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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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»Miss Martin wird uns bereits erwarten.«
    Prompt stieg Penelope die Stufen hinauf, zerrte an der Türglocke und hörte, wie es drinnen klingelte.
    Kurz darauf eilte jemand leichtfüßig zur Tür, es klickte, und die Tür schwang nach innen auf. Penelope schaute auf und begegnete wundervollen, blauen Augen in einem rundlichen Gesicht mit rosigen Wangen. Sie lächelte. »Hallo. Sie müssen Miss Martin sein.«
    Die Frau schaute irritiert, entdeckte dann Barnaby und Stokes auf dem Gehweg. Rasch trat Stokes nach vorn. »Miss Martin, das ist...«
    »Penelope Ashford.« Penelope trat ebenfalls einen Schritt vor und streckte ihr die Hand entgegen. »Ich bin sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Miss Martin betrachtete Penelopes Hand, zögerte, ergriff und schüttelte sie und grüßte obendrein noch mit einem Nicken.
    »Nein, nein.« Penelope ging weiter in den Laden, zog Miss Martin mit sich. »Es gibt keinerlei Anlass zu übertriebenen Höflichkeiten. Sie sind so freundlich, uns zu helfen, unsere vermissten Jungen wiederzufinden. Dafür bin ich Ihnen aufrichtig dankbar.«
    Barnaby war Penelope in den Laden gefolgt, musterte Griselda Martin aufmerksam und entdeckte ein großes, fragendes »uns?« in ihrem Blick. Er lächelte beruhigend, als sie sich ihm zuwandte. »Barnaby Adair, Miss Martin. Ich bin Stokes’ Freund. Und genau wie Miss Ashford, die das Findelhaus leitet, in dem die verschwundenen Jungen hätten aufgenommen werden sollen, bin ich Ihnen für die Hilfe außerordentlich dankbar.«
    Stokes schritt über die Schwelle und schloss die Tür hinter sich. »Ich hoffe, Sie werden die Invasion verzeihen, Miss Martin«, er fing ihren Blick auf, »aber ...«
    »Um die Wahrheit zu sagen, Miss Martin«, unterbrach Penelope, »ich habe Stokes förmlich die Erlaubnis abgezwungen, Sie ebenfalls kennenzulernen, zusammen mit ihm und Mr. Adair. Ich bin felsenfest entschlossen, die vier entführten Jungen zu retten, und ich vermute, dass Sie Vorhaben, im East End nach Spuren dieser Einbrecheranstalt zu suchen, in der sie wahrscheinlich unterrichtet werden.«
    Barnaby hatte plötzlich die böse Ahnung, dass es zu einem Desaster führen würde, falls er Penelope erlaubte, offen mit Miss Martin zu sprechen, hoffte aber auf einen Irrtum, als Miss Martin die Stirn runzelte.
    Penelope hatte Miss Martin nicht aus den Augen gelassen und nickte als Antwort auf das Stirnrunzeln. »In der Tat. Ich wage die Vermutung, dass Sie sich wundern, warum einer Lady meines Standes das Wohlergehen der vier Burschen aus dem East End so sehr am Herzen liegt. Die Antwort ist ganz einfach. Es mag sein, dass sie nicht wie vorgesehen ans Findelhaus übergeben worden sind. Aber trotzdem waren und sind wir in der Pflicht.
    Wir tragen die Sorge für diese Jungen, und als Leiterin des Hauses werde ich nicht einfach die Augen vor der Tatsache verschließen, dass sie entführt worden sind. Und auch nicht vor der Tatsache, dass die Eltern dieser Jungen ein anderes Leben für sie arrangiert haben, als Verbrechen zu begehen. Das hatte das Schicksal nicht für sie vorgesehen, und ich werde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie wieder auf den rechten Weg zurückzuführen.«
    Barnaby beobachtete sie, während sie sprach, und war überzeugt, dass es ganz buchstäblich zu verstehen war, wenn sie »Himmel und Hölle« in Bewegung setzen wollte. Die Leidenschaft, die in ihren dunkelbraunen Augen aufglomm und sich auf ihren lebhaften Züge abzeichnete, war ein deutliches Zeugnis ihrer unverrückbaren Entschlossenheit.
    Dann lächelte sie und bannte damit den Eindruck einer Kriegsgöttin, den sie gerade wachgerufen hatte. »Miss Martin, ich hoffe, Sie verstehen, dass ich nicht einfach zu Hause die Hände in den Schoß legen und auf Neuigkeiten warten kann. Wenn es irgendeinen Weg gibt, auf dem ich helfen kann, die vier Jungen ausfindig zu machen und zu retten, dann muss ich dabei sein und helfen. Und ich bin überzeugt, dass es diesen Weg gibt.«
    Barnaby hörte, wie Stokes hinter ihm unruhig von einem Bein auf das andere trat. Offensichtlich hatte er nicht mit der Anziehungskraft zwischen Penelope und Miss Martin gerechnet, und noch weniger mit ihrer Leidenschaftlichkeit. Barnaby war nicht in der Lage, sich klar vor Augen zu führen, was Penelope mit ihrer Überzeugungskraft anrichten würde - dass sie nämlich verkleidet das East End aufsuchte -, und musste sich stattdessen eingestehen, wenn auch widerwillig, dass er ihre Aufrichtigkeit ebenso bewunderte

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