Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
Vom Netzwerk:
hüllte mich fester in den Morgenmantel und zog an der langen Quastenschnur neben der Tür. Kurz darauf erschien der albinohafte Vampir namens Oscar.
    »Womit kann ich dienen?«, erkundigte er sich mit einer Verneigung.
    »Weißt du, was mit der Kleidung aus diesem Zimmer passiert ist?«
    »Ja.«
    Ich wartete, als er jedoch nichts weiter sagte, versuchte ich es zähneknirschend noch einmal.
    »Und warum , bitte, ist sie nicht mehr hier?«
    Ein müder Blick. »Weil Sie nicht mehr hier wohnen.«
    Was?
    »Nicht?«, fragte ich noch einmal nach, für den Fall, dass ich kurz weggetreten war und ihn falsch verstanden hatte.
    »Korrekt«, antwortete er und verbeugte sich noch einmal.
    Vlad schmiss mich raus? Klar, er war sauer, dass ich meine Fähigkeiten überstrapaziert hatte, aber dass er so drastische Maßnahmen ergreifen würde, wollte mir nicht in den Kopf.
    Ich hab dir ja gesagt, dass du ihm nichts bedeutest!, frohlockte meine innere Stimme.
    Leck mich!, schnauzte ich zurück.
    »Wo ist Vlad jetzt?«, wollte ich wissen und hoffte, dass nur mein übersensibles Gehör die Frage wie ein Kreischen klingen ließ.
    »In seinem Gemach.«
    Mit einem gemurmelten »Danke« marschierte ich an Oscar vorbei auf die Treppe zu. Beim Hinaufgehen hielt ich die Seiten meines Bademantels zusammen, um niemanden mit nackten Tatsachen zu konfrontieren.
    Auf der Treppe begegnete ich keiner Seele. Auch der lange, mit Schiefer gepflasterte Flur war verlassen. Ich bog nach links ab und bereitete mich schon mal mental auf den anstehenden Streit vor. Das würde ich mir von Vlad nicht bieten lassen. Wir hatten noch zu viele Rechnungen offen.
    Ohne anzuklopfen betrat ich Vlads Gemach. Er schloss nie ab, was wahrscheinlich daran lag, dass jeder, der unerlaubt hier eindrang, den Tod riskierte. Ich war diese Woche schon einmal gestorben, also ließ ich mich davon nicht aufhalten.
    »Wir müssen reden«, sagte ich.
    Gott sei Dank war das Licht an, sodass er wohl wach war. Ich war zwar wild entschlossen, mich mit ihm auszusprechen, aber Vlad war definitiv kein Sonnenschein, wenn man ihn aus dem Schlaf riss. Ich schloss die Tür und spähte umher. Vlads Suite war in vier Bereiche aufgeteilt: die Mini-Bibliothek, wie ich den Teil mit den Sofas und den wandfüllenden Bücherregalen nannte, das Schlafzimmer, das Bad und den begehbaren Kleiderschrank.
    Vlad kam aus dem Ankleidebereich, angetan mit Hose und Jackett in der Farbe von Gewitterwolken. Sein rohseidenes Hemd war ein paar Nuancen heller, genau wie der dichter gewebte, lange Seidenschal, den er lässig elegant um den Hals trug. Ich hatte ihn wohl beim Ankleiden erwischt, denn seine Füße waren nackt, sodass er sich mir sogar noch leiser als sonst nähern konnte.
    Ich hob die Hand. »Hör mich an, bevor du etwas sagst.«
    Ohne abzuwarten, ob er einverstanden war, preschte ich voran.
    »Ich kenne dich, dein wirkliches Ich, und obwohl mir nicht alles daran gefällt, weil du ein Diplom in mittelalterlicher Foltertechnik hast, ganz zu schweigen von deiner Weigerung zuzugeben, dass du außer Lust noch andere Gefühle für mich hegst, was jeder Seelenklempner als Bindungsangst interpretieren würde«, einmal tief Luft holen für den nächsten Teil, »liebe ich dich, Vlad. Dich, den Drachen, nicht den Ritter aus meinen Träumen, und ich lasse mich nicht von dir rauswerfen, weil ich … ich glaube, dass du mich auch liebst.«
    Nach so vielen Worten und zu wenig Sauerstoff ging mir die Puste aus. Während meiner zwar emphatischen, aber wenig eloquenten Ansprache war Vlad immer näher gekommen. Ein Duft nach Zimt, anderen Gewürzen und Rauch stieg mir in die Nase. Das war wohl Vlads Eigengeruch, was mir erst dank meines getunten Geruchssinnes auffiel.
    Ich starrte ihn an und wünschte mir, ich könnte wie er Gedanken lesen, weil seine Miene rein gar nichts verriet. Nachdem ich sein Gesicht ausgiebig gemustert hatte, fiel mir lediglich auf, dass sein Stoppelbart wieder den Acht-Uhr-Schatten hatte und das geschmolzene Kupfer seiner Augen mit smaragdgrünen Sprenkeln durchsetzt war.
    »Du hast recht«, sagte er schließlich, und in seiner Stimme lag so vieles, was ich nicht benennen konnte.
    »Womit? Mit der ganzen Folterei, den Bindungsängsten oder dieser anderen Sache?«
    Sein Lächeln war unwiderstehlich und Furcht einflößend zugleich, als würde man ausgepeitscht und stellte fest, dass einem der Schmerz gefiel. Ich konnte den Schauder nicht unterdrücken, der mich überlief, als ich den Mann ansah, der

Weitere Kostenlose Bücher