Im Feuer der Nacht
Bett.«
Das Versprechen auf eine Mahlzeit bot die Garantie, dass die Jungen ihr folgten, wohin auch immer sie es sich wünschte.
Penelope atmete tief durch. »Aber zuerst müsst ihr mir verraten ... haben noch mehr Jungen zu euch gehört? Solche, die eigentlich ins Findelhaus hätten gehen sollen?«
»Sie meinen Dick und Jemmie.« Fred nickte mit leuchtenden Augen, begierig, ihr helfen zu können. »Sie waren hier. Zumindest waren sie es. Aber gestern Abend sind sie mit Smythe verschwunden und nicht zurückgekommen.«
Penelope ließ die fünf Jungen bei Griselda und gab strikte Anweisung, dort auf sie zu warten, bevor sie sich an den Polizisten vorbei zur Treppe schlängelte. Gerade hatte sie das Fußende erreicht, als Miller herunterkam. »Ich muss mit Stokes und Adair sprechen. Dringend.«
Miller bemerkte ihre angespannte Miene und schaute die Treppe hinauf. »Sie sind auf dem Weg nach unten, Miss.«
Zusammen mit Miller zog sie sich in die Mitte des Lagerraumes zurück, als zwei stämmig gebaute Polizisten erschienen und einen gewöhnlich aussehenden Mann abführten, dessen Gelenke in Handschellen gefesselt waren.
Wally, für den sie ihn jedenfalls hielt, wirkte verwirrt. Die Haare standen ihm zu Berge, seine Kleidung war zerknittert; in seinen einfachen Gesichtszügen spiegelte sich schlichtes Unverständnis. Er machte den Polizisten keinen Ärger. Die Männer trieben ihn auf die Seite, sodass die anderen noch die Treppe hinunterkommen konnten.
Zwei weitere Polizisten kamen nach unten, führten diesmal einen wesentlich älteren Mann ab. Grimsby. Den Kopf mit den runden Wangen und dem zerzausten grauen Haar, der zwischen zusammengezogenen Schultern auf einer eingesunkenen Brust saß, hatte Penelope bereits gesehen. Es mochte sein, dass Grimsby einst eine beeindruckende Gestalt gewesen war. Aber jetzt war er alt, und die Jahre hatten ihn niedergedrückt. Dessen ungeachtet funkelte es scharfsinnig in seinem Blick, als die Polizei ihn nach vorn drängte und er die Jungen, Griselda, die Polizisten, Penelope und Miller eindringlich musterte.
Bei deren Anblick runzelte er die Stirn. Grimsby konnte sie nicht einordnen.
Stokes und Barnaby kamen als Letzte die Treppe hinunter.
Die Polizisten führten Grimsby in die Mitte des freigeräumten Platzes, brachten ihn zum Stehen und drehten ihn so, dass er Stokes anschaute. Nach Millers Anweisungen wurden noch mehr Laternen eingesammelt und so aufgestellt, dass der Bereich in helles Licht getaucht war.
Penelope nutzte den Moment, trat vor, fing Barnabys Blick auf und zupfte Stokes am Ärmel, um dessen Aufmerksamkeit zu erregen. Nachdem beide sich zu ihr wandten, begann sie ruhig zu sprechen. »Dick und Jemmie, die letzten beiden Jungen, sind nicht hier.« Die beiden Männer schauten sofort zu den Jungen hinüber. »Ja, es sind fünf, aber es befinden sich zwei darunter, die wir nicht kennen. Den anderen zufolge haben Dick und Jemmie sich ebenfalls hier aufgehalten. Smythe hat sie gestern zu sich genommen und ist nicht zurückgekehrt.«
Stokes fluchte atemlos und schaute zu Barnaby, der ebenfalls grimmig dreinblickte. »Wenn Smythe nur halb so gerissen ist, wie man es ihm nachsagt, dann wird er sich hier nicht wieder blicken lassen.«
»Und wenn er tatsächlich auf die Jungen angewiesen ist«, fügte Barnaby hinzu, »dann wird er sich an die zwei klammern, die er hat. Keinesfalls wird er sie gehen lassen.«
»Verdammt!« Stokes drückte die Verzweiflung aller aus. »Dann wollen wir hören, was Grimsby uns zu erzählen hat.«
»Versuchen Sie es zuerst mit Wally.« Penelope starrte den jüngeren Mann an. »Er ist... schlichter.«
Das galt zwar nicht in jeder Hinsicht, aber sie war sich recht sicher, dass Wally nicht über alle Einzelheiten informiert war. Stokes richtete seine Aufmerksamkeit auf die Gefangenen, während Penelope eine Hand in Barnabys gleiten ließ und kurz drückte, bevor sie ihn wieder losließ. Ruhig ging sie zu den Jungen hinüber, denn sie wollte nicht, dass die Kinder sich schon wieder einsam und verlassen fühlten.
Nach kurzem Zögern folgte Barnaby.
Stokes starrte Grimsby einen Moment lang durchdringend an, wandte sich dann an Wally. Schließlich begann er: »Wally, nicht wahr?«, und fuhr fort, nachdem Wally irritiert genickt hatte: »Wer hat Ihnen befohlen, Mrs. Carter zu ermorden?«
Wally legte die Stirn tief in Falten und schüttelte den Kopf. »Ich habe niemanden ermordet. Wer ist Mrs. Carter?«
Es war kristallklar, dass Wally die
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