumpelt kam, bellte ermunternd und lief zu Sarah zurück. Das Gras war spröde nach drei Tagen Frost, und die Natur um sie herum hatte sich zurückgezogen. Sarah ging zum anderen Ende des Gartens, wo hohe Kakteen am Zaun aufragten. Bullet hopste neben ihr her, schnappte nach unsichtbaren Insekten, schnüffelte am Fundament eines abblätternden Gitters, das in wärmeren Monaten eine rankende Kartoffelpflanze stützte. Am Zaun drehte Sarah sich um und blickte zum Haus. Vor ihrem geistigen Auge sah sie, wie ihr Urgroßvater Hamish auf der Veranda gesessen hatte. Ihr Blick glitt zum ältesten Teil des Hauses, den ursprünglichen Schlafzimmern. Sie schüttelte den Kopf. Nur sie konnte sich einbilden, dass dort ein Schatten am Fenster stand. Bullet bellte und widmete sich dann einer Gruppe von Geranientöpfen, die neben einem hölzernen Gartenstuhl standen.
    Kein Lüftchen regte sich, und die Bäume waren ganz still. Sie hielt die Handflächen an die Rinde eines nach Zitrone duftenden Eukalyptus und schloss die Augen. Sie spürte die Energie, die sich auf sie übertrug. Die Wurzeln des Baums breiteten sich wie Tentakel unter der Erde aus, um jeden Tropfen Wasser aufzusaugen. Zwischen den Sträuchern und Hecken war hier vor fünfzig Jahren die Kieseinfahrt verlaufen, die zum Haupteingang des Hauses führte. Was mochten ihre Vorfahren zu Anthonys Projekt sagen? Natürlich hatten auch sie auf Wangallon gerodet. Männer mit Äxten hatten Bäume gefällt, damit mehr Gras wachsen konnte, damit Häuser und Zäune gebaut werden konnten und das Land fruchtbarer wurde.
    Sarahs Großvater hatte auch davon gesprochen, was es für ein gewaltiges Unterfangen war, den Busch zu zähmen, aber im gleichen Atemzug hatte er über dieses Wort gelacht. Die Gordons wussten, dass man dieses Land nicht zähmen konnte. Alles hing von den Launen des Wetters ab. Nach einer Überflutung wuchsen die Bäume dicht in einem Gebiet, das vielleicht innerhalb von zehn Jahren schon zweimal gerodet worden war. Es war kostspielig und zeitaufwendig, solche Weiden frei zu halten, und eine Weide wurde nutzlos, wenn man sie nicht benutzte. Die Gehölze überwucherten das Gras, die Viehzahlen sanken, und schließlich nahmen Wildschweine und Kängurus überhand, die eine Weide innerhalb eines Monats kahl fressen konnten, wenn sie nicht jedes Jahr dezimiert wurden.
    Sarah sah zwar ein, dass es Vorteile brachte, in großem Stil zu roden, wie es auf Boxer’s Plains geschah, aber abgesehen von den hohen Kosten lag ihr die Landwirtschaft einfach nicht; konservative Weidehaltung war schließlich das Hauptgeschäft der Farm. Allein deshalb hatte Wangallon so lange überlebt. Außerdem war Boxer’s Plains das letzte Stück Land, das die Gordons erworben hatten, und es bildete einen wichtigen Teil ihrer Familiengeschichte. Es mochte ja irrational sein, aber Sarah wusste einfach, dass es ein besonderer Ort war und nicht zerstört werden durfte. Ihr Magen krampfte sich zusammen. All diese Gedanken wurden überlagert von dem, was Anthony getan hatte. Er hatte seine Pläne vor ihr geheim gehalten und das Vertrauen zwischen ihnen und damit die Basis ihrer Liebe zerstört. Hinter dem Zaun knabberten zwei Wallabys am Gras. Es waren furchtsame, zurückgezogene Geschöpfe, die sich lieber im Busch als auf offenen Ebenen aufhielten. Einen Moment lang wünschte sich Sarah, auch sie könnte sich in den Busch zurückziehen.
    Anthony kam um die Ecke des Farmhauses. Bullet kündigte ihn an, indem er kurz bellte.
    Â» Ich habe überall nach dir gesucht«, sagte Anthony verärgert.
    Er wirkte gehetzt. Er hatte seinen Hut auf den Hinterkopf geschoben, und unter seinen Augen lagen tiefe Schatten. Sarah stellte sich auf einen Streit ein, als sie auf ihn zuging, denn mittlerweile war er bestimmt schon auf Boxer’s Plains gewesen. Stumm traten sie aufeinander zu, und Anthony warf ihr einen merkwürdigen Blick zu.
    Sarah verschränkte die Arme über der Brust. » Was hast du dir eigentlich gedacht, wie lange du dein neues Projekt geheim halten könntest?«
    Â» Neues Projekt?«
    Sarah seufzte. » Die Bulldozer auf Boxer’s Plains. Hast du allen Ernstes geglaubt, du könntest so eine große Aktion veranlassen, ohne vorher mit mir

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