Im Feuer der Nacht
Stokes hinter seinem Schreibtisch und räumte auf, bevor er das Büro verlassen wollte. Stokes schaute auf, musterte seinen Freund. »Was ist los?«
Penelope Ashford entwickelt sich zum Problem. Barnaby sog die Luft beherrscht ein. »Ich habe Miss Ashford nach den vier Jungen befragt.«
Stokes zog die Brauen hoch. »Miss Ashford?«
»Penelope Ashford, Portias Schwester, derzeitige Leiterin des Findelhauses. Sie meinte, alle Jungen wären dünn, drahtig, flink und schnell gewesen. Sowohl körperlich als auch geistig. Sie hält sie für klüger als den Durchschnitt. Davon abgesehen, sind sie zwischen sieben und zehn Jahren alt, von verschiedener Größe, vollkommen reizlos. Darüber hinaus lassen sich keinerlei Gemeinsamkeiten feststellen.«
»Verstehe.« Stokes kniff die Augen zusammen und ließ sich auf den Stuhl fallen. Er wartete, bis Barnaby sich auf den Stuhl gegenüber gesetzt hatte, bevor er fortfuhr. »Klingt so, als könnten wir sämtliche Spielarten des Menschenhandels von unserer Liste streichen.«
Barnaby nickte. »Und zumindest einer der Jungen scheint viel zu groß zu sein, um sich als Kaminfeger nützlich machen zu können. Das können wir also auch streichen.«
»Vor einer Stunde bin ich Rowland von der Wasserpolizei begegnet. Er war zu einer Besprechung hier. Ich habe ihn gefragt, ob ein Mangel an Schiffsjungen zu verzeichnen ist. Aber offenbar ist genau das Gegenteil der Fall. Es gibt also keinen Grund zu der Annahme, dass die Burschen zum Dienst auf See gepresst werden.«
Barnaby fing Stokes’ Blick auf. »Nun, was heißt das für uns?«
Stokes dachte nach, hob dann die Brauen. »Einbruch. Höchstwahrscheinlich wird man sie zum Einbruch zwingen - dünn, drahtig, flink und schnell, wie sie sind. Ihre Unscheinbarkeit ist ein zusätzlicher Vorteil. Sie würden sich keine hübschen oder irgendwie auffälligen Jungen aussuchen. Und in jenem Teil der Stadt ...«
Stokes unterbrach sich, fuhr nach einer Weile fort: »In den vergangenen Jahren hat man sich immer wieder Märchen erzählt ... die nur zu wahr sind, wenn man es recht bedenkt ... von Einbrecherschulen, regelrechten Lehranstalten für künftige Einbrecher, wenn man es so nennen will, die im tiefsten East End betrieben werden. Die Gegend ist vollkommen überfüllt. In manchen Straßenzügen herrscht ein Gemenge von Wohnungen und Lagerhäusern, in das noch nicht einmal die örtliche Polizei gern einen Fuß setzt. Diese Lehranstalten werden aufgebaut und verschwinden bald wieder. Sie bleiben niemals lange, aber es sind immer dieselben Leute, die dahinterstecken.«
»Bevor die Polizei sie auffliegen lassen kann, haben sie bereits die Zelte abgebrochen?«
Stokes nickte. »Gewöhnlich ist es nicht möglich zu beweisen, dass die Eigentümer solcher Anstalten in irgendein nennenswertes Verbrechen verstrickt sind, irgendeines, mit dem wir sie vor Ge-richt zerren könnten. Deshalb ...« Er zuckte die Schultern. »Im Großen und Ganzen schenkt man ihnen keine Beachtung.«
Barnaby runzelte die Stirn. »Und was wird in diesen Schulen gelehrt? Was muss den Jungen beigebracht werden, wenn sie als Einbrecher arbeiten sollen?«
»Früher haben wir angenommen, dass sie als Spähposten eingesetzt werden. Vielleicht stimmt das sogar, wenn der Einbruch in einer weniger wohlhabenden Nachbarschaft stattfinden soll. Aber der echte Nutzen der Jungen als Einbrecher liegt in Diebstählen aus reichen Häusern, besonders aus herrschaftlichen Anwesen. Es ist nicht so leicht, in die Häuser in Mayfair einzudringen. Die Fenster im Erdgeschoss sind meistens verriegelt, oder sie sind zu schmal, jedenfalls für einen Mann. Aber junge, dünne Burschen können sich oft hindurchzwängen. Normalerweise sind es diese Jungen, die das Diebesgut an sich nehmen und dann an den Haupttäter weitergeben. Zu diesem Zweck müssen die Jungen geschult werden, um sich lautlos durch die Dunkelheit schleichen zu können, auf poliertem Holz und Bodenfliesen, um Möbel herum. Man bringt ihnen bei, wie der Grundriss eines herrschaftlichen Anwesens gewöhnlich aussieht, wohin sie gehen und was sie vermeiden sollen - und wo sich verstecken, falls sie den Haushalt aufwecken. Sie lernen, wie man wertvolles Diebesgut von wertlosem Schrott unterscheidet, wie man ein Gemälde aus seinem Rahmen löst, wie man Schlösser aufbricht. Einige lernen sogar, wie man einen Tresor knackt.«
Barnaby zog eine Grimasse. »Und wenn etwas schiefgeht...«
»... werden die Burschen geschnappt, nicht der
Weitere Kostenlose Bücher