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Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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wollte vermutlich duschen und sich umziehen, was ich ihm nicht verdenken konnte. Außerdem war da jemand, der mir eine Umarmung schuldete – und eine Erklärung.
    »Komm her, Marty«, sagte ich und hoffte, dass es lediglich für mich so klang, als würde ich ihn anschreien.
    Als er näher kam, formte sich ein Kloß in meiner Kehle. Ich hatte geglaubt, ich würde seine stämmige, einen Meter zwanzig große Gestalt und das buschige schwarze Haar nie wiedersehen, und als er auf Vlads Stuhl kletterte, um mich zu umarmen, konnte ich die Tränen nicht zurückhalten.
    »Hab dich vermisst, Kind«, murmelte er und wischte mir über die feuchte Wange. »Und wärst du so lieb, mit den Nahtoderfahrungen aufzuhören?«
    »Gerade du musst das sagen«, gab ich schniefend zurück. »Was ist passiert? Ich habe den Wohnwagen gesehen. Da drin hätte keiner überlebt.«
    Marty tätschelte mir noch ein letztes Mal die Schulter, bevor er sich aus meinen Infusionsschläuchen wand und auf dem Stuhl Platz nahm.
    »Stimmt, aber ich war nicht im Wohnwagen, als die Bombe hochgegangen ist. Dawn und ich hatten gerade unseren Auftritt hinter uns und waren noch auf dem Weg dorthin. Da habe ich diese Frau auf dem Parkplatz gesehen, ganz allein, wie sie eine Packung Eiscreme richtiggehend herunterschlang  …«
    Ich musste lachen, obwohl es mir um Dawn leidtat.
    »Also hat deine Vorliebe für Süßes, beziehungsweise süßes Blut, dir das Leben gerettet.« Mein Lachen verebbte, und ich konnte nicht verhindern, dass ich verletzt klang, als ich fragte: »Warum hast du nach der Explosion nicht nach mir gesucht? Ich habe dich immer wieder gerufen, aber du bist nicht gekommen. Nur Maximus.«
    Er stieß einen Seufzer aus. »Ich wusste, dass du bei Edgar warst, weil ich gesehen hatte, wie du in seinen Wohnwagen gegangen bist. Dann die Explosion …«
    Seine Züge verhärteten sich. »Alles in einem Umkreis von fünfzig Metern war zerstört. Selbst die Frau, von der ich getrunken hatte, ist verletzt worden, und die war doppelt so weit vom Tatort entfernt, aber ich habe trotzdem versucht, zu dir durchzukommen. Die Hitze hat mir die Haut versengt, bevor ich bei Edgars Wohnwagen ankam, also musste ich umkehren. Dann all die Schreie … Menschen, die in ihren Wohnwagen eingeschlossen waren oder brennend durch die Gegend rannten. Dich konnte ich zwar nicht retten, aber ich habe versucht, so viele andere wie möglich in Sicherheit zu bringen. Nachdem die Sanitäter die Notfälle weggebracht hatten, bin ich gegangen. Ich habe es einfach nicht über mich gebracht, dazubleiben und zuzusehen, wie sie deinen Leichnam bergen.«
    Bei dem Wort Leichnam brach seine Stimme. Ich nahm seine Hand, froh, dass ich ihm dank meiner neuen Handschuhe dabei keinen Elektroschock verpasste. »Und dann hast du Vlad angerufen«, ergänzte ich, eins und eins zusammenzählend.
    Marty stieß ein Schnauben aus. »Er hat es gar nicht gut aufgenommen. Hat mir aufgetragen herauszufinden, wo sie die Leichen hinbringen, und ist dann in seinen Flieger gesprungen. Ich habe ihm gesagt, der Versuch, dich wiederauferstehen zu lassen, würde nicht lohnen, weil bestimmt nicht genug von dir übrig wäre.«
    »Mich wiederauferstehen zu lassen?«, wunderte ich mich, bevor es mir dämmerte. Ghule erschuf man, indem man einer Person Vampirblut zu trinken gab, sie dann tötete und ihr Herz durch das eines Ghuls ersetzte. Da ich regelmäßig Vampirblut zu mir nahm und Vlad wusste, dass ich zum Zeitpunkt meines Todes feuerfest gewesen war, hatte er sich auch denken können, dass eine solche Transformation im Bereich des Möglichen lag, falls die Explosion mich nicht gerade atomisiert hatte …
    Das hatte er also in der Leichenhalle gewollt, als ich im Traum eine Verbindung zu ihm hergestellt hatte! Er hatte meinen Leichnam nicht sehen wollen, um zu trauern – oder zu frohlocken, wie ich damals geglaubt hatte. Er war gekommen, um mich ins Leben zurückzuholen.
    »Dich als Ghul wiederauferstehen zu lassen«, sagte Marty, der nicht wusste, dass ich bereits meine eigenen Schlüsse gezogen hatte. Er zuckte mit den Schultern. »Du würdest noch genauso aussehen, bräuchtest aber halt ab und an ein bisschen ganz besonderes Fleisch.«
    Ich war noch immer ganz aufgewühlt von dieser Enthüllung. Hatte Vlad schon beim Anblick der Gebeine gewusst, dass ich noch am Leben war? Oder war es ihm erst klar geworden, als er »gehört« hatte, wie ich ihm nachspionierte? Und die wichtigste Frage überhaupt: Warum hatte er

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