Im Feuer der Nacht
umbringt?« Das war der Albtraum, der sie fest in den Klauen hielt.
Stokes wich ihrem Blick nicht aus. »Ich kann nicht behaupten, dass es ausgeschlossen ist. Wenn er den Eindruck hat, dass sie eine ernste Gefahr für ihn darstellen, könnte es sein.« Er drehte sich zu Barnaby. »Wo bist du gewesen?«
Barnaby stellte den Becher ab. »Ich habe mich mit Winslow unterhalten, einem der Lordrichter. Falls bewiesen werden kann, dass die minderjährigen Jungen unter der Knute eines Erwachsenen gegen ihren Willen gezwungen worden sind, die Einbrüche zu begehen - was wir durch Miss Ashfords und meine Zeugenaussage belegen können -, dann werden ihnen die Straftaten nicht zur Last gelegt. Im Gegenteil, sie können als Zeugen gegen ihren Anstifter aussagen.«
Stokes blickte noch grimmiger drein. »Das heißt, wenn wir sie finden, stellen sie in der Tat eine Gefahr für Smythe dar.«
Barnaby nickte und fing Penelopes Blick auf. »Man wird sie für unschuldig halten. Falls wir sie finden. Aber es müsste bald geschehen, und wir müssten sie aus Smythes Gewalt befreien. Es mag sein, dass er keine Ahnung hat, was >unter Zwang< zu bedeuten hat oder dass die Jungen gegen ihn aussagen können, ohne sich selbst zu belasten. Aber die Burschen haben einfach zu viel gesehen.
Und mit Smythe ist es wie mit Grimsby, er weiß sehr genau, wie man einen Handel mit der Polizei einfädelt, und wird annehmen, dass man den Jungen das Angebot macht, alles auszuplaudern, was sie wissen, um mit einer leichteren Strafe davonzukommen.«
Ernüchtert hielt er ihren Blick fest. »Das heißt, wie auch immer Smythe darüber denkt, sobald Alerts Einbrüche erledigt sind, stellen die Jungen eine echte Bedrohung für ihn dar.«
Die Bilanz und das, was sie unausgesprochen zu bedeuten hatte, senkte sich wie ein bedrückender Nebel auf sie.
Noch einmal besprachen sie jede Einzelheit, die sie bisher erfahren hatten. Aber die Tatsache, dass sie über die kommenden Einbrüche Bescheid wussten, half ihnen leider nicht dabei, die Straftaten zu verhindern oder Smythes Aufenthaltsort ausfindig zu machen.
»Alert hat die Sache ziemlich wasserdicht gemacht.« Stokes stellte den Becher ab. »Er hat genau vorausgesehen, was die Polizei unternehmen wird, und uns vom ersten Schritt an in seine Planungen einbezogen.«
Die vier unterhielten sich so lange, bis das Gespräch schließlich ins Stocken geriet. Bei einem Blick aus dem Fenster stellte Penelope fest, dass der trübe Tag in einen noch trüberen Abend übergegangen war. Seufzend stellte sie ihren Becher ab und erhob sich. »Ich muss gehen. Heute Abend findet ein wichtiges Dinner mit möglichen Wohltätern statt.«
Aufmerksam musterte Barnaby ihr Gesicht, stellte seinen Becher ebenfalls ab und erhob sich. »Ich begleite Sie nach Hause.«
Wieder mussten sie an der Kirche mit dem Friedhof vorbeispazieren, um auf die Hauptstraße zu gelangen und eine Droschke zu finden. Als sie im Wagen Richtung Mount Street ratterten, warf Barnaby ihr einen Seitenblick zu, schloss die Hand um ihre, hob sie an die Lippen und küsste zart ihre Finger.
Penelope schaute ihn fragend an.
Barnaby lächelte. »Wo findet das Dinner statt?«
»Bei Lord Abingdon, am Park Place.« Seufzend schaute sie wieder nach vorn. »All das hat Portia eingefädelt... und dann flüchtet sie sich mit Simon aufs Land und überlässt es mir, mich bei diesem Dinner blicken zu lassen!«
Sie schwieg kurz, bevor sie fortfuhr. »Noch nie habe ich sie so sehr vermisst wie jetzt. Ich verabscheue es, mich in gesellige Zusammenkünfte zu mischen und höflich zu plaudern, wenn es so viele wichtige Dinge zu erledigen gibt.«
Barnaby streichelte zärtlich ihre Finger. »In Wahrheit gibt es nichts, was wir heute Abend tun könnten. Wir haben nicht die geringste Ahnung, wann Alert das nächste Mal einbrechen lässt, ob die Serie sich vielleicht sogar über mehr als nur noch eine einzige Nacht erstrecken wird. Wir wissen noch nicht einmal, wie viel mehr als diese acht Einbrüche Smythe unter Umständen auf seiner Liste hat. Falls Alert wirklich so gute Verbindungen zur Polizei unterhält, wird ihm klar sein, dass die Truppe nichts unternehmen wird, bis der Marquis sich wegen der Vase bei ihnen zurückgemeldet hat. Und selbst dann, was soll die Polizei tun? Aus Sicht der Regierung und aus Peels Sicht ist die Lage teuflisch kompliziert.«
Penelope lehnte den Kopf zurück an das Polster. »Ich weiß. Und Lord Abingdon ist ein freundlicher Mensch, der uns schon in
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