Im Feuer der Nacht
mancher Hinsicht eine Hilfe gewesen ist. Ich kann ihm die Einladung wirklich nicht vorwerfen.« Einen Moment später fügte sie hinzu: »Leider kann Mama nicht dabei sein. Heute früh hat sie erfahren, dass eine alte Freundin krank ist. Deshalb ist sie gleich zu einem Besuch nach Essex aufgebrochen, bevor wir uns auf die Jagd zurückziehen.«
Das hieß, in mehr als nur einer Hinsicht wurde die Zeit langsam knapp. »Ich kenne Abingdon sehr gut. Vor einigen Jahren habe ich ihm in einer kleinen Schwierigkeit weitergeholfen.« Barnaby fing ihren Blick auf. »Wenn du möchtest, werde ich dich begleiten.«
Lange erwiderte sie seinen Blick, musterte seine Augen, sein Gesicht, bevor sie die Lippen zu einem Lächeln verzog. »Ja, ich möchte gern.«
Barnaby lächelte ebenfalls, küsste wieder ihre Finger. »Ich hole dich um sieben ab. Einverstanden?«
Penelope strahlte über das ganze Gesicht. »Einverstanden. Um sieben«, nickte sie.
Als Barnaby und Penelope um elf Uhr an jenem Abend die Treppe vor dem Anwesen Seiner Lordschaft hinunterschritten - nach einem angenehmen Dinner mit Abingdon und zweien seiner Freunde, die sich ebenfalls für Wohltätigkeiten interessierten -, entdeckten sie, dass der Nebel sich zugunsten einer kalten und klaren Nachtluft verflüchtigt hatte.
»Wenn ich mich gehörig anstrenge, kann ich sogar die Sterne erkennen.« Penelope schob die Hand in Barnabys Ellbogen. »Warum verzichten wir nicht auf die Droschke und gehen zu Fuß?«
Barnaby schaute auf sie herab, als sie sich auf den Weg machten. »Wir müssen halb Mayfair durchqueren, um in die Mount Street zu gelangen. Kann es sein, dass du dir Hoffnungen machst, unterwegs auf Smythe zu stoßen?«
Sie zog die Brauen hoch. »Seltsam, aber auf diesen Gedanken bin ich wirklich nicht gekommen.« Lächelnd fing Penelope seinen Blick auf. »Denn eigentlich hatte ich nicht vor, in die Mount Street zu gehen. Die Jermyn Street liegt doch viel näher.«
Es stimmte. »Deine Mutter ...«
«... ist zu Besuch in Essex.«
Sie erreichten die Arlington Street, bogen um die Ecke und setzten ihren Spaziergang fort. »Ich denke, im Interesse von Sitte und Anstand sollte ich dich darauf hinweisen, dass besser niemand sehen sollte, wie du mitten in der Nacht am Arm eines Gentlemans die Jermyn Street entlangspazierst.«
»Unsinn. In diesem Umhang mit der Kapuze über dem Kopf wird mich niemand erkennen.«
Barnaby begriff nicht ganz, warum er Streit suchte, denn er freute sich sehr, dass sie zu ihm nach Hause kommen wollte -ganz so, als wären sie bereits verheiratet oder doch zumindest ein verlobtes Paar. Aber ... »Mostyn wäre schockiert.«
Sie schnaubte. »Ich könnte ihm befehlen, deinen Speiseplan für die Woche mit mir zu besprechen, er würde nichts anderes tun als sich verbeugen, >sehr wohl, Ma’am« murmeln und hastig sein Notizbuch holen.«
Er kniff die Augen zusammen. Es brauchte einen Moment, bis er verdaut hatte, was die wenigen Worte bedeuteten. »Er spricht dich mit >Ma’am< an?«
Sie zuckte die Schultern. »Wie viele andere auch.«
Aber Mostyn war nicht wie viele andere; er war ein mustergültiger Butler, ein Gentleman’s Gentleman. »Verstehe.« Ohne sich weiter auf den Streit einzulassen, bog Barnaby in die Bent Street ein, die sie inzwischen erreicht hatten.
Verstohlen musterte er ihre Miene. Unter der fröhlichen, beinahe spielerischen Oberfläche spürte er eine gewisse Entschlossenheit. Angesichts des ungeklärten Status ihrer Beziehung hielt er es für klug, sie gnädigerweise gewähren zu lassen. Und abzuwarten, auf welchen Weg sie ihn leiten würde.
Es mochte sehr wohl sein, dass es genau der Weg war, den er insgeheim auch vorgesehen hatte.
Penelope war tatsächlich dabei, Pläne zu schmieden, im Stillen ein paar Sätze zu erproben, mit denen sie das Thema Hochzeit anschneiden konnte, sobald sie sein Haus erreicht hatten. Im Wohnzimmer wäre es ihr recht, dort wäre es leichter, mit ihm zu reden; weniger Ablenkung, denn das Bett fehlte.
Außerdem war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie sich erst nach Dicks und Jemmies Rettung über ihre Beziehung unterhalten sollten - über ihre Beziehung, die sich aus einer anfangs rein beruflichen Verbindung zu etwas viel Tieferem entwickelt hatte, bis zu dem Punkt, dass an den vergangenen zwei Abenden alle anderen sie als Paar betrachtet hatten, auf diese unbestimmbare Weise miteinander verbunden, die für zwei Menschen galt, die verheiratet waren oder heiraten sollten und
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