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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh , Nailini
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bekannt vorkommen–, sondern ein Umstand, dem Sie wahrscheinlich keine Bedeutung beigemessen haben.“ Ihre Hand ballte sich zur Faust. „Alle Stammbäume beginnen vor ungefähr hundert Jahren.“
    „Verdammt“, flüsterte Clay, nahm den Fuß von der Querleiste ihres Stuhls und legte den Arm um die Rückenlehne. Noch bevor Talin fragen konnte, setzte er zu einer Erklärung an. „Das ist ungefähr die Zeit, als die Medialen mit der Konditionierung der Kinder begonnen haben.“
    „Glauben Sie, einige von ihnen sind fortgegangen?“, fragte Talin, dann bemerkte sie, dass Saschas Finger auf einem bestimmten Stammbaum ruhte. „Sascha?“
    „Ich kann es nicht mit absoluter Sicherheit sagen.“ Sascha zögerte. „Das müssen Sie verstehen.“
    „Ja sicher. Wir tauschen nur Vermutungen aus.“ Aber sie spürte, dass die Antwort in greifbarer Nähe lag.
    Die Kardinalmediale nickte und zeigte auf einen Namen. „Meine Ururgroßmutter hieß Mika Kumamoto. Ihre Tochter Ai war sechs, als Silentium offiziell eingeführt wurde. Sie war eins der Übergangskinder.“ Saschas Stimme war voller Schmerz.
    Talin legte ihre Hand tröstend auf die Hand der Medialen. Sascha ergriff sie und sprach weiter. „Bevor ich das Medialnet verlassen habe, habe ich die Aufzeichnungen über meine Familie gestohlen. Nach Ais achtzehntem Geburtstag gab es in Mikas Akte keinen Eintrag mehr. Ich dachte, das bedeutete, sie sei gestorben und man hätte nur vergessen, ihren Tod zu notieren. Damals war alles etwas chaotisch“, erklärte sie den anderen. „Mehr als ein Jahrzehnt war seit der Einführung von Silentium vergangen, aber es gab immer noch Schwierigkeiten, weil man die Älteren nicht vollständig konditionieren konnte.“
    Lucas strich leicht über Saschas Wange, und sie schien daraus Kraft zu schöpfen. Sie holte bebend Luft und fuhr fort: „Falls Mika das Medialnet verlassen hat, muss das nach Ais achtzehntem Geburtstag geschehen sein, lange nachdem Silentium eingeführt worden war.“
    „Ist der Zeitpunkt so wichtig?“ Talin ließ Saschas Hand los und verschränkte ihre Finger mit denen von Clay. Ihr Herz schlug so wild, dass sie es bis in die Kehle spürte– wenn sie recht hatten, befand sich Jon in noch viel größerer Gefahr als angenommen.
    „Ich weiß es nicht. Mediale können nicht außerhalb des Medialnet überleben. Wir brauchen die Unterstützung, das sogenannte Bio-Feedback, eines neuralen Netzwerks. Unsere Gehirne funktionieren anders als die anderer Lebewesen. Und hier steht, diese Mika Kumamoto habe nicht nur überlebt, sondern sogar noch ein weiteres Kind zur Welt gebracht.“
    Talin fragte nicht, warum Sascha noch am Leben war. Das brauchte sie nicht zu wissen, um ihre Schlüsse zu ziehen. „Falls sie Ihre Ahnin ist, muss sie also ein Netzwerk gehabt haben, in das sie sich flüchten konnte.“
    In Saschas Augen glomm Hoffnung auf. „Ganz genau. Und falls die Menschen nicht über eine bislang unbekannte Methode verfügen, ein solches Netzwerk bereitzustellen, muss es weitere Mediale außerhalb des Medialnet geben, die nie dazugehört haben.“
    Talin schüttelte den Kopf, sie hatte sofort erkannt, was Sascha nicht sehen konnte. „Nicht unbedingt– sie würden sich inzwischen vermischt haben.“ Sie ging Stammbaum um Stammbaum durch. „Am Anfang hat es vielleicht Heiraten unter Medialen gegeben, aber durch Silentium konditionierte Mediale hätten ja nicht mehr den Wunsch gehabt auszusteigen, nicht wahr?“
    „Nur wenn sie Rebellen waren“, sagte Sascha, ihre anfängliche Begeisterung legte sich. „Vor meinem eigenen Ausstieg hatte ich nichts von anderen Abtrünnigen gehört, aber das heißt noch lange nicht, dass es keine gab.“
    „Stimmt“, schaltete sich Clay ein. „Aber es ist wahrscheinlicher, dass Kinder und Enkel der Medialen, die das Medialnet verlassen hatten, Verbindungen mit Menschen und Gestaltwandlern eingingen.“
    „Ja.“ Erneute Traurigkeit erfasste Sascha, Talin spürte sie schwer auf sich lasten. „Ich wollte einfach nur glauben, dass viel mehr Leute der Behandlung mit Silentium entkommen sind. Wenn es sich um meine Mika handelt, dann muss sie ihr Kind verlassen haben, weil sie es nicht ertragen konnte, was aus ihm geworden war. Könnt ihr euch vorstellen, wie schmerzhaft das gewesen sein muss?“
    „Komm her, mein Kätzchen“, murmelte Lucas so zärtlich, dass Talin sich abwenden musste.
    Dabei traf sie Clays Blick, in seinen Augen loderte eine dunkle Leidenschaft, die stärker war

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