Im Feuer der Nacht
sich um und warf ihr einen Blick zu, der sie einschüchtern sollte. „Benimm dich.“ Seine kalte, ruhige Stimme klang drohend.
Der Mund blieb ihr offen stehen. „Nimm das zurück, sonst gehe ich nirgendwo mit dir hin.“
„Wie willst du mich denn aufhalten?“ Das Lächeln einer selbstgefälligen Katze.
Es dauerte meist lange, bis sie wütend wurde, und es war auch schnell wieder vorbei, aber jetzt flammte Zorn in ihr auf. Sie lächelte und tätschelte seinen Arm. „Ach, Clay, mein Schatz, wenn du mir nur gesagt hättest, dass dich dieses kleine… Problem beunruhigt, hätte ich kein Drama daraus gemacht.“ Talin wusste genau, dass die Gestaltwandler um sie herum jedes Flüstern verstanden.
„Tally“, knurrte er warnend.
„Das muss doch beschämend für dich sein… der du so ein großer, starker Mann bist.“ Ihr Ton ließ alle möglichen Deutungen zu. „Letzte Nacht, das war sicher nur ein dummer Zufall, da bin ich mir ganz sicher. Und wenn nicht, gibt es ja Pillen dafür.“
Ihre Zuhörer schnappten nach Luft.
In Clays Augen blitzte Zorn auf. „Ich werd dir was, von wegen Pillen, du freche Göre.“ Er wandte sich zu den Zuschauern um, als wollte er sich das Gesicht jedes einzelnen einprägen.
Plötzlich hatten alle dringend etwas vor. Erst nachdem der Flur vollkommen leer war, wandte Clay sich wieder um. „Ich wette, du hältst dich für sehr witzig.“
Sie grinste. „Oh ja.“
„Ich hoffe, du denkst noch so darüber, wenn ich dir gezeigt habe, wie groß ich sein kann.“
Unwillkürlich senkte sie den Blick auf seinen Schritt, sie hatte es wohl ein wenig zu weit getrieben. „Jetzt gleich, Clay…?“
Er zog sie fest an sich und senkte den Kopf. „Jetzt gleich, Tally“, äffte er sie nach.
„Rüpel.“
„Freche Göre.“
Bei diesem vertrauten Geplänkel spürte Talin, wie noch etwas zwischen ihnen einrastete. Clays Gesichtsausdruck sagte ihr, dass er es ebenfalls gespürt hatte. Leicht schwindlig küsste sie seine Kehle. „Ich bin hungrig.“
„Ich auch.“ Das klang wie eine Einladung. „Wann stillst du meinen Hunger?“
Heiße Erregung flammte zwischen ihren Beinen auf. Gnade ihr Gott, aber ihr fiel im Augenblick kein vernünftiger Grund ein, warum sie keinen Sex mit Clay haben sollte.
30
Als sie vom Mittagessen zurückkamen, warteten Sascha und Lucas bereits im Besprechungszimmer auf sie. „Da seid ihr ja. Es hat wohl ein bisschen länger gedauert.“
Es war unmöglich, auf diese unglaublich warme Stimme von Sascha nicht mit einem Lächeln zu antworten. „Clay wollte unten essen.“
„Ja“, sagte Sascha, und zwischen ihren Augen bildete sich eine steile Falte. „Ich hab schon gehört, dass ihr Probleme hattet.“ Die letzten Worte sagte sie leise und voller Mitgefühl.
Talin spürte, dass Clay hinter ihr starr wurde, und wollte Sascha gerade alles erklären, als sie den Schalk in den Augen der Kardinalmedialen wahrnahm.
„Du solltest dich in Acht nehmen, Clay“, sagte Lucas schleppend von seinem Platz in der Nähe der Tür. Er hatte die Beine auf den Tisch gelegt und den Stuhl nach hinten gekippt. „Sonst bekommst du noch gute Ratschläge von den Jugendlichen.“
Clay packte Talin mit einer Hand im Nacken. „Du steckst ziemlich in der Tinte.“
Ihr Lachen löste ein verständnisvolles Lächeln bei den anderen beiden aus. „Selber schuld.“
„Darüber reden wir später.“ Er lotste sie zu einem Stuhl neben Sascha auf der anderen Seite des Tisches.
Sie setzte sich, und Clay lehnte sich an die Wand zu ihrer Linken. Der Spaß verging ihr, sobald sie sich wieder auf die Papiere konzentrierte. Jon war seit über einer Woche verschwunden. Schnell brachte sie Sascha auf den neusten Stand. „Ich habe gehofft, Sie könnten noch ein paar weitere Mediale in den Herkunftsfamilien der Kinder herauspicken.“
„Es ist ein sehr großer Zeitraum.“ Sascha gab einen frustrierten Laut von sich. „Wenn ich noch mit dem Medialnet verbunden wäre–“
„Was nie mehr geschehen wird“, sagte Lucas knallhart.
Sascha sah ihn finster an. „Wie ich schon sagte, bevor ich so roh unterbrochen wurde“– sie warf ihm noch einen bösen Blick zu, doch er lächelte sie an–, „wenn ich noch mit dem Medialnet verbunden wäre, könnte ich dort nach Hinweisen suchen, aber so muss ich mich mit dem zufriedengeben, was ich noch aus der Zeit vor meinem Abschied weiß.“
„Was ist mit den Bibliotheken?“, fragte Lucas.
Sascha nickte. „Ich habe Nachforschungen in den
Weitere Kostenlose Bücher