Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
Gehorsam, nur diesmal blieb sie völlig ungerührt.
»Ich nehme diese Dinge sehr wohl von ihm an, und wenn er nicht mehr Leilas Freund ist, sollte ihm das jemand sagen. Du hast doch gesehen, wie er ausgetickt ist, als sie fast gestorben wäre. Dann hat er sich nicht mehr von ihrer Seite gerührt, bis sie wieder zu sich gekommen ist.«
»Vlad war die ganzen drei Tage über hier?«
Gretchen nickte. »Wie einer seiner steinernen Wasserspeier.«
Mein Vater warf Gretchen einen Blick zu, dem, wäre sie irgendjemand anders gewesen, todsicher ein Boxhieb gefolgt wäre.
»Jetzt reicht’s«, stieß er hervor.
»Oh nein«, gab ich scharf zurück. »Du hast kein Recht, Gretchen den Mund zu verbieten, nur weil dir die Wahrheit nicht gefällt. Welche Probleme Vlad und ich auch hatten, er ist doch schlimmstenfalls ein treuer Freund, der mir, dir und Gretchen schon mehr als einmal das Leben gerettet hat. Und wie sagte Mom doch immer so schön: Wenn du nichts Nettes über jemanden zu berichten weißt …«
Dann halt verdammt noch mal die Klappe , sprach meine versteinerte Miene.
Mein Vater presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen, erhob sich und humpelte zur Tür.
»Ich freue mich, dass es dir besser geht, aber ich will nicht, dass deine Schwester sich mit diesen lebenden Toten einlässt, denn genau das sind sie, egal, wie sehr du es dir schö n r edest.«
Ich blieb ihm die Antwort schuldig, denn was immer ich jetzt im Zorn gesagt hätte, ich hätte es hinterher bereut. Immerhin hatte ich nicht um die Fähigkeiten gebeten, die mich zum Entführungsopfer der Wahl für die Untoten machten und meine Familie in Gefahr brachten, weil sie eine lohnenswerte Beute für böse Buben abgab. Mein Vater wusste das, aber er gab mir dennoch die Schuld.
Gretchen wartete, bis er gegangen war, bevor sie etwas sagte.
»Wow. War das fies von ihm.«
Dieses eine Mal waren meine kleine Schwester und ich völlig einer Meinung.
25
Mit etwas Hilfe von Gretchen nahm ich eine Dusche, froh, mir die Nachwirkungen von drei Tagen Koma und einer Nahtoderfahrung wegschrubben zu können. Dann aß ich einen Teller Suppe und machte ein Schläfchen, wonach mich Dr. Romanov noch einmal durchcheckte und ich Besuch von Sandra, Joe und den anderen Sterblichen bekam, mit denen ich mich angefreundet hatte. Am Abend kamen Marty und Gretchen noch einmal bei mir vorbei. Selbst mein Vater brachte mir ein paar Bücher, damit ich noch etwas anderes zu tun hatte, als meiner Infusionslösung beim Tropfen zuzusehen. Die Person, die ich am liebsten wiedergesehen hätte, tauchte allerdings nicht auf.
Am nächsten Morgen befand Dr. Romanov mich für gesund genug, um die Krankenstation verlassen zu können. Der Zwangsaufenthalt in dem kleinen, fensterlosen Raum und die Infusionen aus Kochsalzlösung und Vampirblut hatten mich rein körperlich zwar bestens wiederhergestellt, mein überaktiver Verstand allerdings spielte verrückt. Warum war Vlad nicht zurückgekommen? Als ich im Koma gelegen hatte, war er drei Tage lang nicht von meiner Seite gewichen, und jetzt, wo es mir besser ging, kam er nicht einmal auf eine kurze Stippvisite vorbei?
Vielleicht wollte er nur seine hellsichtige Waffe nicht verlieren , spottete meine innere Stimme. Jetzt, wo es dir besser geht, hat er erst wieder Grund, zu dir zu kommen, wenn er etwas braucht.
Klappe , gab ich zurück.
Seit meiner Rückkehr hatte Vlad mich kein einziges Mal darum gebeten, Visionen heraufzubeschwören, indem ich einen Gegenstand berührte. Natürlich war ich die meiste Zeit über bewusstlos gewesen, aber das hieß nicht, dass es ihm nur um meine Fähigkeiten ging. Mein fieses inneres Stimmchen konnte Gift und Galle spucken, wie es wollte. Das änderte nichts an der Tatsache, dass zwischen Vlad und mir noch ein Fünkchen am Glimmen war. Und was die Frage anging, warum er mich in den letzten vierundzwanzig Stunden gemieden hatte: Auf die würde ich jetzt eine Antwort finden.
Ich verließ die Krankenstation, ging auf mein Zimmer und nahm eine Dusche, nachdem ich all meine aufgestaute Elektrizität in den Blitzableiter entsorgt hatte, den Vlad vor dem Fenster hatte anbringen lassen. Dann ging ich zu dem antiken Kleiderschrank, öffnete die Türen – und staunte nicht schlecht.
Leer. Kein einziger Kleiderbügel war mehr da. Ich wandte mich zunehmend ungläubig den Kommoden zu.
Ebenfalls leer. Wären da nicht die Handtücher und der Morgenmantel im Badezimmer gewesen, hätte ich nackt dagestanden.
Ich
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