Im Feuer der Nacht
die Jungen zu holen, hat er sich bitter darüber beklagt, dass Alert kein Sterbenswörtchen über die Einsatzorte verliert. Smythe legt großen Wert darauf, alles genau wie seine Westentasche zu kennen, bevor er irgendwo einsteigt. Smythe weiß mehr als ich, aber auch nicht alles. Bis jetzt jedenfalls nicht.«
Stokes runzelte die Stirn. »Dieses Haus, in dem Sie sich getroffen haben ... gehört es ihm?«
Grimsby zog eine Grimasse, in der deutlich »woher-soll-ich-das-wissen« geschrieben stand. »Vermutlich. Er benimmt sich dort immer ganz wie zu Hause, bequem und entspannt.«
»Wie lautet die Adresse?«, wollte Stokes wissen.
»St. John’s Wood Terrace Nummer 32. Wir gehen immer durch den hinteren Eingang rein, durch die Tür, die auf den Garten zeigt. Hinter dem Haus befindet sich eine Gasse.«
Barnaby hatte Grimsby eingehend beobachtet. »Sie hatten erwähnt, dass Smythe ungewöhnliche acht Jungen verlangte. Was glauben Sie, wofür er so viele benötigt?«
Grimsby schwieg.
»Ihre Vermutung«, fuhr Barnaby in härterem Tonfall fort.
Grimsby hielt den Blick einen Moment lang fest. »Wenn ich eine Vermutung äußern dürfte, würde ich sagen, dass Alert vorhat, in mehr als acht Häuser auf einmal einzubrechen - und zwar in einer einzigen Nacht. So können die Bullen ihm nicht in die Quere kommen.«
Barnaby richtete den Blick in die Ferne und kombinierte die Vorstellung mit der Aussage, die Grimsby bereits gemacht hatte. »Sie hatten von Objekten gesprochen. Ganz besonderen Objekten. Alert hat also vor, Smythe in ganz bestimmte Häuser einbrechen zu lassen, die er ... Alert ... bereits in Mayfair ausgesucht hat. In mehr als acht Häuser in einer einzigen Nacht.« Er konzentrierte sich wieder auf Grimsby. »Sieht so sein Plan aus?«
»So viel kann ich jedenfalls vermuten«, erwiderte Grimsby. »Ich habe keine Ahnung, um welche Häuser es sich handelt.«
Stokes musterte Grimsby abschätzig und fragte dann: »Gibt es noch etwas, was Sie uns zu sagen haben? Irgendetwas?«
»Ganz besonders über Alert«, fügte Barnaby hinzu.
Grimsby wollte den Kopf schütteln, hielt aber inne. »Doch, eine Sache. Ich weiß nicht, ob es stimmt oder ob ich es mir nur einbilde, aber mehr als einmal hat Alert gesagt, dass er ganz genau weiß, wie die Polizei arbeitet. Er hat großen Wert darauf gelegt und betont, dass wir es ihm überlassen sollten, sich über die Bullen den Kopf zu zerbrechen.«
Stokes und Barnaby wechselten besorgte Blicke. Grimsbys Worte gefielen ihm ebenso wenig wie dem Inspektor.
»Ein Gentleman«, bemerkte er mit weicher Stimme, »der sich zutraut, die Arbeitsweise der Polizei zu durchschauen.«
Stokes wandte sich wieder an Grimsby. »Dieses Haus in St. John’s Wood Terrace«, meinte er, »ich denke, es ist Zeit, dass wir Ihrem Mr. Alert einen Besuch abstatten.«
»Es gibt keinen Mr. Alert in St. John’s Wood Terrace.« Griselda meldete sich zu Wort, und alle Köpfe drehten sich zu ihr. Sie errötete, ließ den Blick aber nicht von Stokes. »Ich kenne die Gegend. Genau weiß ich auch nicht, wer in Nummer 32 wohnt, aber ich bin sicher, dass es nicht Alert ist.«
Stokes nickte. »Das überrascht mich wenig. Er wird einen Decknamen benutzen.«
»In seinem eigenen Haus?«, murmelte Barnaby neben ihm.
Das war nur schwer zu begreifen. Es lag auf der Hand, dass sie alle nach St. John’s Wood Terrace fahren mussten, um möglichst viel in Erfahrung zu bringen. Stokes gab die Anweisung, Wally nach Scotland Yard zu bringen, während Sergeant Miller, Grimsby und dessen zwei Bewacher sie nach St. John’s Wood begleiten sollten.
Die Droschken wurden geordert, und die übrigen Polizisten erhielten den Befehl, wieder auf ihre Posten zurückzukehren. Stokes und Barnaby gesellten sich zu Penelope und Griselda, die sich um die fünf Jungen kümmerten.
Penelope schaute auf, als die Männer sich näherten. Ihre Miene gab zu verstehen, dass sie hin und her gerissen war zwischen der Verpflichtung, die Jungen heil und gesund im Findelhaus zu wissen, und ihrem Entschluss, die Verbrecher zur Strecke zu bringen.
Die Neuigkeit, dass es sich bei Alert um einen Gentleman handelt, stärkte ihre Willenskraft ungemein - genau wie bei Barnaby.
Er suchte ihren Blick, als er neben ihr angekommen war, und wartete auf ihre Entscheidung. Inzwischen war er viel zu klug geworden, ihr auch nur den kleinsten Fingerzeig zu geben, welche Entscheidung sie seiner Meinung nach treffen sollte.
»Ich werde die Jungen ins Findelhaus
Weitere Kostenlose Bücher