Im Feuer der Nacht
hätte träumen lassen.
Offenbar konnte sie mit Misserfolg nicht gut umgehen. Genau wie er.
Und diesmal grinste der Misserfolg ihnen mitten ins Gesicht.
Stokes marschierte immer noch auf und ab. Es zerrte an seinen Nerven, dass er zur Untätigkeit gezwungen war - und doch zugleich wusste, dass die Burschen irgendwo da draußen stecken mussten. Die Zeit wurde langsam knapp. Jetzt hatten die Burschen an Smythes Seite bereits ein paar Häuser ausgeräumt. Es konnte sein, dass der Mann sie als Bedrohung empfand, weil er wusste, dass nach ihm gefahndet wurde.
Das hieß, dass Alert seinen Plan durchgeführt und den Coup gelandet hatte, selbst wenn sie nur von einem Einbruch erfahren hatten ...
Plötzlich richtete Barnaby seine Aufmerksamkeit wieder auf Stokes. »Kann es sein, dass Smythe sämtliche acht Einbrüche in einer Nacht begangen hat?«
Stokes hielt inne. »Mit zwei Jungen? Nein.«
»Nein? Wirklich ausgeschlossen?«
Stokes begriff. Seine Miene hellte sich auf. »Nein, verdammt... schon rein körperlich ist es ausgeschlossen. Das bedeutet, wenn Alert wie ursprünglich geplant an seinen acht Einbrüchen festhält ...«
»... warum sollte er seinen Plan aufgeben, wenn doch alles wunderbar zu laufen scheint?«
Stokes nickte. »Dann hat er ... noch mindestens drei Einbrüche zu verüben.«
»Mehr als fünf in einer Nacht sind nicht möglich?«
»Wahrscheinlich eher vier. Besonders dann, wenn er jedes Mal die Jungen einsetzt, was Grimsby zufolge der Fall ist.«
»Mit anderen Worten, Alerts Serie ist noch nicht abgerissen. Er ist noch nicht am Ende ... und das heißt, dass uns noch mindestens eine Nacht bleibt und vier weitere Einbrüche, bei denen sie geschnappt werden können.«
Stokes verzog das Gesicht. »Ich würde besser nicht damit rechnen, das Smythe einen Fehler macht.«
»Es muss nicht unbedingt er sein.«
»Die Burschen?« Stokes zog die Brauen hoch.
»Es gibt immer eine Möglichkeit. Und wo es eine Möglichkeit gibt, gibt es auch Hoffnung.« Barnaby dachte kurz nach, erhob sich dann und schnappte seinen Mantel vom Stuhl. »Ich werde einen Mann besuchen, der vielleicht doch noch weiterweiß.«
»Das ist alles, was er Ihnen verraten hat? Und Sie lassen ihn gehen?« Penelope machte aus ihrer Missbilligung keinen Hehl.
Schulterzuckend nahm Stokes sich den nächsten Pfannkuchen.
»Er wird mir Bescheid sagen, sobald seine Beute sich irgendwie rührt. Aber in der Zwischenzeit erwarten wir weitere Einbrüche, sodass ich mir ohnehin den ganzen Tag den Kopf darüber zerbreche, was wohl geschieht.«
Penelope stieß ein verlegenes »Hm« aus. Stokes und sie hatten sich wieder einmal in Griseldas Wohnzimmer versammelt. Heute hatte Griselda kleine Pfannkuchen gebacken; seit ihren Kindertagen hatte Penelope keine Pfannkuchen mehr gegessen. Es war beruhigend, sich mit einer Tasse Tee in der Hand auf Griseldas Sofa zu kuscheln, an dem Gebäck zu knabbern und am Tee zu nippen.
Und mit ihrer Mutlosigkeit nicht allein zu sein.
»Joe und Ned Wills haben heute Vormittag vorbeigeschaut«, berichtete Griselda. »Es gibt keine Neuigkeiten, aber sie meinten, dass das gesamte East End Augen und Ohren aufgesperrt hätte. Sobald Smythe die Jungen freigelassen hat, dauert es nur wenige Stunden, bis sie bei uns sind.«
Stokes seufzte. »Das wird er nicht tun.«
»Er wird sie nicht freilassen?«, fragte Penelope entsetzt.
Grimmig schüttelte Stokes den Kopf. »Er weiß, dass wir ihm auf den Fersen sind. Entweder wird er sie bei sich behalten und sie für weitere Einbrüche benutzen oder sich ihrer auf eine Weise entledigen, dass sie keinerlei Bedrohung für ihn darstellen. Vielleicht wird er die Burschen auch nach Deptford oder Rotherhithe verschleppen und sie dort noch weiter ausbilden. Zu Schiffsjungen oder Kohlenschleppern. Smythe wird sich für die Übergabe bezahlen lassen, und er wird dafür sorgen, dass die Jungen niemandem irgendwelche Geschichten erzählen, wer auch immer ihnen neugierige Fragen stellt.«
Griselda ging nach unten, als es an der Tür klopfte, und kehrte mit Barnaby zurück.
Er ist angespannter, als ich erwartet habe, dachte Penelope. Barnaby bediente sich selbst mit drei kleinen Pfannkuchen, nachdem Griselda ihm einen Becher Tee gereicht hatte. »Wir besprechen gerade«, erklärte sie, als er an seinem Becher nippte, »was Smythe wohl mit den Jungen anstellen wird. Stokes meinte, dass er sie vielleicht in eine Lehre gibt.«
Wieder schaute sie Stokes an. »Könnte es sein, dass er sie
Weitere Kostenlose Bücher