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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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die Gentlemen ebenso subtil wie unerbittlich der Einbildung, sie könne ihre Meinung jemals ändern.
    Penelope reagierte jedes Mal mit Verblüffung, wenn ein junger Kerl zu unterbelichtet schien, um ihre Botschaft zu verstehen. Ich trage eine Brille, du Tölpel!, war dann immer ihr erster Gedanke. Welche junge Lady, die sich nach einer passenden Verbindung sehnte, setzte sich eine goldumrandete Sehhilfe auf die Nase, wenn sie in den Salons auftrat?
    In Wahrheit konnte sie ohne Brille ausreichend sehen, obschon ihre Umgebung doch ein wenig verschwommen wirkte. Innerhalb eines umgrenzten Gebietes wie einem Zimmer kam sie zurecht, sogar in einem Ballsaal, obwohl sie dann den Gesichtsausdruck der Menschen nicht mehr klar erkennen konnte. Schon im jugendlichen Alter hatte sie beschlossen, dass es wesentlich wichtiger war, über jede Einzelheit in ihrer Umgebung informiert zu sein, als auf ein angemessenes Aussehen zu achten. Mochten andere junge Ladys kurzsichtig die Augen zusammenkneifen und sich mehr schlecht als recht durchwursteln, um ihre Sehschwäche zu leugnen - sie nicht.
    Ich bin, wie ich bin, dachte sie, und der Salon sollte sich besser damit abfinden.
    Mit erhobenem Kinn und den Blick auf die Deckenleiste auf der anderen Seite des Raumes gerichtet, stand Penelope immer noch abseits in Lady Hemmingfords Salon und überlegte, ob sich unter den jüngst angekommenen Gästen jemand befand, mit dem sie sich gewinnbringend unterhalten konnte, auch zum Nutzen des Findelhauses.
    Wie aus weiter Entfernung registrierte sie die Musik, die aus dem angrenzenden Salon an ihr Ohr drang, wehrte sich aber entschieden gegen ihre Neigung. Wenn sie tanzte, würde sich der betreffende Gentleman nur zu der Einbildung ermutigt fühlen, sie wolle nähere Bekanntschaft schließen. Ein trauriger Umstand, wenn man bedachte, wie sehr sie das Tanzen liebte; aber sie hatte gelernt, sich von der Musik nicht verführen zu lassen.
    Plötzlich, ohne jede Vorwarnung, zuckten wieder ihre Nerven ... spielten vollkommen verrückt. Sie blinzelte. Ein höchst sonderbares Gefühl glitt über sie; es war, als hätte man die Nervenenden direkt unter ihrer Haut berührt. Warm und zart. Sie war im Begriff, sich umzuschauen, um die Ursache ausfindig zu machen, als eine verstörend tiefe Stimme murmelte: »Guten Abend, Miss Ashford.«
    Blonde Locken; blaue, tiefblaue Augen. Im glänzenden schwarzweißen Abendanzug tauchte Barnaby Adair an ihrer Seite auf.
    Sie drehte ihm das Gesicht zu, lächelte erfreut und gab ihm die Hand, ohne lange nachzudenken.
    Barnaby ergriff ihre zarten Finger und verbeugte sich, dehnte den Augenblick, um seine gewohnt höfliche Fassung wiederzugewinnen, die sie mit ihrem zauberhaften Lächeln sekundenlang erschüttert hatte.
    Was war nur an ihr und ihrem Lächeln? Vielleicht lag es daran, dass sie nicht so freigebig lächelte wie die anderen jungen Ladys; obwohl ihre Lippen sich bereitwillig verzogen und sie ihm die verlangten Höflichkeiten zuteilwerden ließ, wirkten diese Gesten nur wie ein schwacher Abglanz ihres wahrhaftigen Lächelns - das sie ihm gerade geschenkt hatte. Und in diesem Lächeln lag so viel mehr - es war heller, strahlender, offenherziger, so sorglos und voller Aufrichtigkeit, dass in ihm der Impuls aufkeimte, sie zu mahnen, andere Menschen nicht mit einem solchen Lächeln anzublitzen -, es weckte die untergründige Begehrlichkeit in ihm, solche Gesten einzig und allein für ihn zu reservieren.
    Lächerlich. Was machte sie nur aus ihm?
    Er richtete sich wieder auf, bemerkte, dass sie immer noch strahlte, obwohl sich das Lächeln verflüchtigt hatte.
    »Ich bin froh, Sie zu sehen. Ich nehme an, dass es Neuigkeiten gibt?«
    Wieder blinzelte er. Irgendetwas lag in ihrem Gesicht, in ihrer Miene, was ihn berührte. Ihn auf merkwürdige Art erschütterte. »Falls Sie sich erinnern«, begann er und bemühte sich tapfer, aber vergeblich um einen trockenen, arroganten Tonfall, »hatten Sie darauf bestanden, dass ich Sie so früh wie möglich über Stokes’ Ansichten informiere.«
    Seine Bemerkung tat ihrer Heiterkeit keinen Abbruch. »Nun, sicher, aber ich habe mir keinerlei Hoffnungen gemacht, dass Sie den Mut aufbringen, sich hierherzuwagen«, erwiderte sie und deutete mit einer Geste auf die elegante Gesellschaft.
    In weiser Voraussicht hatte sie ihrem Butler auch diesmal gesagt, wo er sie finden konnte. Barnaby zögerte, ließ den Blick kurz über die Gruppen schweifen, die sich in der Nähe unterhielten. »Ich

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