Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
Kein Baby der Welt hätte die Hochspannung in meinem Körper überlebt.
Irgendwann verhärteten sich die Züge meines Vaters. »Du kannst nicht erwarten, dass ich dir meinen Segen zu dieser desaströsen Fehlentscheidung gebe.«
Die Worte waren an mich gerichtet gewesen, aber Vlad antwortete.
»Ich würde Ihnen niemals die Beleidigung antun, Sie darum zu bitten. Wir wissen beide, dass Sie unsere Verbindung missbilligen, und wir wissen beide, dass mich das nicht stört. Nur Leilas Meinung zählt, und sie hat Ja gesagt.«
Mein Vater musterte die Gegenstände auf dem vor ihm stehenden Silbertablett. Vlad schenkte ihm ein charmantes Lächeln.
»Das würden Sie niemals schaffen.«
Einen Augenblick lang kapierte ich gar nichts. Dann blieb mir der Mund offen stehen.
»Dad! Du hast doch wohl nicht ernsthaft daran gedacht, meinen Verlobten mit einem Silbermesser zu erstechen!«
Marty eilte zu meinem Vater. »Hugh, Sie müssen sich beruhigen«, murmelte er, während er Vlad argwöhnische Blicke zuwarf. »Gehen wir doch ein Stück spazieren, hmm?«
»Nicht nötig, ich werde ihn nicht umbringen«, sagte Vlad in einem Tonfall, in dem die meisten Leute das Wetter kommentiert hätten.
»Das ist voll abgedreht«, murmelte Gretchen. »Ich bekomme Dracula zum Schwager.«
Ich ignorierte sie, um weiter meinen Vater anzufunkeln.
»Ich hatte ja nicht erwartet, dass du dich freuen würdest. Aber dass du gleich zum Mörder werden musst. Ich habe jahrelang mit einem Vampir zusammengelebt, weißt du nicht mehr? Sie sind gar nicht so anders als wir.«
»Du glaubst, ich hätte Vorbehalte, weil er ein Vampir ist?«, bellte mein Vater. »Wolltest du Marty heiraten, hättest du meinen Segen, weil er ein ehrenwerter Mann ist. Er«, er stach mit dem Zeigefinger in Vlads Richtung, »ist es nicht.«
Ich seufzte. »Du hast die Leichen im Vorgarten gesehen, stimmt’s?«
Mein Vater stieß ein Schnauben aus. »Als wüsste ich das nicht auch so. Ich hab’s dir gesagt, Leila, ich habe eine gute Menschenkenntnis, und Vlad ist ohne Zweifel die gewalttätigste Person, die mir je begegnet ist.«
»Ganz recht.«
Vlad gab sich nach wie vor entspannt, und auch sein umgängliches Lächeln war nicht gewichen. Er machte eine Handbewegung in Richtung Gretchen und Marty.
»Ihr beide habt euch mit der Hochzeit abzufinden, also lasst uns allein.«
Gretchen stand auf und warf noch schnell einen Seitenblick auf meine Hand. »Immer noch kein Brillantring. So passiert’s, wenn man es den Kerlen zu leicht macht, Schwesterchen.«
Ich verdrehte die Augen. »Wenn du mir helfen möchtest, das Kleid zu entwerfen, komm in einer halben Stunde in die Bibliothek.«
Marty schenkte mir einen langen Blick. »Ich hoffe, du weißt, was du tust, Kind«, sagte er. Dann tat er es Gretchen nach und trollte sich.
Als ich Vlad ansah, merkte ich, dass er und mein Vater versuchten, einander niederzustarren. Vlads Augen hatten noch ihre normale dunkle Kupferfarbe, doch auch ohne dass er seinen Vampirblick einsetzte, war klar, dass Hugh Dalton keine Chance hatte.
»Dad, ich weiß, dass du eine bestimmte Meinung von Vlad hast, aber wenn du ihn erst kennenlernst, siehst du das bestimmt …«, setzte ich an, doch Vlads leises Lachen ließ mich verstummen.
»Das wird nichts bringen, weil er ja recht hat. Ich bin ein gewalttätiger Mann, und das war noch nie anders. Du liebe Zeit, schon als ich halb so alt war wie er und noch ein Mensch, habe ich die Edelleute der Gegend zu einem Festmahl geladen, sie allesamt abgeschlachtet, während ihnen noch die Essensreste im Bart hingen, und mich prächtig dabei amüsiert.«
»Musste das sein?«, murmelte ich.
Er ignorierte es und sah meinem Vater in die strengen blauen Augen.
»Und jetzt zu etwas, das Sie noch nicht wissen: Ich bin nie ohne Grund gewalttätig. Jene Edelleute hatten meinen Vater verraten; er wurde geblendet und lebendig begraben. Ein paar von ihnen hatten sogar selbst geholfen, ihn einzumauern, und doch waren sie ohne Furcht zu mir gekommen, weil sie mich unterschätzt hatten. Anders als Sie, und das ist einer der beiden Gründe, weshalb ich Sie respektiere.«
Er beugte sich vor, und sein Lächeln verblasste.
»Der andere Grund ist der: Loyalität. Sie haben gesehen, wie reich und mächtig ich bin, und doch haben Sie nie versucht, Ihre Töchter dazu zu benutzen, auch einen Teil vom Kuchen abzubekommen.«
»Das tue ich nicht aus Loyalität, sondern weil ich ihr Vater bin.«
»Mein Vater hat mich und meinen kleinen
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