Im fernen Tal der Hoffnung
hat schon geglaubt, ihn in Ridge Gully erwischt zu haben, aber der Schwarze, den sie drei Tage lang an einen Baum gekettet haben, starb, bevor der Grundbesitzer, für den er arbeitete, für seine Unschuld bürgen konnte.«
» Ach du liebe Güte.« Claire schauderte. » Wie schrecklich.«
Hamish goss sich noch einen Brandy ein.
» Das kommt vor.« Wetherly leerte sein Glas. » Aber sollten Sie dieses Jahr einen Mangel an Unterhaltung empfunden haben, Mrs Gordon, so hat dieser Wilde sicher auch seinen Teil dazu beigetragen.«
Hamish rülpste so laut, dass es über den gesamten Tisch hallte. Claire rümpfte angewidert die Nase. Ihr Gemahl schob seinen Stuhl zurück und erhob sich. » Ja, nun, genug der Nettigkeiten. Wenn du uns jetzt entschuldigen möchtest, Claire.«
Mr Wetherly verbeugte sich förmlich. » Entzückend, Mrs Gordon. Vielleicht gestattet mir Ihr Gatte das Vergnügen, Sie durch Ihren groÃzügigen Garten zu geleiten, um Ihnen Ihre Gastfreundlichkeit zu vergelten?«
Claire verbarg ihre Freude hinter einer höflichen Maske, während ihr Dinner-Gast Hamish auffordernd anblickte. Sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als einen Spaziergang mit Mr Wetherly. Innerlich mahnte sie sich jedoch, dass ihr Wunsch, mit ihm allein zu sein, absolut nichts mit der skandalösen Information zu tun hatte, die Mrs Webb seinerzeit entschlüpft war. » Ich würde mich sehr freuen.«
» Leider zieht sich meine Frau früh zurück, Wetherly, und wir beide haben viel zu besprechen.«
» Ach, kommen Sie, Sir«, beharrte Wetherly. » Der Spaziergang wird uns beleben. Sie sollten sich uns anschlieÃen.«
Claire hielt die Lippen aufeinander gepresst.
» Ich lasse Sie die Abendluft genieÃen«, gab Hamish nach. » Aber nur zehn Minuten und nicht mehr. Ich stehe morgens früh auf.«
» Natürlich.« Wetherly verbeugte sich, als er den Tisch verlieÃ.
LeichtfüÃig ging Claire über den Rasen zur Kieseinfahrt. Sie freute sich an ihrem neuen Abendkleid. Sie hatte es aus dem Katalog bei Grace Brothers bestellt und trug es an diesem Abend erst zum zweiten Mal. Bei der Geschwindigkeit, in der sich heutzutage die Mode wandelte, würde sie es bestimmt bald umändern lassen müssen. In wenigen Jahren hatten sich die Frauen von der S-förmigen Silhouette, die Brust und Hinterteil betonte, an eine mehr vertikale Linie gewöhnen müssen. Ihr Körper war zwar in ein enges Korsett gezwängt, aber ihr gefiel die neue Mode mit den flieÃenden Röcken, die unter der Brust saÃen. Sie hob ihren Rock nur ein wenig an, auch wenn sie ihn dadurch am Saum Gras, Blättern und Schmutz aussetzte. Eine Eule schoss herab, und man hörte das erschreckte Quietschen einer Maus. Farmhaus und Nebengebäude wurden von der untergehenden Sonne in rosigen Schimmer getaucht.
» Es ist, als promenierten wir auf der Collins Street«, bemerkte Wetherly, als ein Wallaby durch das Gras hinter dem Gartenzaun hüpfte.
Langsam wurde es dunkel. Es war ein heiÃer, wolkenloser Abend, und nicht einmal das leiseste Lüftchen regte sich. Es war ein angenehmes Gefühl, mit einem liebenswürdigen Herrn, der dazu noch so eine blendende Erscheinung war, den Weg entlangzuschlendern.
» Ich sehe, Sie tragen die neueste Mode, Mrs Gordon.«
» Ich versuche mein Bestes.« Eingehüllt in die dämmerige Umarmung eines Sommerabends kam Claire sich geschätzt und geachtet vor. Als Wetherly sie zu einer Holzbank geleitete, legte er ihr die Hand unten auf den Rücken. Kurz lieà er sie dort liegen, und sie hatte die flüchtige Empfindung von aufrichtiger Fürsorge und Interesse. Vorsicht, warnte sie sich. Hatte man ihr nicht von den Indiskretionen des Herrn berichtet?
» Und gefällt Ihnen Ihr Leben hier drauÃen? Entschuldigen Sie meine Direktheit, Mrs Gordon; aber es ist eine einsame, abgelegene Gegend für eine elegante Frau wie Sie.«
» Sie sind doch auch hierher gereist.« Sie rutschte ein wenig zur Seite, um etwas Raum zwischen ihm und sich zu schaffen. Es war ein warmer Abend, und die Spitze an ihrem hochgeschlossenen Kragen juckte auf Nacken und Dekolleté. » Man muss sich im Leben anpassen, Mr Wetherly. Es gibt immer Erfüllung und Enttäuschung, ganz gleich, wo man lebt. Natürlich hat das Farmleben so seine Schwierigkeiten, aber wenn man erst einmal die Parameter
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