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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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Schrank, eine Kommode und ein Bett. Die gelben Vorhänge waren zugezogen, und im Zimmer roch es muffig. Sarah versprühte ein wenig Lavendelduft im Raum. Ihr Großvater hatte das ab und zu gemacht, und immer stand eine Plastikflasche mit Lavendelduft auf der Kommode. Manchmal hatte sie eigentlich nur durch den Flur gehen wollen und wie von selbst auf einmal den kleinen Umweg in Roses Zimmer gemacht. Jetzt lüftete und sprühte sie einmal in der Woche im Zimmer. Sarah strich den hellrosa Bettüberwurf glatt und ließ die Tür leicht angelehnt, damit ein wenig Luft hereinkam.
    Nebenan war der Raum ihres Urgroßvaters. Unschlüssig schwebte Sarahs Hand über dem Türknopf, aber dann drehte sie ihn. Nichts passierte. Sie drehte ihn noch einmal, aber die Tür bewegte sich nicht. Seltsam. Beinahe hätte sie mit ihrer Schulter dagegen gedrückt, um die Tür mit Gewalt aufzustoßen, aber sie besann sich eines Besseren. Nur einmal hatte sie die Schwelle zu Hamishs Zimmer übertreten, und da war ihr Großvater dabei gewesen. Sarah erinnerte sich an einen fast überwältigenden männlichen Duft, an dunkle Möbel, sich bauschende Vorhänge und ein vergilbtes Foto, das schief an der Wand hing. Angus hatte verärgert mit der Zunge geschnalzt und Sarah aus dem Zimmer gedrängt.
    Als Sarah klein war, war ihr Hamish immer vorgekommen wie eine Märchengestalt. Seine Stärke durchdrang alles auf Wangallon. Jedes Gebäude, jeder Zaun war von ihm geplant worden, und sämtliche Details des Farmmanagements waren sorgfältig in ledergebundenen Büchern aufgeführt. Angus hatte sie in eine alte Blechtruhe gepackt. Eines Tages würde sie sie lesen, hatte Sarah sich gelobt. Sie trat einen Schritt zurück von der Tür und blickte zu dem Zimmer, in dem Jim sich aufhielt. Sie brauchte einen Plan. Was hätte Angus wohl an ihrer Stelle getan?

Hochsommer 1908
    Wangallon Station
    Hamish und Angus gingen durch den Widderstall. Der Ostwind wirbelte Staub auf. Er legte sich in sämtliche Falten und Windungen, vor allem im Ohr, und es war mühsam, ihn zu entfernen. Angus hatte sich ein Taschentuch vor Nase und Mund gebunden und warf den Widdern, die sich zu ihm drehten, trotzige Blicke zu. Er war letztes Jahr von einem Tier umgeworfen worden und wusste, wie sehr eine gebrochene Rippe schmerzte. Er war froh, als sie schließlich den Durchgang erreichten.
    Eine Reihe von Pfefferkornbäumen bot Schatten, und unter dem höchsten Baum saß Boxer auf einem verrotteten Baumstumpf. Der Schweiß lief ihm übers Gesicht. Boxer wischte sich mit dem Arm über den Mund, trank einen Schluck Wasser aus seiner Stoffflasche, die an einem Ast über ihm hing, und begrüßte Hamish mit zahnlosem Lächeln. Wetherly sprang leichtfüßig hinzu. Ein anderer Aborigine-Hirte, Harry, und der schottische Junge, McKenzie, warteten in der Nähe. Andrew Duff tippte sich kurz an den Hut.
    Hamish musterte die Widder, die dicht gedrängt in dem schmalen Pferch standen. Spannung lag in der Luft. Bei den Veränderungen, die kürzlich gemacht worden waren, war das zu erwarten, aber er würde es nicht tolerieren, wenn jemand sich querstellte– niemand war unersetzlich.
    Â» Ein schlechter Tag zur Klassierung«, bemerkte Wetherly.
    Hamish ignorierte ihn. » Es ist nicht nötig, dass du hier bist, Boxer«, sagte er freundlich.
    Boxer blickte sich in den Schafsgehegen um. » Und wenn ich schon lange tot bin, Boss, dann brauchst du mich vielleicht immer noch.«
    Hamish nickte. » Vielleicht.«
    Â» Ich war immer der Überzeugung, dass man an Tagen wie diesen die Schafe besser aus den Gehegen heraushält«, sagte Wetherly. » Dem Vlies tut es nicht gut, wenn es solchem Staub ausgesetzt ist.«
    Â» Dann ist es ja bestimmt auch kein Problem für Sie, die Widder so schnell wie möglich wieder auf ihre Weide zu bringen«, antwortete Hamish. Die großen Tiere schnaubten und keuchten jetzt schon. Ihre Hörner verhakten sich, oder sie wurden gegen das Holzgeländer des Pferchs gedrückt. Hamish ging nach vorn.
    Â» Ja, das mache ich gerne«, erbot sich Wetherly, der Hamish wie ein Schatten folgte.
    Hamish fuhr durch die Wolle an der Schulter eines Widders und strich leicht mit der Handfläche darüber. » Ich klassiere dreißig der besseren Widder aus und bringe sie mit den jungen Schafen zusammen.«
    Angus betrachtete Wetherly

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