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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh , Nailini
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Talin jetzt brauchte. „Sag mir, dass du das weißt, Baby.“
    Ein zaghaftes Nicken. „Ich gerate nur immer in Angst und Schrecken, wenn ich aufwache und ein schwarzes Loch an der Stelle vorfinde, an der eigentlich meine Erinnerungen sein sollten. Bitte– sag mir, was ich getan habe, damit ich nicht länger im Dunkeln tappe.“
    „Nichts Schlimmes. Du hast wie ein Kind geredet.“
    Sie schien überrascht zu sein. „Wie bitte?“
    „Du hast dich angehört wie eine Sechsjährige.“
    „Damals ist etwas geschehen.“ Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern.
    Er schluckte das Wutgebrüll des Leoparden herunter– wenn Tally damit leben konnte, dann konnte er es sich wohl auch einmal anhören. Denn ganz egal, was sie behauptete, er hatte sie damals im Stich gelassen. „Bist du schon einmal in einen solchen früheren Zustand zurückversetzt worden?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nicht, dass ich wüsste. Einer der Spezialisten hat mir einen Sender gegeben, als diese Episoden schlimmer wurden. Meistens–“ Sie schluckte und trank etwas Schokolade. „Meistens spielte Sex in diesen Absencen eine Rolle. Meistens. Nicht immer gleich richtig Sex, aber es war, als würde ich in eine Rolle schlüpfen, in der ich mich ausleben kann. Ich verhalte mich anders. Ziehe mich anders an.“
    Seine Krallen fuhren aus, er musste sie gewaltsam wieder einziehen. „Gab es deswegen so viele Männer?“
    Sie sah ihn traurig an. „Versuche nicht, mich wie ein unschuldiges Wesen aussehen zu lassen. Ich bin nicht unschuldig. Und das war ich auch nie.“
    „Damals warst du ein Kind. Hattest keine Verantwortung.“
    „Aber für meine Handlungen als Erwachsene bin ich verantwortlich. Und ich habe wahllos herumgevögelt. Das kannst du nicht ungeschehen machen!“, schrie sie. Etwas ruhiger fuhr sie fort: „Die Episoden sind erst in den letzten anderthalb Jahren schlimmer geworden. Die Ärzte nennen sie dissoziative Störungen. Es gibt viele psychologische Begriffe, um solche Gedächtnislücken zu beschreiben, die meisten sagen Fugue dazu.“
    Er wusste gar nichts über diese Dinge, fühlte sich, als würde er im Dunkeln herumstochern. Dazu kam noch, dass zu seinem Bedürfnis, Tally zu schützen, schreckliche Wut hinzugekommen war. Er fand es unerträglich, dass sie so schlecht mit sich umgegangen war. Wusste sie denn nicht, dass niemand, nicht einmal sie selbst, das Recht hatte, so mit sich umzugehen, da sie doch zu ihm gehörte? Tally war sein, seit sie es vor fünfundzwanzig Jahren gewagt hatte, sich einem verwundeten Leoparden zu nähern. „Erzähl mir mehr über diese Episoden“, stieß er zwischen den Zähnen hervor. „Erzähl mir alles, damit ich es verstehe.“
    „Ich weiß ja nicht einmal, ob ich es selbst verstehe.“ Sie gab ihm den Becher zurück.
    Er konnte sich gerade noch davon abhalten, ihn mit den Händen zu zermalmen. „Fang mit dem an, was du weißt.“
    „In Ordnung.“ Sie atmete tief ein. „In einer Fugue reagiert man wie ferngesteuert, so haben es mir die Ärzte jedenfalls erklärt. Man geht, redet, kann sogar komplizierte Dinge tun, wie zum Beispiel Auto fahren, hat aber keine bewusste Kontrolle darüber.“
    Es tat ihm fast weh, sie nicht zu berühren, aber er blieb auf Distanz. „Wodurch wird so etwas ausgelöst?“
    Sie zuckte die Achseln. „Das kann niemand genau sagen. Bei manchen ist es eine Störung im Gehirn– hormonell, anlagebedingt oder ein Tumor. Bei anderen ist es mit Stress verbunden.“
    „Was ist es bei dir?“
    „Das weiß ich nicht. Aber je mehr meine Krankheit fortschreitet, desto schlimmer wird es, also ist es wahrscheinlich anlagebedingt.“
    „Wir haben uns ziemlich gestritten, Tally.“ Er war angeekelt von sich selbst, weil er die sexuelle Erregung zwischen ihnen geschürt hatte, obwohl er gewusst hatte, dass es zu viel für sie war. Aber als sie ihm gesagt hatte, er solle aufhören, hatte der Leopard so stark die Führung übernommen, dass er nichts mehr dagegen hatte tun können. Er war zu nahe am Abgrund gewesen, hätte gefährlich werden können. Ekelhaft gefährlich. „Das wäre für jeden ein enormer Stress gewesen.“
    „Ja.“ Sie schluckte und atmete noch einmal tief ein. „Die Ärzte meinten, es könnte auch eine Kombination mehrerer Faktoren sein. Eine bestimmte Anlage könnte mich anfälliger für psychologische Effekte machen– mein Gehirn ist bereits geschädigt, deshalb kann bereits wenig Druck eine Episode auslösen.“
    Nur mit großer Anstrengung gelang es

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