Im Feuer der Nacht
Lächeln verzogen, dass sie sich entspannt in seiner lockeren Umarmung wiederfand und sich eingestehen musste, dass er Walzer tanzen konnte. Und dass sie sich seiner Führung überlassen, es schlicht genießen konnte.
Es lag so lange zurück, dass sie sich mit einem Walzer vergnügt hatte.
Seine blauen Augen musterten ihr Gesicht, seine Lippen zuckten. »Offenbar haben Sie Ihre Auffassung geändert und sind Ihrem Tanzmeister aufmerksam gefolgt.«
»Luc, mein Bruder. Er war ein diktatorischer Lehrmeister.« Sie genoss noch ein paar Sekunden lang das Gefühl, über das Parkett zu schweben, das Gefühl seiner starken Oberschenkel an ihren wirbelnden Röcken, bevor sie fragte: »Jetzt können wir immerhin unsere Unterhaltung fortsetzen. Was haben Sie vorhin sagen wollen?«
Barnaby warf einen Blick in ihre großen braunen Augen und fragte sich, warum sie nicht gewollt hatte, dass sie Walzer tanzten. »Ich wollte vorschlagen, dass wir eine Observation einrichten, falls es Ihnen gelingt, weitere Jungen zu identifizieren, die in nächster Zukunft verwaist sein werden und gleichzeitig Ähnlichkeit mit den Entführten aufweisen. Wir könnten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, nämlich die Entführer enttarnen, sobald sie zur Tat schreiten, und die Burschen davor schützen, geraubt zu werden.«
Sie riss die Augen auf. »Ja, natürlich. Eine ausgezeichnete Idee!« Es klang, als hätte der Hauch der Offenbarung sie gestreift. Dann konzentrierte sie sich und übernahm überraschend die Führung. »Gleich morgen werde ich die Akten durchsehen. Falls ich mögliche Kandidaten finde ...«
»Wir treffen uns morgen Vormittag am Findelhaus.« Er lächelte. Unverwandt. Wenn sie sich einbildete, dass er sie allein auf die Jagd schicken würde, dann würde sie noch einmal gründlich nachdenken müssen. »Wir können die Akten zusammen durchsehen.«
Penelope schaute ihn an, als würde sie ihre Chancen abschätzen wollen, sein Angebot zurückzuweisen. Dennoch war ihr klar, dass er kein Angebot gemacht, sondern eine Tatsache ausgesprochen hatte. Schließlich entspannten sich ihre Lippen, die wie immer verführerisch auf ihn wirkten. »Sehr gut. Sagen wir, um elf?«
Er neigte den Kopf. »Wir wollen sehen, was wir finden können.«
Barnaby hob den Blick und wirbelte sie über das Parkett, machte eine Drehung und wirbelte dann den Weg zurück. Ein weiterer Blick in ihr Gesicht gab ihm die Gewissheit, dass sie den Tanz ebenso genoss wie er.
Sogar in dieser Hinsicht war Penelope das Gegenteil des Durchschnitts. Die meisten jungen Ladys waren zaghaft. Selbst wenn sie exzellent tanzen konnten, verhielten sie sich passiv; erlaubten es dem Gentleman nicht nur, sondern verließen sich darauf, dass er sie über das Parkett steuerte. Aber sie fand keinerlei Gefallen an Passivität - noch nicht einmal beim Walzer. Dennoch hatte sie ihm nach den ersten Schritten die Führung anvertraut, die geschmeidige Spannung in ihren schlanken Gliedmaßen und die Kraft, mit der sie ihm folgte, machte den Tanz zu einem gemeinsamen Erlebnis, zur Erfahrung eines gegenseitigen Vergnügens, zu dem sie beide ihren Anteil beitrugen.
Er würde sich glücklich schätzen, wenn er die halbe Nacht mit ihr durchtanzen dürfte ...
Abrupt verbot er sich Gedanken darüber, in welchen anderen Tänzen sie wohl noch schwelgen könnten ... denn das war nicht der Grund, weshalb er sie um diesen Walzer gebeten hatte. Sie war Luc Ashfords Schwester, und seine Beziehung zu ihr war einzig und allein aus den Ermittlungen gespeist.
Nicht wahr?
Barnaby starrte sie an, als er sie ein letztes Mal herumwirbelte und schließlich zum Stehen brachte, starrte auf ihre rosigen, leicht geteilten Lippen, auf ihre wundervollen Augen und das madonnenhafte Gesicht, das kein modischer Putz jemals würde verkleiden können - und er fragte sich, wie aufrichtig er eigentlich zu sich selbst war.
Wie groß sein Vorsatz war, die Augen zu verschließen.
Sie löste sich aus seinen Armen. Er ließ es geschehen und lächelte charmant. »Vielen Dank.«
Penelope erwiderte sein Lächeln und neigte den Kopf. »Sie tanzen ganz ausgezeichnet. Viel besser, als ich es erwartet hätte.«
Er bemerkte das Grübchen auf ihrer linken Wange. »Ich schätze mich glücklich, dass ich Ihnen zu Diensten sein durfte.«
Mit einem unterdrückten Lachen gab sie ihm eine trockene Antwort.
Barnaby ergriff ihre Hand, legte sie auf seinen Ärmel und wandte sich mit ihr zum Empfangszimmer. »Kommen Sie. Ich bringe Sie zu
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