Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
explodieren.«
»Das hast du sehr gut gemacht«, sagte ich zu ihr und dachte an Vlad gewandt: Mach dich locker!, bevor mir wieder einfiel, dass er meine Gedanken nicht mehr hören konnte.
»Haltet sie«, sagte Vlad mit einem Nicken in meine Richtung.
»Was?«, keuchte ich.
Das war alles, was ich sagen konnte, bevor zwei Wachen, die mir bis jetzt gar nicht aufgefallen waren, mich packten und festhielten.
»Das dient nur dem Schutz deiner Schwester«, erklärte Vlad, bevor er auf Gretchen zuging. Die sah aus, als wollte sie weglaufen, rührte sich aber nicht von der Stelle, als Vlad sie von oben herab anstarrte.
»Streck die Hand aus«, wies er sie in demselben schroffen Tonfall an.
Zögernd gehorchte sie. Vlad packte ihre Hand, zückte ein Messer und griff noch fester zu, als Gretchen versuchte, sich zu befreien.
»Vlad«, sagte ich drohend.
Er beachtete mich gar nicht. Stattdessen fuhr er sich mit der Klinge über die Handfläche und beträufelte die Hand meiner Schwester mit seinem Blut.
»Trink«, wies er sie an, »damit du eine der Meinen wirst.«
Gretchen warf einen angewiderten Blick auf ihre blutbekleckerte Hand. Dann hob sie den Kopf und sah Vlad an.
»Bin ich das als deine Schwägerin nicht schon?«
Sein Lächeln war kühl, aber vergnügt. »Nicht in der Welt der Vampire.«
Schließlich sah Gretchen mich an. »Wo ist der Haken?«
Ich erinnerte mich daran, wie ich Vlad vor einer gleichermaßen endgültigen Entscheidung eine ähnliche Frage gestellt hatte.
»Wenn du darauf eingehst und ihm irgendwann in den Rücken fällst, bringt er dich um«, fasste ich unverblümt zusammen.
Statt eingeschüchtert zu sein, stieß Gretchen ein Schnauben aus. »Als würde er das nicht sowieso machen, wenn ich ihm krumm komme. Das Positive an der Sache ist, dass jeder, der sich mit mir anlegt, es dann auch mit Vlad zu tun kriegt, stimmt’s?«
Ein smaragdgrünes Funkeln trat in Vlads Augen. »Ganz genau.«
Sie beäugte noch einmal ihre Hand und schlug sie sich dann vor den Mund, als fürchtete sie, sie würde die Nerven verlieren, wenn sie länger nachdachte.
»Igitt«, sagte sie, während sie sich die letzten Blutstropfen ableckte.
Ich schloss die Augen. Gretchen war kein Kind mehr, und sie hatte diese Entscheidung aus freiem Willen getroffen. Was mich nicht davon abhielt, mich sorgenvoll zu fragen, ob sie damit nicht einen weiteren Schritt fort von der menschlichen Gesellschaft gemacht hatte. Ganz zu schweigen davon, dass Dad einen Tobsuchtsanfall kriegt, wenn er Wind von der Sache bekommt.
»Wow, das ist ja wie flüssiges Speed«, murmelte sie und sah dann staunend zu, wie ihre Kratzer, Schürfwunden und Blutergüsse verschwanden, als würden sie von einem unsichtbaren Radiergummi gelöscht.
»Was ist hier los?«
Die wütende Stimme meines Vaters schnitt durch den Raum wie eine Machete. Ich schämte mich für meine Erscheinung; ich war über und über mit Blut beschmiert und wurde von zwei stämmigen Wachen festgehalten, was wiederum dazu führte, dass meine Fänge sich zeigten.
Und das war natürlich genau verkehrt.
»Nein«, flüsterte mein Vater, mich völlig entsetzt anstarrend. Dann kam er, so schnell es ihm mit seinem steifen Bein möglich war, die Treppe heruntergehumpelt.
»Was haben Sie ihr angetan?«, fuhr er Vlad an.
Der bedachte meinen Vater mit einem vernichtenden Blick, bevor er mich packte und hochhob, während die Wachen katzbuckelnd zurückwichen.
»Wenn Sie noch mehr von dem sagen, was in Ihrem Kopf vorgeht, sorge ich dafür, dass Sie eine Woche lang gar nicht mehr sprechen können.«
Meinem Vater klappte die Kinnlade herunter. Ich wand mich in Vlads Armen. So hatte ich meinem Vater die Neuigkeit nicht beibringen wollen.
»Lass mich runter, ich glaube, ich bin nicht mehr bissig.«
»Es ist Sonnenaufgang«, antwortete er, meinen Vater noch immer finster anstarrend.
»Okay, dann werde ich eben müde, aber das heißt nicht …«
Meine Lippen versagten ihren Dienst und mit ihnen jeder andere Muskel in meinem Körper. Einen Augenblick später war ich ohnmächtig.
40
Ich kam so plötzlich zu mir, dass es mich selbst verblüffte. Eben noch war ich der Welt entrückt gewesen, und im nächsten Augenblick stand ich schon wieder senkrecht, hatte einen Mordshunger und sah mich hektisch nach Nahrung um.
»Hier«, sagte Vlad und deutete auf einen Schlitz in der Wand.
Ich fiel über die Blutkonserve darin her wie der Weiße Hai über die Schwimmer. Als ich fertig war, troff mir das
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