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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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verdenken.«
    Das Baby schrie, weil seine zwei Jahre ältere Schwester ihm dicken Schlamm ins Gesicht schmierte. » Maria, Jesus und Josef, du bist die reinste Pest, Annie!« Lauren hob das schlammbedeckte Baby hoch. » Mutter?«, schrie sie.
    Â» Tauch ihn in den Eimer«, erwiderte Mrs Grant, ohne von ihrem dampfenden Kessel aufzublicken.
    Der zu drei Vierteln gefüllte Blecheimer stand unter dem Eukalyptusbaum. Lauren packte das Baby an den Knöcheln und tauchte es dreimal unter. Hochrot im Gesicht und brüllend kam es wieder hoch, was bestimmt besser war als voller Schlamm und still, denn Mrs Grant blickte sich kurz um und nickte zustimmend. Sie setzte sich ihren kleinen Bruder auf die Hüfte. Wenn sie eine ruhige Nacht haben wollte, sollte sie die guten Nachrichten besser gleich weitergeben, dachte Lauren.
    Â» Ich habe einen Heiratsantrag bekommen, Mutter.«
    Mrs Grant ließ das schwere Holzpaddel fallen und wischte ihre Hände an der Schürze ab. » Von wem?«
    Â» Von einem Viehtreiber von Wangallon Station. Sein Name ist McKenzie.«
    Mrs Grant rieb ihre aufgequollenen roten Hände aneinander. » Ein Schotte? Nun, die Schotten sind nicht übel. Gute Arbeiter. Und sie haben ernsthafte Absichten, vor allem, wenn es Presbyterianer sind. Gott, mittlerweile gibt es ja viele Kirchgänger. Und Wangallon also? Diese Gordons haben viel Geld. Dieser Jasperson kauft hier im Laden immer ein wie der König von England höchstpersönlich. Du erwartest doch nicht etwa ein Kind? Aber wenn du heiraten willst, ist das sowieso egal.«
    Â» Nein, und ich habe ihm auch noch keine Antwort gegeben… noch nicht.«
    Â» Was? Bist du blöd? Ein Heiratsantrag von einem Mann, der kein Trunkenbold, Dieb oder Tattergreis ist, ist so selten wie Frösche mit Federn.«
    Lauren legte ihrer Mutter die Hand auf die Schultern. » Ich habe noch nichts gesagt, weil ich auf ein besseres Angebot hoffe.«
    Mrs Grant umfasste Laurens Gesicht mit den Händen und drückte ihre Wangen zusammen, bis ihre Lippen hervorstanden. » Von wem?«
    Lauren riss sich los. » Ein anderer aus Wangallon.«
    Mrs Grant lachte so laut, dass das Baby wieder anfing zu schreien. » Was hast du vor, mein kluges Mädchen?« Aus einem Stapel mit gefalteter Wäsche zog sie eine weiße Bluse mit feinen Biesen hervor. » Hier.« Sie warf Lauren das Kleidungsstück zu, Dann zog sie aus einem anderen Stapel einen flaschengrünen Rock heraus. » Hier, die Peters kann diese Woche sowieso nicht bezahlen. Sie hat mir Eier und Butter angeboten. Eier und Butter? Was soll ich damit, wenn ich Kondensmilch und Rinderschlegel haben kann.«
    Lauren grinste.
    Â» Männer wollen gejagt werden, mein Mädchen. Also, mach dich hübsch und nimm etwas von dem Geld in der Dose unter meinem Bett, um dir Kutsche und Pferd zu leihen. Und schau im Almanach im Laden nach, damit du auch sicher sein kannst, dass du bei abnehmendem Mond fährst.« Mrs Grant zwinkerte ihr zu. » Wenn es zu dunkel ist, können sie dich nicht allein wieder nach Hause schicken.«
    Lauren tanzte mit der geliehenen Bluse und dem Rock in der Hand durch das braune Gras. Sie würde nach Wangallon fahren und Luke Gordon zeigen, dass sie eine begehrenswerte und begehrte Dame war.

Winter 1989
    Goldküste, Queensland
    Sarah öffnete die Augen. Sie hatte einen Krampf im Hals. Im Zimmer war es halbdunkel, nur unter der Tür drang Licht hervor, und sie hörte gedämpftes Lachen. Langsam richtete sie sich im Sessel auf, als ihr alles wieder einfiel. Sie hatte spät ein paar belegte Brote gegessen, und dann hatte ihr Vater sie gebeten, bei ihrer Mutter zu bleiben, während er nach Hause fuhr, um sich zu duschen und umzuziehen. Durch die zugezogenen Vorhänge schimmerten die Straßenlaternen, und sie hörte Schritte im Flur. Sarah wäre gerne gegangen, aber ihr war klar, dass sie nicht wiederkommen würde, wenn sie dieses Zimmer erst einmal verlassen würde. Im Grunde wäre es der Höhepunkt des langen Abschieds von ihrer Mutter, der schon vor Jahren begonnen hatte.
    Zögernd trat Sarah an das Bett. Sie erinnerte sich noch lebhaft an den Tag, an dem ihr Bruder gestorben war. Wie sie seinen Körper auf den Tisch im Esszimmer gelegt hatten. Die fassungslose Trauer, die sie empfunden hatten. Ihre Mutter hatte ihr die Schuld an Camerons Tod gegeben, weil Sarah an diesem Morgen unbedingt mit

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