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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Tonfall nach zu urteilen wusste sie genau, worum es sich dabei handelte.
    Er nickte. »Ich muss jemanden finden, der mir sagen kann, ob es Gerüchte darüber gegeben hat, dass ein bestimmter Verbrecher kürzlich eine solche Anstalt eröffnet hat.«
    »Nun, bei Ihren ... mit Verlaub, bei Ihren Bullen brauchen Sie sich nicht zu erkundigen. Sie werden die Letzten sein, die es erfahren.«
    »In der Tat. Und bitte glauben Sie nicht, dass ich der Meinung bin, Sie würden darüber Bescheid wissen. Aber ich hatte gehofft, dass Sie vielleicht jemanden kennen, einen Namen oder eine Adresse.«
    Sie musterte ihn aufmerksam, mit gleichmäßigem und aufrichtigem Blick aus ihren blauen Augen. Stokes schwieg, spürte, dass sie sich weigern würde, wenn er sie drängte.
    Griselda fühlte sich hin und her gerissen. Sie kannte das East End; deswegen war sie fest entschlossen gewesen, es eines Tages zu verlassen, hatte lange und hart daran gearbeitet. Sie hatte eine beschwerliche Ausbildung abgeschlossen, gerackert und sich jeden Bissen vom Munde abgespart, den Lohn auf die hohe Kante gelegt, um ihren eigenen Laden eröffnen zu können. Nachdem es ihr gelungen war, hatte sie rund um die Uhr geschuftet, um sich zu etablieren.
    Griselda war erfolgreich gewesen und hatte das East End in weiten Teilen tatsächlich hinter sich gelassen. Und jetzt stand dieser attraktive Polizeiinspektor vor ihr und fragte sie, ob sie bereit war, sich wieder in das Elendsviertel zu wagen. Für ihn und seinen Fall.
    Nein, korrigierte sie sich, er fragt nicht um seinetwillen. Er versuchte, vier Burschen zu retten, die aus denselben Slums entführt worden waren, aus denen sie sich mühsam emporgearbeitet hatte. Das Findelhaus kannte sie vom Hörensagen; wenn die Jungen dorthin gebracht worden wären, wie ihre Angehörigen es arrangiert hatten, hätten sie eine Chance gehabt, künftig ein besseres Leben zu führen.
    Die Zukunft von vier jungen Burschen - das war es, was hier auf dem Spiel stand.
    Griselda hatte keine Brüder mehr, hatte alle drei in den Kriegen der vergangenen Jahre verloren. Der älteste war zwanzig gewesen, als er gestorben war; die drei hatten niemals eine Chance gehabt, ihr Leben zu leben.
    Sie musterte Stokes eindringlich. »Diese vier jungen Kerle«, fragte sie, »wie lange ist es her, dass sie entführt worden sind?«
    »Es ist in den letzten Wochen geschehen, die letzte Entführung allerdings erst vor zwei Tagen.«
    Es gab also noch einen Weg, sie zu retten. »Sie sind sich sicher, dass es sich um eine Einbrecherlehranstalt handelt?«
    »Es ist am wahrscheinlichsten.« Ohne Aufforderung beschrieb Stokes die Jungen und schloss dadurch andere Möglichkeiten aus, die er gar nicht erst erwähnte. Denn sie kannte die Welt, die sie hinter sich gelassen hatte.
    Wieder schwieg er. Drängte sie nicht. Wartete ... erinnerte dennoch an ein Raubtier auf Beutezug, achtete aber sorgsam darauf, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Sie überlegte, ihm die Hilfe zu verweigern, und seufzte innerlich. »Ich kann Ihnen nicht erzählen, was ich nicht weiß. Aber ich werde mich umhören. Alle paar Wochen besuche ich meinen Vater. In letzter Zeit kommt er nicht mehr sehr viel herum, aber es dringt ihm viel ans Ohr, und er hat sein ganzes Leben in der Gegend verbracht. Mag sein, dass er keine Ahnung hat, wer in jüngster Zeit eine solche Anstalt eingerichtet hat. Aber sicher kann er sagen, wer es in der Vergangenheit getan hat und wer immer noch im Geschäft ist.«
    Seine Anspannung ließ langsam nach. »Danke. Ich bin dankbar für alles, was wir in Erfahrung bringen können.«
    »Wir?«
    Er trat auf das andere Bein. »Da ich Sie gebeten habe, die Gegend wieder aufzusuchen, muss ich darauf bestehen, Sie zu begleiten. Zu Ihrem Schutz.«
    »Zu meinem Schutz?« Sie warf ihm einen amüsierten, absichtlich herablassenden Blick zu. »Inspektor ...«
    Griselda brach ab, dachte darüber nach, was sie gerade hatte sagen wollen: dass im East End nicht sie auf Schutz angewiesen war, sondern er. Aber sie verschluckte ihre Worte, weil sie sich endlich erlaubte, ihm, der so viel Platz in ihrem kleinen Laden beanspruchte, einen gründlichen Blick zuzuwerfen.
    Sie hatte ihn schon früher gesehen, das heißt, sie war ihm kurz begegnet. Aber das war auf der Wache gewesen, inmitten einer aufgeregten Truppe hochgewachsener Männer, die ihn mehr oder weniger verdeckt hatten. Heute war er ganz auf sich selbst gestellt, und sie konnte seine schlanken, trotzdem harten Muskeln ebenso

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