Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
schaffen zu können. Dann hatte er den letzten Satz so zärtlich formuliert, dass er glänzte wie der Apfel, mit dem die Schlange Eva verführt hatte. Was glaubte er denn, dass ich wollte? Er liebte mich – das war mein größter Wunsch gewesen, und soweit ich wusste, hatte ich in seiner Gegenwart neulich nicht Material Girl gesungen …
Da ging mir ein Licht auf. Alles, was in seiner Macht stand, was immer es sein sollte. Du UNBARMHERZIGER diabolischer Mistkerl, dachte ich gleichzeitig bestürzt und bewundernd.
»Lass mich raten – du zahlst erst, wenn ich dich heirate?«
Ein verschlagenes Lächeln spielte um seine Lippen. »Korrekt.«
»Du spielst wirklich nicht fair, wenn du etwas haben willst, was?«, hauchte ich.
Seine Augen leuchteten. »Du machst dir keine Vorstellung.«
Ein Versprechen und eine Drohung zugleich. Und das traf auch auf meine Entscheidung zu, in der sowohl Hoffnung auf nie gekannte Freuden als auch die Aussicht auf nicht wiedergutzumachenden Kummer lag.
»Jetzt hast du mir also gesagt, dass du mich heiraten willst«, sagte ich, die Stimme kehlig von all den Emotionen, die in mir hochkamen. »Aber du hast mir keinen Antrag gemacht.«
Das war ihm bestimmt gar nicht aufgefallen. Für ihn gab es da sicher keinen großen Unterschied, und das verdeutlichte, wie viele Probleme noch zwischen uns standen. Siehst du? Du kannst ihn heute Abend nicht heiraten, und auch sonst nicht, denn das mit euch wird NIE Bestand haben!, mischte sich meine innere Stimme ein.
Vlad starrte mich an, und der Kupferton in seinen Augen verstärkte sich, bis das smaragdgrüne Leuchten komplett aus ihnen verschwunden war. Dann kniete er sich langsam vor mich hin, im Gesicht noch immer diese Mischung aus Herausforderung und Verheißung.
»Leila Dalton, meine einzig wahre Liebe, willst du mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?«
Letztlich hatte ich Vlad also doch in die Knie gezwungen, aber in vielerlei Hinsicht würde er sich mir nie beugen. Das wusste ich so sicher, wie mir klar war, dass ich ihn immer lieben würde, und mir fiel nur eine Antwort ein.
»Ja, Vlad. Ich will deine Frau werden. Heute noch.«
Meine verhasste innere Stimme hatte mich bisher immer nur in die Irre geführt. Ich wollte verdammt sein, wenn ich jetzt anfing, auf sie zu hören.
27
Jetzt wusste ich, warum Vlad mir gestern keinen Krankenbesuch abgestattet hatte: Er musste Vorbereitungen für eine Hochzeit treffen, von der ich bis dahin noch nichts geahnt hatte. Das mit den Näherinnen, den Blumen und allem anderen war kein Witz gewesen. Die Angestellten wuselten durch die Räume, um das Haus zu dekorieren, Speisen für eine ganze Armee zuzubereiten und so viele Kerzen aufzustellen, dass die Umgegend wohl bald unter einer Wachsknappheit würde leiden müssen. So eisig Vlads Leute mir zuvor auch begegnet waren, so strahlend präsentierten sie sich mir jetzt, und wenn sich noch einer mehr vor mir verneigte, würde mir wahrscheinlich ein Diadem aus dem Schädel sprießen.
Bevor ich mir aber ein Kleid aussuchte oder irgendwelche anderen plötzlich so dringenden Dinge erledigte, musste ich mit meiner Familie sprechen. Der ganzen Familie, was auch den Vampir einschloss, der biologisch nicht mit mir verwandt war.
Vlad saß neben mir im Gobelinzimmer. Mittelalterliche Alltagsszenen, Schlachten- und Naturimpressionen waren kunstfertig in die riesigen Wandbehänge gewirkt. Die Motive wurden in den Schnitzereien wieder aufgenommen, mit denen die in die Zimmerdecke eingelassenen Kassetten verziert waren. Der Effekt war atemberaubend, aber ich glaubte kaum, dass mein Vater das im Augenblick zu würdigen wusste. Er starrte mich mit einem Entsetzen im Blick an, wie ich es bisher nur auf den Gesichtern von Menschen gesehen hatte, denen die Hinrichtung bevorstand.
»Du heiratest ihn heute Abend ?«
Gretchen reagierte ausnahmsweise mal mit mehr Nonchalance. »Ach, deshalb rennen alle durch die Gegend, als hätten sie Hummeln im Arsch.«
Marty machte ein bemüht ausdrucksloses Gesicht, aber so wie er abwechselnd Vlad und mich ansah, war er kaum sonderlich begeistert.
»Wozu die Eile?«, wollte Gretchen wissen. Dann fiel ihr Blick auf meinen Bauch. »Du bist doch nicht etwa schwanger, oder?«
»Vampire können keine Menschen schwängern«, erklärte ich.
Mein Vater wirkte erleichtert, aber ich war zwiespältig. Vlad hätte ebenso gut ein Mensch sein können; ich wusste seit meiner Teenagerzeit, dass ich nicht in der Lage war, Kinder zu bekommen.
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